Together now!

Nach turbulenten Zeiten in der Kammer wird es Zeit sich zu besinnen. Nur zusammen können wir die zunehmend erschwerten Rahmenbedingungen meistern und uns als starker Verhandlungspartner darstellen.

Wir sehen uns in einer Gewerkschaftszange: einerseits sitzen uns die GewerkschaftsvertreterInnen bei den Kollektivverhandlungen gegenüber, um über AssistentInnen Gehälter zu feilschen, andererseits verhandeln sie unter einem anderen Titel, nämlich als Kassenvertreter mit den Kollegen der Wirtschaftskammer, unsere Tarifsätze der Kassenleistungen.

Wer sitzt denn an den Schalthebeln der Kassen?

Es ist wohl allen klar, dass verdiente Gewerkschaftsvertreter bzw. Wirtschaftskammervertreter an den Schalthebeln der Kassen sitzen. Da wir in einem freien Beruf tätig sind, ist ihre Empathie mit dem Elektronenmikroskop zu suchen. Daher auch bei diesen Treffen, wo es um Geld geht, sitzen die Gewerkschaft und Wirtschaftskammer als unser Gegenüber da. In dieser Konstellation sind Verhandlungen sehr schwierig. Man kann den Euro nicht mehrfach umdrehen; eine gewaltige Erhöhung der Kassentarife wäre ein erster Schritt zur Genesung des Systems. Die Bauwirtschaft ist offenbar der Politik viel wichtiger.

Auf Kosten der ärmeren Menschen

Was ich nicht nachvollziehen kann, sind die Ziele der Gewerkschaft: wenn wir einen dramatischen Rückgang der Kassenordinationen erkennen, geht es zu Lasten der ärmeren Bevölkerung. Diese ärmeren Menschen müssen sehr bald monatelang auf einen Termin in Kassenordinationen warten. Eine Wahlarzt, eine Wahlärztin ist oftmals keine Alternative, wenn man in prekären Verhältnissen leben muss. Zur Zeit sind es ca.17,7 % der Bevölkerung. Über 1,3 Millionen Menschen sind armutsgefährdet. Daher entsolidarisiert sich die Gewerkschaft von den Armen. Eine Entwicklung, die wir nicht verstehen können. Die Anästhesien und vieles mehr müssen wir oft schenken. Die Finanzierung der Kassenfüllungen nach dem Amalgamverbot ist noch ein Rätsel. Je grösser die Füllung, umso problematischer wird es. Die Teuerungsrate unserer Arbeitsmaterialien wiegt schwer in der Bilanz. Die massive Erhöhung der Personalkosten sind noch nicht verdaut.

Wohin soll dieser Weg führen?

Die Politik muss endlich diese Sackgasse erkennen und wieder Geld in die Hand nehmen. Das „Pandemie-Applaudieren” hilft nicht mehr. Die ständige Nivellierung der Kassentarife nach unten, führt zur Unfinanzierbarkeit der Kassenpraxen. Auch Kassenambulatorien sind defizitär und bestrebt Privatleistungen anzubieten, um über die Monatsenden zu kommen. Oh Wunder! Dieses System ist todkrank. Die Kassenordinationen verschwinden dramatisch. Wahlarztordinationen sollen Zwangskassentage anbieten? Dann gibt es wohl nur mehr Privatordinationen.

Es geht in die falsche Richtung!

Ist das die gewünschte Entwicklung? Gemeinsam sollten alle uralten Refundierungsansätze verlassen werden und neue, zeitgemäße Finanzierungsstrukturen erarbeitet werden. Kleine Drehungen an den Finanzierungsstellschrauben führen zu keiner nachhaltigen Lösung. Ich erkenne keinen Reformwillen der Gewerkschaften. Die Wirtschaftskammer würde gerne alle freien Berufe als Beitragszahler schlucken. Das ist auch keine Lösung. Man belässt aber lieber alles im gemütlichen starren Aggregatzustand bis man vor der unüberwindbaren Wand steht. Und dann?

Politik ist mehr denn je gefordert!

Die Gewerkschaften sollten gemeinsam mit den Ärzte- und ZahnärztevertreterInnen Druck auf den Bundeskanzler und seinen Finanzminister machen, Kassenordinationen und – daraus folgend - den niedergelassenen Bereich nicht mehr zu zerstören, sondern als kostbares Gut der Krankenversorgung erhalten. Die Primärversorgungszentren sind keine Lösung, sondern nur eine Ungleichbehandlung zu Lasten der Niedergelassenen. Wahlärzte in ein Kassenzwangskorsett zu zwingen ist keine Lösung, sondern die Diktatur der Politik. Dann möchten wir auch Urlaubs-Weihnachtsgeld, angemessene Entschädigung im Krankheitsfall, Pflegeurlaub, und sonst so viele Unterstützungen, die uns nicht zustehen. Durch die unzureichende Inflationsabgeltung rutschen immer mehr Kassenordinationen in eine finanzielle Schieflage. Das war insbesondere in den letzten Jahren, ein dramatischer Einschnitt. Ein Minus von 40 000 € war keine Seltenheit in Kassenordis. Die nachrückende Generation der Zahnärzteschaft hat das schnell erkannt. Das Kassenzwangskorsett ist weniger begehrenswert geworden. Im Gegenteil.

Ambulatorien sind kein guter Weg
Gesundheitsversorgungsketten haben in Deutschland die Versorgung an den Peripherien ausgedünnt und in die Ballungszentren verlegt. Billiger? Nein, es ist nur teurer geworden. Die Landbevölkerung wird im Stich gelassen. Der persönliche Zugang zu seinem/seiner Zahnarzt/Zahnärztin geht in diesen Ambulatorien verloren. Deren strengen ökonomischen Vorgaben führen zu einer starken Einschränkung der Therapiefreiheit. Ist das das Ziel unserer Gesellschaft, das Ziel der Gewerkschaft, der Wirtschaftskammer? Anstatt gemeinsam wollen sie einsam. Die Gewerkschaften leben es vor was Solidarität nach Außen sein kann. Copy and paste it in unseren Reihen!

Miteinander reden statt alleine jammern


Nur eine geeinte starke Zahnärzte- und Zahnärztinnenkammer kann unser Kollektiv vertreten. In so harten Zeiten ist das unsere einzige Möglichkeit gestärkt in Verhandlung zu treten. Dabei ist der innere Dialog mit der Kollegenschaft ein wichtiges Mittel.

MR Dr. Martina Gredler
Niedergelassene Zahnärztin aus Wien