Schablonengeführte Zystektomie: Modern, effizient und sicher

Die Digitalisierung hat in der Zahnmedizin längst Einzug genommen und ist nicht mehr wegzudenken. Technische Fortschritte vervielfältigen die Behandlungsoptionen, ermöglichen ein vorhersagbares Ergebnis und führen zu einer Steigerung der Patientensicherheit. Die optionale Nutzung eines digitalen Workflows zur Optimierung des
Behandlungsergebnisses einer Zystektomie soll anhand eines Patientenfalls dargestellt werden.

Ein 22-jähriger Patient wurde aufgrund radiologisch befundeter osteolytischer Aufhellungen im Bereich der lateralen Inzisivi sowie anhaltender Schmerzen an die Zahnklinik der Sigmund Freud Privat-Universität überwiesen (Abb. 1 + 2). Die Sensibilität der Oberkieferzähne war positiv, jedoch wiesen die Zähne 12 und 22 eine Klopfdolenz auf. Der Patient war allgemeinmedizinisch unauffällig, Allergien waren keine bekannt. Nach Anfertigung einer digitalen Volumentomographie (DVT) zeigten sich bilateral scharf begrenzte osteolytische Läsionen mit einem Durchmesser von ca. 1cm, die sich jeweils von den Incisivi bis zu den Canini erstreckten (Abb. 3). Wurzelresorptionen waren keine nachweisbar. Aufgrund der Vitalität der Zähne und der Lokalisation wurde die Verdachtsdiagnose auf das Vorliegen globulomaxillärer Zysten gestellt. Differenzialdiagnostisch musste auch an die Möglichkeit von Keratozysten gedacht werden. Die globulomaxilläre Zyste zählt zu den selteneren Zystenarten, die mit den gingivalen, der Eruptions- und der nasolabialen Zyste ca. 5% aller epithelialen Kieferzysten darstellt (Shear 1976, Main 1985). Ein Intraoralscan des Oberkiefers komplettierte die Planungsunterlagen im Rahmen des digitalen Workflows für die anstehenden palatinalgeführten Zystektomien. Nach Fusionierung des Oberflächenscans mit den Dicomdaten des DVTs wurden mithilfe der Dentalsoftware (Planmeca Romexis®) die Osteotomiestellen für die geplanten Zystektomien mit einem definierten Sicherheitsabstand zu den Radices geplant (Abb. 4). Es wurde eine OP-Schablone mit Führungshülsen zur Aufnahme eines Präzisionsbohrers gedruckt. Der Durchmesser der Führungshülsen wurde dem Präzisionsbohrer angepasst (Abb. 5). Nach Eingliederung der Schablone im Mund konnten die präoperativ geplanten Osteotomiestellen mit dem Präzisionsbohrer exakt markiert werden (Abb. 6 + 7). Die Operation der schablonengeführten Zystektomien in den regios 12 und 22 wurde durch eine palatinalseitige sulculäre Schnittführung und Bildung eines Mukoperiostlappens unter Schonung des Nervus Incisivus durchgeführt (Abb. 8 + 9). Nach definierten Osteotomien wurde das zystische Gewebe entnommen und die OP-Präparate wurden getrennt zur histologischen Untersuchung eingeschickt. Die Repositionierug des Weichgewebes erfolgte mit buccal zu liegen kommenden 5.0-Einzelknopfnähten. Die postoperative Medikation beinhaltete Augmentin 875/125mg sowie Seractil forte 400mg. Eine palatinal liegende Tiefziehfolie als postoperative Verbandsplatte wurde zusätzlich angefertigt (Abb. 10). Die präoperative Planung ermöglichte den Eingriff zeitoptimiert, effizient und sicher durchzuführen und die vitalen Nachbarstrukturen aufrechtzuerhalten. Der operative Zugang von palatinal kann für den behandelnden Zahnarzt durchaus eine Herausforderung darstellen, da die räumliche Orientierung erschwert sein kann. Eine OP-Schablone für eine geführte Osteotomie erleichtert die chirurgische Umsetzung und minimiert in dem vorliegenden Fall u.a. das Risiko einer Komplikation von iatrogenen Wurzelschädigungen durch rotierende Instrumente. Durch den digitalen Workflow im Rahmen der Zystektomie konnte unter Schonung aller vitalen Nachbarstrukturen das Behandlungsergebnis optimiert werden. Bei der postoperativen Kontrolle nach drei Monaten waren alle OK-Zähne sensibel und unauffällig. Der Patient war schmerzfrei und wird in den nächsten Monaten zur radiologischen Routinekontrolle an die Sigmund Freud PrivatUniversität geladen.

Univ.-Prof. Dr. Markus Hof, PhD, MSc

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Literatur:
Shear M: Cysts of the oral regions. John
Wright & Sons, Bristol (1976)
Main D M: Epithelial jaw cysts: 10 years
of the WHO classification. J Oral Pathol
14: 1–7 (1985)
Kihara H, Hatakeyama W, Komine F, Takafuji
K, Takahashi T, Yokota J, Oriso
K, Kondo H.J: Accuracy and practicality
of intraoral scanner in dentistry: A literature
review. Prosthodont Res. 2020
Apr;64(2):109-113.

Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Markus Hof,PhD, MSc,
Leiter Orale Chirurgie, Zahnklinik
der Sigmund Freud PrivatUniversität Fakultät für Medizin
Freudplatz 3/2, 1020 Wien
markus.hof@med.sfu.ac.at