ÖGZMK Burgenland - Fortbildung und aktuelle Entwicklungen

Der Kieferorthopäde Dr. Ernst M. Reicher ist seit rund vier Jahren Präsident der ÖGZMK Burgenland. Wir sprachen mit ihm über aktuelle Fragestellungen und Fortbildungsveranstaltungen.

Wie sehen Ihre Erfahrungen mit Fortbildungsveranstaltungen aus?

REICHER: Fortbildungsveranstaltungen zu organisieren ist eine komplizierte Angelegenheit. Gute Fortbildner haben meist viel Arbeit und wenig Zeit. Teilweise sind sie auf Jahre ausgebucht. Sie machen es verständlicherweise nicht „für Gottes Lohn“, hinzu kommen die Kosten für Räumlichkeiten und Verköstigung. Selbst bei großen Teilnehmerzahlen kann es schwierig werden, die Ausgaben hereinzubringen. Ohne Sponsoren ist es unmöglich. Ein kleines Fach wie z.B. die Kieferorthopädie hat es besonders schwer. Große Firmen sind eher an großen Veranstaltungen interessiert, wo sie viele Besucher erreichen. Das zahnärztliche Wissen bläht sich immer mehr auf, es gibt daher kaum Universalisten mehr. Am Land müssen Zahnärzte aber mehrere Gebiete beherrschen, da ist unsere Herbsttagung in Rust ideal, da sie Wissen aus unterschiedlichen Bereichen in geballter Form zur Verfügung stellt.

Unter welchem Motto steht heuer das Kieferorthopädische Frühjahrssymposium und wann findet es statt?

REICHER: Heuer geht es am 31. Mai und 1. Juni um „individuelle und interdisziplinäre Kieferorthopädie beim Erwachsenen und den Einfluss von Medikamenten auf die orthodontische Zahnbewegung“. Vortragender ist Prof. DDr. Jacobs, ein junger, extrem engagierter Kieferorthopäde. Er ist ein Schüler von Frau Prof. Rudzki, die bis 2008 in München den Lehrstuhl für Kieferorthopädie innehatte. Seit letztem Jahr ist er Professor in Jena. Es geht u.a. um die Frage, wie Medikamente die Zahnbewegung beschleunigen könnten bzw. welche Medikamente sie unbeabsichtigt verlangsamen. Die Besucher können Prof. Jacobs aber sicher auch zu anderen Themen befragen, auch zu ökonomischen. Die Teilnehmerzahl ist nicht sehr hoch, da ist man nah am Vortragenden dran.

Und was erwartet die Teilnehmer auf der Herbsttagung?

REICHER: Die Burgenländische Herbsttagung findet heuer zum 40. Mal statt, und zwar von 7. bis 9. November. Sie ist richtig groß geworden, letztes Jahr hatten wir über 400 Teilnehmer in diesem attraktiven Umfeld in Rust. Tagesgäste fahren z.B. aus dem Großraum Wien schnell einmal hinunter zum Neusiedler See, auch aus dem Westen kommen Besucher, teilweise mit dem ganzen Ordinationsteam. Die Firma Praxis-Beratung – Petra Bischof-Oswald ist mittlerweile das ganze Jahr mit der Organisation der Herbsttagung beschäftigt, denken Sie etwa an die große Dentalausstellung. Wir werden vielfältige Themen bieten, beispielsweise wird Prof. Glockner (Graz) über amalgamfreie Restaurationen sprechen, Prof. Undt über Kiefergelenksprobleme, Dr. Meissner über Kinderzahnheilkunde, DDr. Saletu über Schnarchen und die Behandlung aus zahnärztlicher Sicht, und Prof. Mailath-Pokorny wird zum Thema "Sofortimplantatversorgungen“ referieren. Zusätzlich dazu wird es diverse Handson-Kurse für Zahnärzte geben, so wird etwa Priv.-Doz. Taschner einen Workshop zum Thema „Intraorale Reparatur zahnfarbener Restaurationen“ abhalten. Aber auch PAss und ZAss kommen nicht zu kurz: Es werden zahlreiche Vorträge und Workshops angeboten wie z.B. mit DDr. Schaudy (Mundschleimhauterkrankungen), Dr. Husejnagic (Brush & Learn), MBA Köck (Kommunikation), Frau Freitag und Frau Dürmoser (MH- und Paro-Behandlungen). Last but not least wird Dr. Hastermann wieder die Themen „Die validierte Instrumentenaufbereitung“ und die „Strahlenschutzfortbildung“ betreuen. Von 8. bis 9. November wird es auch eine Dentalausstellung in der Mehrzweckhalle des Seehotels Rust geben. Eine gute Verpflegung während der gesamten Tagung und ein Abendprogramm mit einem Heurigenabend am Donnerstag und am Freitag mit dem traditionellen „Martinigansl-Gala-Dinner“ und anschließendem Tanzabend runden das Fortbildungsprogramm ab.

Was tut sich bei Dental Public Health?

REICHER: Die Arge für Dental Public Health der ÖGZMK wird von Dr. Santigli (Graz) geleitet. Sie wurde von der Universität Kairo eingeladen, um dort über Dental Public Health im Allgemeinen und speziell in Österreich zu sprechen, und sie hält sogar den bei uns bereits sehr erfolgreichen Kurs über IOTN ab. Generell haben wird den Eindruck, dass – im Unterschied zu anderen Ländern – die Politik bei uns an „Dental Public Health“ nicht sehr interessiert ist.

Ein kurzes Statement zur Krankenkassen-Zahnspange?

REICHER: Als aktuelles Problem für die Krankenkassen-Zahnspange sehe ich Fehlbeurteilungen mit Streitereien bis zu anstehenden bzw. bereits laufenden Prozessen. Und damit verbunden das Problem der Budget-Deckelung.

Welche aktuellen Entwicklungen gibt es beim Fachzahnarzt für Kieferorthopädie?

REICHER: Die Gesundheitsministerin hat ja hat den politischen Auftrag erteilt, die gesetzlichen Grundlagen für den Fachzahnarzt bzw. die Fachzahnärztin zu schaffen. Ich denke, das schwierigste Problem ist es, entsprechende Übergangsregelungen zu definieren.

Herzlichen Dank für das Interview!

Dr. PETER WALLNER
Umweltmediziner und Medizinjournalist
peter.wallner4@gmail.com

Dr. Ernst M. Reicher