Zahnklinik Graz - Neue Abteilungsleiterin

Seit 1. April ist Prof. Dr. Juliana Marotti Großhausen als Universitätsprofessorin für Rekonstruktive Zahnmedizin und Digitale Technologien an der Universitätsklinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit Graz tätig. Sie leitet die Klinische Abteilung für Zahnerhaltung, Parodontologie und Zahnersatzkunde. ZMT führte mit ihr das folgende Interview.

Könnten Sie sich bitte kurz vorstellen?

MAROTTI GROßHAUSEN: Ich habe mein Zahnmedizinstudium an der Universität São Paulo (USP) 2005 abgeschlossen, wo ich auch meinen Spezialisten-Titel und Masterabschluss an der Klinik für Zahnärztliche Prothetik der USP erlangte. Anschließend habe ich eine Doppel-Promotion (2012) an der USP als auch an der RWTH Aachen absolviert. Während meiner Zeit als Stipendiatin des ITI an der MKG-Klinik des Katharinenhospitals in Stuttgart konnte ich viele Erfahrungen im Bereich der Implantologie sammeln. Bis 2022 war ich an der Klinik für Zahnärztliche Prothetik der Uniklinik Aachen tätig, und im Jahr 2020 habe ich meine Habilitation zum Thema „Ultraschall in der Zahnmedizin" abgeschlossen. Die letzten zwei Jahre war ich als Oberärztin an der Klinik für Rekonstruktive Zahnmedizin an der Universität Basel tätig. Seit Mai 2023 leite ich zudem eine DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft)-Studie in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Medizintechnik der RWTH Aachen. Meine Schwerpunkte liegen im Bereich der zahnärztlichen Prothetik, Implantologie, Laser und digitale Technologien.
In meiner Freizeit finde ich meinen Ausgleich in der Zeit mit Familie und Freunden, Kontakt mit der Natur und bei ein paar Zügen im Schwimmbad. Meine skifahrerischen Fähigkeiten müssen allerdings noch verbessert werden ...

Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Einsatz von Ultraschall etwa bei der Bestimmung der Knochendicke?

MAROTTI GROßHAUSEN: Zusammenfassend bietet der Ultraschall die Möglichkeit die bukkale Knochendicke zu messen, was bei der Diagnose der Periimplantitis helfen kann, ohne den Patienten/die Patientin mit der ionisierenden Strahlung zu belasten. Die ersten In-vitro- Studien haben vielversprechende Ergebnisse gezeigt: Die Messung mittels Ultraschall ist mit dem Goldstandard DVT vergleichbar. Als nächstes möchte ich diese Technologie in klinischen Studien verwenden.

Wie sehen Ihre Pläne für die zukünftige Entwicklung der Abteilung aus?

MAROTTI GROßHAUSEN: Für die Entwicklung der Abteilung sehe ich Synergien und eine kollegiale Atmosphäre mit den Kliniken des LKH-Univ. Klinikums Graz, insbesondere mit den beiden anderen Abteilungen der Universitätsklinik für Zahnmedizin, im Sinne einer hochspezialisierten und qualitätsorientierten Zahnmedizin. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es erforderlich, die bestehenden Stärken der gesamten Univ.-Klinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit zu nutzen. Eine weitere Voraussetzung besteht in der engen Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Fächern am Standort sowie darüber hinaus mit nationalen und internationalen Fachrichtungen inklusive der Einwerbung von Drittmitteln.

Welche Pläne haben Sie für die Lehre?

MAROTTI GROßHAUSEN: In der Lehre möchte ich zusätzlich zu den bewährten konventionellen Behandlungsmethoden auch moderne Konzepte in die Ausbildung aufnehmen. Ein besonderes Anliegen ist mir neben der Vermittlung des notwendigen theoretischen Wissens und der praktischen Fertigkeiten vor allem, ein systematisches, auf wissenschaftlicher Evidenz basiertes, aber gleichzeitig auch praxistaugliches synoptisches Behandlungskonzept zu lehren.

Was erwarten Sie bei digitalen Technologien und KI für die Zukunft?

MAROTTI GROßHAUSEN: Digitale Technologien (DT) und KI haben das Potenzial, die Zahnmedizin in verschiedenen Bereichen zu revolutionieren. Die Entwicklung im Bereich der DT in der Zahnmedizin ist rasant. Viele Restaurationen können bereits durch den CAD/CAM- Prozess schneller, präziser und günstiger hergestellt werden – Tendenz steigend. In Zukunft werden Zahnärzte präzisere Diagnosen stellen können, indem sie eine Kombination aus digitalen Bildgebungsverfahren, 3D-Scans und KI-Analyse verwenden, um kleinste Probleme oder Anomalien frühzeitig zu erkennen. DT werden es ermöglichen, Patientendaten effizient zu analysieren und individuell angepasste Behandlungspläne zu erstellen, die den spezifischen Bedürfnissen jedes Patienten gerecht werden. Durch Telezahnmedizin können Patienten, insbesondere in ländlichen Gebieten, leichter auf zahnärztliche Versorgung zugreifen, unterstützt durch KI-gestützte Ferndiagnose und -beratung. In der Lehre wird diese Technologie intensiver durch simulationsbasiertes Lernen, 3D-Druck von Modellen und digitalen Lehrmaterialien integriert. Obwohl diese Fortschritte vielversprechend sind, müssen auch Herausforderungen wie Datenschutz, Abhängigkeit von Technologie und ethische Bedenken berücksichtigt werden.

Gibt es noch Punkte, die Ihnen besonders am Herzen liegen und die Sie erwähnen möchten?

MAROTTI GROßHAUSEN: Ich möchte mich bei allen Mitarbeitern der Univ.-Klinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit für den herzlichen Empfang bedanken und freue mich auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit!

Herzlichen Dank für das Interview!

Priv.-Doz. Dr. PETER WALLNER
Umweltmediziner und Medizinjournalist
peter.wallner4@gmail.com

 

Prof. Dr. Juliana Marotti Großhausen