Zahnerhaltung in Graz - Vor- und Nachteile von Materialien

ZMT sprach mit Dr. Alexander Behlau, Leiter der ARGE Zahnerhaltung.

Bitte um eine kurze Darstellung Ihres Lebenslaufs!

Behlau: Nach meinem Studium der Zahnmedizin begann ich 2019 an der Grazer Universitätsklinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit zu arbeiten. Besonders geprägt hat mich mein Vorbild, Prof. Glockner, der Leiter der Kariologie. Durch ihn habe ich nicht nur meine Leidenschaft für Füllungen entdeckt, sondern auch für die Materialien, mit denen wir arbeiten. Neben meiner klinischen Tätigkeit habe ich auch aktiv an Fachkongressen teilgenommen. So konnte ich beispielsweise das Seensymposium in Velden 2024, den Weltzahnärztekongress in Sydney 2023 und den Österreichischen Kongress für Zahnmedizin, bei dem ich seit 2021 jährlich Vorträge halte, unterstützen. Diese Erfahrungen haben meinen beruflichen Werdegang bereichert und mir wertvolle Einblicke in die Weiterentwicklung der Zahnmedizin gegeben.

Wie sieht Ihr Rückblick auf das Zahnerhaltungs-Symposium in Schladming aus?

Behlau: Vom 16. bis 18. Jänner 2025 hatte ich die Möglichkeit, zum ersten Mal das Symposium für Zahnerhaltung mit auszurichten. Es freut mich sehr, dass das Symposium so gut angekommen ist, mit über 230 Teilnehmern und ich möchte mich herzlich für das rege Interesse und vor allem für die positiven Rückmeldungen bedanken. Wir hatten hochkarätige Vortragende aus der Schweiz, Deutschland, Österreich bis Finnland. Dr. Lenhard sprach über Ästhetik im Frontzahnbereich, Doz. El Sayed über Konzepte der Frontzahnästhetik mit Veneers, und Prof. Kunzelmann verband Technik, Materialien und Langlebigkeit in einem Vortrag. Auch Doz. Tchorz hielt einen inspirierenden Vortrag zur Endodontie und bereicherte den Tag durch einen praxisorientierten Workshop. Ein weiteres Highlight war das Thema Amalgamalternativen, das von Doz. Taschner aus Erlangen vorgestellt wurde, oder auch der Vortrag auf Englisch von Prof. Valittu zu den Glasfaser-verstärkten Kompositen. Abgerundet wurde das Symposium durch unser Rahmenprogramm. Neben dem angenehmen Ambiente von Schladming und seiner Umgebung boten wir erneut eine beliebte Rodeltour am Freitagabend an. Das Mondscheinrodeln war eine großartige Gelegenheit, sich in lockerer Atmosphäre auszutauschen.

Welche Zukunftspläne haben Sie als Leiter der ARGE Zahnerhaltung?

Behlau: Ich blicke mit positiver Anspannung auf das nächste Symposium für Zahnerhaltung. Die ARGE Zahnerhaltung hat sich zur Aufgabe gemacht, niedergelassenen Zahnärztinnen und -ärzten praxisnahe und erprobte Inhalte zu attraktiven Preisen anzubieten. Das Symposium für Zahnerhaltung, das alle zwei Jahre stattfindet, hat sich als Qualitätsgarant etabliert. Vom 14. bis 16. Jänner 2027 wird das 13. Symposium stattfinden. Ich möchte mich besonders bei Prof. Glockner bedanken, der uns auch weiterhin mit Rat und Tat unterstützen wird. Die wertvollsten Erkenntnisse entstehen oft vor Ort, im persönlichen Gespräch mit Kollegen und Kolleginnen, die häufig ähnliche Erfahrungen mit Produkten gemacht haben. Das Symposium für Zahnerhaltung soll dazu einladen, solche Gespräche auch im Nachgang zu den Vorträgen in Ruhe fortzuführen, um Probleme aufzuzeigen und gemeinsam Lösungen zu finden. Durch meine Arbeit an der Universitätsklinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit in Graz stehe ich im Austausch mit anderen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen und werde schnell über neue Produkte aus der Industrie informiert. Es freut mich, diese Produkte objektiv zu untersuchen und zu vergleichen – umso mehr, wenn dies dazu beiträgt, unsere Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen. Abschließend möchte ich mich vor allem bei den treuen Teilnehmern des Symposiums bedanken.

Was sind Ihre derzeitigen Schwerpunkte an der Abteilung?

Behlau: Derzeit liegen meine Schwerpunkte neben der konservierenden Behandlung vor allem in der materialbezogenen Untersuchung von Füllungen. Besonders faszinierend finde ich die Entwicklungen im Bereich der Komposite, mit denen sich aufgrund der starken Haftkräfte viele Zähne heutzutage oft auch ohne Kronen erfolgreich restaurieren lassen. Genau diese Entwicklungen möchte ich gemeinsam mit einem engagierten Team weiter untersuchen.

Was ist aus Ihrer Sicht zum Thema „Amalgam-Alternativen“ zu sagen?

Behlau: Auf dem Weltkongress für Zahnmedizin 2023 in Sydney wurden wichtige Empfehlungen zu den Amalgamalternativen festgehalten. Es ist klar, dass wir Amalgam nicht einfach 1:1 durch ein einziges Material ersetzen können. Stattdessen stehen uns verschiedene Materialien wie Bulkfill-Komposite oder Alkasite auf der einen Seite und Glashybride auf der anderen Seite als mögliche Alternativen zur Verfügung. Die Nachteile eines Materials können oft durch die Vorteile eines anderen kompensiert werden. Besonders selbstadhäsive Materialien sind in der Behandlung von jungen Patienten von Vorteil, da sie oft eine reduzierte Techniksensitivität aufweisen, was die Anwendung erleichtert.

Gibt es noch einen Punkt, der Ihnen besonders am Herzen liegt?

Behlau: Ich lade sowohl junge als auch erfahrene Kolleginnen und Kollegen ein, an Kongressen wie unserem teilzunehmen, da diese eine ideale Plattform bieten, um wertvolle Tipps zu erhalten. Besonders die konservierende Behandlung ist das tägliche Geschäft eines niedergelassenen Zahnarztes/einer Zahnärztin und birgt daher ein großes Potenzial, durch gezielte Empfehlungen die Behandlung zu erleichtern oder einfach mehr Freude an der Arbeit zu haben.

Herzlichen Dank für das Interview!

Priv.-Doz. Dr. PETER WALLNER
Umweltmediziner und Medizinjournalist
peter.wallner4@gmail.com

 

Dr. Alexander Behlau, Leiter der ARGE Zahnerhaltung