Arbeiten, aber richtig! Ergonomisch arbeiten mit dem Basiskonzept 3

Es ist allgemein bekannt, dass das zahnmedizinische Personal durch die körperliche Belastung anfällig für Erkrankungen des Bewegungsapparates ist. Diese Tatsache ist in mehreren Untersuchungen bestätigt worden1, 2. Der Grund für die Beschwerden sind verkrampfte und verdrehte Positionen im Sitzen und im Stehen, die Zahnärzte berufsbedingt täglich über einen längeren Zeitraum einnehmen.

Ein nach vorne gebeugter Oberkörper übt mehr Druck auf die Bandscheiben aus als eine aufrechte im Stehen. In Summe ergibt das bei acht Stunden täglicher Arbeit an fünf Tagen die Woche mit 48 Wochen pro Jahr und ca. 36 Beschäftigungsjahren 69.120 Stunden in ungesunder Arbeitshaltung. Diese Hochrechnung wirft die Frage nach dem Warum auf. Eine mögliche Erklärung ist die Priorisierung des Patientenkomforts. Sie sind die Kunden und sollen die Behandlung so angenehm wie möglich erleben. Viele Zahnärzte gehen davon aus, dass die Lagerung im Sitzen für den Patienten am bequemsten ist. Der Zahnarzt hat dadurch jedoch eine schlechte Sicht auf die Zahnflächen, speziell bei Behandlungen im Oberkiefer. Die logische Konsequenz: Er verdreht sich, um besser sehen zu können. Im Alltag würden wir automatisch die Ursache für unsere unbequeme Haltung ändern. Wenn etwa beim Essen der Teller nicht mittig vor uns platziert wäre, würden wir nicht schief davor sitzend essen, sondern entweder den Teller und das Besteck oder den Stuhl entsprechend verrücken. Behandlungsakrobatik ist nicht nur für den Zahnarzt unnötig, sondern auch für den Patienten. Denn eine entspannte Arbeitshaltung des behandelnden Teams überträgt sich auch auf den Patienten. Um diese zu erlangen, lohnt sich ein konkreter Blick auf den Behandlungsbereich. Sind alle nötigen Instrumente in greifbarer Reichweite, sodass keine Drehbewegungen erforderlich sind? Ist die Leuchte so eingestellt, dass das Licht parallel zur Blickrichtung einfällt? Eine wichtige Rolle spielt bei diesen Überlegungen die Behandlungseinheit. Sie schlägt nicht nur mit hohen Anschaffungskosten zu Buche, sondern ist laut Abschreibungstabelle des Bundesfinanzamts durchschnittlich ca. zehn Jahre lang im Einsatz. Die Wahl will also gut überlegt sein. Die meisten Zahnärzte entscheiden sich für die Einheit, die sie während des Studiums an der Universität oder während der Assistenzzeit kennengelernt haben. Die Arbeitsweise damit ist schließlich vertraut, und so ist keine Umgewöhnung notwendig. Doch der Blick über den Tellerrand lohnt sich: Auch wenn die derzeit auf dem Markt erhältlichen Dentaleinheiten vermeintlich ähnlich sind, unter-scheiden sie sich doch wesentlich in der Position der rotierenden Instrumente und der Absaugung beziehungsweise der ZFA-Instrumente. Karl Heinz Kimmel hat für die Gestaltung des Arbeitsplatzes ein Indexschema entwickelt, anhand dessen er vier Basiskonzepte unterscheidet. In Deutschland arbeiten circa 88,2 Prozent der Zahnärzte nach dem Basiskonzept. Dabei befindet sich das Zahnarztgerät rechts vom Patientenstuhl und ist horizontal beweglich (fahrbar oder Schwenkarm). Der Zahnarzt greift nach rechts zu den schlauchgebundenen Instrumenten, nach vorn zum Schwebetisch und nach links zum Schrank. Das Assistenzgerät befindet sich links am Stuhl und ist teilweise oder völlig horizontal beweglich (abklappbar oder parallel zur Stuhlachse verschiebbar). Die Assistenz greift nach links zur Absaugkanüle und zur Mehrfunktionsspritze, nach vorn zum Schwebetisch und nach rechts zum Schrank. Sie muss gegebenenfalls die Absaugkanüle von ihrer linken in die rechte Hand nehmen. Bei diesem Behandlungskonzept müssen Zahnarzt und Assistenz mehrere Drehbewegungen vollziehen, um die Instrumente zu greifen. In Skandinavien bevorzugen Zahnärzte das Basiskonzept 3, nach dem in Deutschland ca. 8,7 Prozent der Zahnärzte arbeiten. Hierbei sind die Geräte für Zahnarzt und Assistenz als Einheit von der linken Seite her über den Patienten schwenkbar, wodurch die Griffwege relativ kurz sind. Der Zahnarzt greift zu den schlauchgebundenen Instrumenten nach rechts, die Assistenz greift nach links. Der Schwebetisch befindet sich hinter dem Patientenkopf. Diese Positionen lösen während der Behandlung am Patienten kaum belastende Torsionsbewegungen der Wirbelsäule aus. Für dieses Basiskonzept sind die Behandlungseinheiten von XO CARE konzipiert. Bei den Einheiten des Herstellers aus Dänemark ist der Instrumententräger über der Brust des Patienten platziert. Dadurch haben Zahnarzt und Assistenz kurze Greifwege und können sich ohne aufzublicken auf die Mundhöhle des Patienten konzentrieren. Darüber hinaus können Zahnärzte mit diesem Behandlungskonzept auch sehr gut solo arbeiten. Das ist nicht nur kosteneffizient für die Praxis, sondern schafft eine sehr ruhige und entspannte Atmosphäre für den Patienten. Ein weiterer Pluspunkt der Dentaleinheiten von XO CARE ist die einfache Umrüstung für Linkshänder. Dafür werden lediglich die Multifunktionsspritze und der Saugschlauchhalter von der linken auf die rechte Seite umgebaut. Durch das schlanke Design der Einheit ist auf beiden Seiten gleich viel Platz. Generell ist es sowohl im Alltag als auch am Arbeitsplatz empfehlenswert, sich der eigenen Körperhaltung möglichst oft bewusst zu sein. So können Haltungsschäden gar nicht erst aufkommen beziehungsweise kann man deren Eingewöhnung früh entgegengewirken.

