Hera aktuell - Alsergrund und Simmering

Vor ziemlich genau fünf Jahren führte ZMT ein Gespräch mit Prim. Priv.-Doz. DDr. Christian Schopper, Fachbereich Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und MKG-Chirurgie des Wiener Sanatoriums Hera. Es war also Zeit für einen Rückblick und die Frage „Was gibt es Neues?“.

Wie sieht Ihr Rückblick auf die letzten fünf Jahre aus?

SCHOPPER: In den letzten Jahren gingen viel Energie und viele Ressourcen in die Pandemie-Logistik. Das Fach wurde durch die Pandemie nicht weitergebracht. Wir sind recht gut durch diese Zeit gekommen, haben sehr schnell Krisenmanagement gelernt und auch, wie man mit kurzfristigen Änderungen der politischen Vorgaben umgeht. Wir haben auch gelernt, diese zu kommunizieren. Die meisten Patienten sind verständnisvoll, wenn man ihnen die Vorgaben erklärt. In der ersten Welle führten wir sofort ein Teamsplitting durch und es gab Dienstfreistellungen mit vollen Bezügen. Dadurch hatten wir einen Pool an Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, der immer bereit war. Wir waren immer für die Patienten da. Heute wissen wir mehr über COVID-19, es herrscht ein cooleres, routinierteres Verhalten vor.

Hatte die Pandemie Auswirkungen auf die Personalsituation?

SCHOPPER: Bestimmte Fachkräfte sind zwar schwer am Arbeitsmarkt zu finden, aber wir haben keine generelle Personalnot. Die Menschen haben gesehen, dass die Anstellung in einer öffentlichen Einrichtung Sicherheit vor Entlassung bedeutet.

Die Außenstelle Simmering wurde zuletzt zum Kompetenzzentrum für Parodontologie umgebaut?

SCHOPPER: Es ist ohnehin eine substanzielle Sanierung angestanden, diese fiel mit der Pandemie und einem neuen Generealdirektor und einer strategischen Neuausrichtung zusammen. Weiters gibt es einen neuen ärztlichen Direktor, eine neue Pflegedirektorin und einen neuen Betriebswirt. Viele Projekte wurden in Angriff genommen, auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Die Website wurde überarbeitet, es gibt jetzt die Möglichkeit für eine Online-Terminvereinbarung. Die Außenstelle in Floridsdorf wurde aufgelassen, sie ist nur wenige U-Bahn-Stationen vom Sanatorium Hera im 9. Bezirk entfernt. Simmering hat jetzt drei statt zwei Ordinationen mit sechs Fachärzten und -ärztinnen. Parodontologie war in Simmering immer schon ein Schwerpunkt, nun ist es offiziell ein Kompetenzzentrum dafür. Für die Mundhygiene bekommt man einen Zuschuss, Kinder mit festsitzender Zahnspange zweimal im Jahr.

Für ein parodontologisches Beratungsgespräch wird ein kleiner Betrag verrechnet?

SCHOPPER: Ja, dafür oder für die Beratung hinsichtlich eines Implantats muss man einen kleinen Betrag auslegen. Dieser wird refundiert, wenn sich die Patienten für eine Behandlung entscheiden. Das ist ähnlich wie beim Kostenvoranschlag für eine Reparatur.

Malignome werden bei Ihnen nicht behandelt?

SCHOPPER: Für maligne Erkrankungen benötigt man ein entsprechendes interdisziplinäres Kompetenzzentrum, wie im AKH, und spezielle Pflege. Wir setzen auf Kooperation und Zuweisung.

Wie sehen Sie die Zukunft des Kassensystems?

SCHOPPER: Viele Zahnärzte und -ärztinnen möchten sich das Kassensystem nicht antun, mit den Formalismen und vielen Formularen. Bedingt durch die Tarife müssen Zahnärzte und -ärztinnen auf Quantität setzen, das kollidiert mit der Qualität und der Work-Life-Balance. Die Kassen müssten sich bewegen, die Verträge lukrativer machen, die Tarife flexibler an den Fortschritt anpassen. Natürlich sind die Ressourcen nicht unbegrenzt. Es stellt sich die Frage: Will das System starr bleiben? Ich glaube, dass es sich ändern wird.

Was liegt Ihnen noch am Herzen?

SCHOPPER: Evidenz steht heute oft im Gegensatz zu marktschreierischen Behauptungen sowie dem Leistungskatalog und verwaltungstechnischen Überlegungen. Es ist das Recht der Betroffenen, zu erfahren: Wo stammt diese Aussage her? Die persönliche Meinung ist zu wenig, es stellt eine Überhöhung des Egos dar, wenn man sich nur darauf stützt. Wichtig ist auch, offen zu bleiben für neue Entwicklungen. Allerdings waren früher die Produktzyklen länger. Nicht alles, was eine Firma neu auf den Markt bringt, muss man gleich am Patienten verwenden. Patienten sind keine Beta-Tester. Mir liegt auch Prophylaxe und Früherkennung sehr am Herzen. Der Hera-Wahlspruch lautet: Gesund werden – gesund bleiben. Noch besser wäre freilich, wenn die Menschen einfach gesund bleiben.

Herzlichen Dank für das Interview!

Priv.-Doz. Dr. PETER WALLNER
Umweltmediziner und Medizinjournalist
peter.wallner4@gmail.com

Prim. Priv.-Doz. DDr. Christian Schopper