Bereits zum 3. Mal fungiert Doz. Dr. Werner Lill als Kongresspräsident des Österreichischen Zahnärztekongresses. ZMT sprach mit ihm über Schwerpunkte und Organisation des diesjährigen Kongresses.
Wie stark unterscheidet sich der Kongress heute von demjenigen, bei dem Sie (2010) das erste Mal Präsident waren?
LILL: Veranstalter ist so wie die letzten beiden Male die ÖGZMK Wien. Die Struktur der Vortragsblöcke ist gleich, ebenso das Raumangebot in der Hofburg. Wir möchten aber, dass die Workshops stärker Hands-on-orientiert sind als früher und auch weg von den Frontalvorträgen kommen. Es soll viel Raum für Publikums-Diskussionen geben. Mit einer zweistündigen Eröffnungssitzung wird am Donnerstagnachmittag ins Generalthema eingestiegen, dieser Eröffnungsblock wird von renommierten österreichischen Zahnärzten bestritten. Danach werden die Teilnehmer die Möglichkeit haben die Experten im Rahmen einer Podiumsdiskussion zu befragen. Das Generalthema soll sich durch alle Disziplinen durchziehen. Weiters möchten wir uns noch gezielter an die Prophylaxeassistentinnen richten. Und natürlich sind wir diesmal mit all den Problemen konfrontiert, die eine Pandemie mit sich bringt.
Wie kam es zur Wahl des Generalthemas „Digital-genial“?
LILL: Als das wissenschaftliche Komitee vor vier Jahren darüber diskutierte, welches aktuelle Thema von Interesse sein könnte, war relativ schnell die digitale Zahnmedizin am Tisch. Wo liegen hier die Vorteile, wo hingegen die Vorteile der analogen Zahnheilkunde? Wo ist digital sinnvoll, wo analog? In welche Richtung geht es? Uns ist es ein Anliegen, dass jungen Zahnärztinnen und -ärzten nicht alles „aufgeschwatzt“ wird. Jede/jeder soll wohl informiert für sich entscheiden können, welcher Weg für seine/ihre Praxis der beste ist.
Wie sehen die Schwerpunkte und die Highlights des ÖZK aus?
LILL: Wir haben versucht für jeden Block Referenten von beiden Seiten (digital/analog) auszuwählen. Etwa für den Parodontologie-Bereich ist das sicherlich gelungen. Es gibt Sessions für die einzelnen Fachbereiche und die Fachgesellschaften der ÖGZMK sowie freie Vorträge. Die Sessions von ÖGI Next Generation und ÖGP Youngsters setzen auf diverse Fallpräsentationen, es ist auch viel Platz für Diskussionen geplant. Für Junge zweifellos sehr spannend. Wir konnten Prof. Sculean aus Bern als Keynote-Speaker für die Parodontologie gewinnen, zudem wird er einen Hands-on-Workshop zu „Aktuelle Konzepte in der Parodontologie für die Regeneration von Hart- und Weichgewebe“ leiten. Die Kollegen Klimscha und Holly bieten einen Kassen-Endo-Workshop an. Auch z.B. in der Prothetik-Session haben wir lauter prominente Namen. Insgesamt ist die internationale Beteiligung hoch, mit vielen Referenten, die man nicht jeden Tag hört. Das ist der Industrie zu verdanken, denn renommierte Vortragende kosten viel Geld. Das Sponsoring-Konzept wurde – so wie bei großen internationalen Kongressen üblich – mit drei Kategorien den Sponsoren angeboten. Diese Möglichkeit wurde von einigen großen Firmen wahrgenommen. Premium-Sponsoren sind Procter & Gamble Oral Health, Oral-B und blend-a-med und Straumann. Erwähnen möchte ich auch noch den Eröffnungsvortrag von Frau Prim. Rados (übrigens meine Schwester) über das Burnout-Syndrom in medizinischen Berufen.
Wie stark beeinflusst die COVID-19-Pandemie die Veranstaltung?
LILL: An sich möchten wir einen Präsenzkongress veranstalten. Freilich ist höchste Flexibilität bis zum Schluss gefragt. Einen reinen Onlinekongress wird es nicht geben, schließlich fanden zuletzt ohnehin so viele statt. Ich kämpfe derzeit darum, die Dentalausstellung zu füllen, ein Covid-19-bedingter Rücktritt ist hier fast bis zum Schluss ohne Stornogebühr möglich. Auch Wiener Kunst- und Antiquitätenhändler stellen aus. Ich bin auf jeden Fall positiv eingestellt Schließlich ist ein hoher Prozentsatz der Teilnehmer und Teilnehmerinnen geimpft, und wir haben ein umfangreiches Corona-Konzept mit 3G-Kontrollen und eine Registrierung für – wenn nötig – ein Kontaktracing. Die Teilnehmer/innen werden gestaffelt in die Pausen gehen. Das Auftreten eines Corona-Hotspots schließe ich nahezu aus.
Worauf darf man sich beim Get-together freuen?
LILL: Auf ein Treffen im Dachfoyer der Hofburg mit seinem wunderschönen Ambiente und mit Blick auf die Michaelerkuppel. Derzeit (Anfang August) ist die Veranstaltung schon fast ausverkauft. Das Johann Lafer-Quartett wird Hintergrund-Musik spielen, und die Ansprachen werden kurz gehalten sein. Ich bin sicher, es wird ein toller Abend für KollegInnen und MitarbeiterInnen.
Gibt es noch einen Punkt, der Ihnen - im Zusammenhang mit dem ÖZK - besonders am Herzen liegt?
LILL: Ich wünsche mir noch viele Anmeldungen, zufriedene Teilnehmer und einfach einen reibungsfreien Ablauf ohne Infektionen.
Herzlichen Dank für das Interview!
Priv.-Doz. Dr. PETER WALLNER Umweltmediziner und Medizinjournalist peter.wallner4@gmail.com
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