Innsbruck - Im Westen: Rückblick und Aktuelles

Seit 2009 ist Prof. Dr. Adriano Crismani in Innsbruck tätig, zunächst als Direktor der Universitätsklinik für Kieferorthopädie, später auch als Direktor des Departments für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Wie sprachen mit ihm über die vergangenen zehn Jahre sowie aktuelle Themen.

Wie sieht Ihr Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre als Leiter der Innsbrucker KFO-Klinik aus?

CRISMANI: Als Resümee kann man sicherlich sagen, die Klinik hat sich gut entwickelt, wir stehen solide da. Wir haben mehrere Kollegen ausgebildet, und es gibt ein reges Interesse an den (derzeit noch inoffiziellen) Ausbildungsstellen für das Fach KFO. Im Unterschied zu einigen anderen Fächern – auch zur Allgemeinmedizin – haben wir keine Probleme, offene Stellen nachzubesetzen. Es gibt auch Kollegen und Kolleginnen, die das (klinisch-)praktische Jahr bei uns absolvieren. In Deutschland gibt es ja verschiedene Möglichkeiten, die Ausbildung zum Kieferorthopäden/zur Kieferorthopädin zu machen, wobei hier auch Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern existieren. Auf jeden Fall können deutsche Zahnärzte einen Teil ihrer kieferorthopädischen Ausbildung bei uns in Innsbruck absolvieren. Wir bieten eine gute praktische Ausbildung an und haben einen volldigitalen Workflow etabliert, inkl. 3D-Drucker. Untersuchungen, Planbesprechungen und Therapien führen wir auch mit anderen Kliniken des Campus (zum Beispiel HNO, HSS, plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie und Radiologie) im Rahmen eines neu etablierten Center of Competence durch. Als Klinik, wo auch erforscht und nachuntersucht wird, erhalten wir auch immer wieder Preise auf nationaler und europäischer Ebene.

Ihre Kurzzusammenfassung der kieferorthopädischen Fortbildungstage in Kitzbühel im März?

CRISMANI: Die Fortbildungstage mit ihren interessanten Vorträgen waren sehr gut besucht. Wir haben heute gute Behandlungsmöglichkeiten, man merkt auch, wie die Digitalisierung voranschreitet.

Wie ist der aktuelle Stand beim Fachzahnarzt für Kieferorthopädie?

CRISMANI: Die Verhandlungen zwischen den zuständigen Ansprechpartnern sind gut vorangekommen. Zurzeit evaluiert man, welche Ausbildungsmöglichkeiten und Ausbildungsplätze es an den fünf österreichischen öffentlichen und privaten Universitäten gibt. Schließlich müssen die Stellen der niedergelassenen Kieferorthopäden, die in Pension gehen, nachbesetzt werden. Es muss ja eine österreichweit garantierte Zahl an Kieferorthopäden geben. Ich empfinde es als nicht unproblematisch, dass es offizielle Bezeichnungen wie „Vertragskieferorthopäden“ und „Wahlkieferorthopäden“ gibt, aber keine Fachzahnärzte für Kieferorthopädie. Dies hat auch der Rechnungshof aufgezeigt. Ich hoffe jedenfalls, dass wir bald einen Fachzahnarzt haben werden. Für bereits in diesem Bereich tätige Zahnärzte wird es ein Curriculum und definierte Übergangsregelungen geben.

Was gibt es Neues am Department?

CRISMANI: Die Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie wird derzeit von Herrn DDr. Stiegler in professioneller Weise interimistisch geleitet. Die Direktor-Stelle wurde ausgeschrieben, und die Verhandlungen mit einem Bewerber befinden sich in der Endphase. An einer studentischen Ausbildung in Innsbruck besteht großes Interesse, die Anwärterzahlen steigen. Wir haben 40 Ausbildungsplätze pro Jahr, für den Aufnahmetest am 5. Juli haben sich bereits 300 Personen angemeldet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass man sich für einen Ort entscheiden muss, man kann sich nur an einem Ort anmelden. Es haben also viele Studierenden eine Entscheidung für Innsbruck getroffen.

Was tut sich beim Verein Tiroler Zahnärzte?

CRSIMANI: Der Verein veranstaltet einmal im Quartal einen Fortbildungsabend und alle zwei Jahre das Frühlingsseminar in Meran. 2017 organisierten wir den 42. Österreichischen Zahnärztekongress, der zweifellos ein Erfolg war. Das nächste Frühlingsseminar findet im Mai 2020 statt, wir freuen uns schon sehr darauf.

Herzlichen Dank für das Interview!

Dr. PETER WALLNER
Umweltmediziner und
Medizinjournalist
peter.wallner4@gmail.com


Prof. Dr. Adriano Crismani