Birgit Jaretz

www.xo-care.com

1 Rohmert W. Mainzer J, Zipp P (1986)
Der Zahnarzt im Blickfeld der Ergonomie
– eine Analyse zahnärztlicher
Arbeitshaltungen. Forschungsinstitut
für die zahnärztliche Versorgung,
Deutscher Ärzte-Verlag, Köln
2 Micheelis W (1984) Merkmale zahnärztlicher
Arbeitsbeanspruchung:
Ergebnisse einer Fragebogenstudie.
Deutscher Ärzte-Verlag, Köln
3 Wilke HJ, Neef P, Caimi M et al (1999)
New in vivo measurements of pressures
in the intervertebral disc in daily life.
Spine (Phila Pa 1976) 24 (8): 755–762
4 AfA-Tabelle für den Wirtschaftszweig
„Gesundheitswesen“, abgerufen unter:
http://www.bundesfinanzministerium.
de/Content/DE/Standardartikel/Themen/
Steuern/Weitere_Steuerthemen/Betriebspruefung/
AfA-Tabellen/1995-01-13-
afa-3.pdf?__blob=publicationFile&v=1
am 12.07.2018
5 Kimmel K (2001) Zahnärztliche
Praxis- und Arbeitsgestaltung.
Deutscher Zahnärzte Verlag, Köln
6 Hilger M (1999) Ergonomie in der
zahnärztlichen Berufsausübung – eine
Umfrage. Dissertation, Medizinische
Fakultät, Köln

Zahnarzt und Assistenz haben alle Instrumente in Griffnähe