Rundgang - Neue Grazer Zahnklinik ist eröffnet

Ende Jänner führte Klinik-Vorstand Prof. Dr. Walther Wegscheider eine kleine Gruppe von Dentaljournalisten durch die neue Grazer „Univ.-Klinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit“ – vom Keller mit seinen beeindruckenden Technikanlagen bis zu den Diensträumen mit Dachgarten im 4. Obergeschoß. Bei dieser Gelegenheit führte ZMT mit ihm das folgende Interview.

Herr Professor, wie ist denn die Geschichte des Neubaus?

WEGSCHEIDER: Als meine Mutter 1949 ihre Ausbildung auf der Zahnklinik – Vorstand war damals Prof. Trauner - begann, hieß es bereits, dass ein Neubau der Klinik bevorstünde. Prof. Köle war im Rahmen seiner Berufung 1971 ein Neubau versprochen worden, nach dem Neubau der Chirurgie gab es aber für die Zahnklinik kein Geld mehr. Ein Bauplatz war zwar angekauft worden, wurde aber dann zunächst als Parkplatz verwendet. Im Projekt LKH 2000 wurde ein zweigeschoßiger Neubau prinzipiell verankert, das länger andauernde Dr. med. dent.- Studium machte jedoch bei der Planung Erweiterungen notwendig. Prof. Bratschko gelang es dann, die zusätzlichen Flächen in das Projekt LKH 2020 zu integrieren. Allerdings gab es bis November 2011 keine Finanzierungszusage für die weiteren Obergeschoße. Ende 2012 erfolgte die Realisierungsentscheidung, im Juni 2013 schließlich der Spatenstich. Die projektierten Gesamtkosten von 35,8 Millionen Euro wurden ebenso wie der Zeitplan eingehalten, was zweifellos eine große Leistung aller Mitwirkenden war. Besonders erwähnen möchte ich an dieser Stelle Herrn Ing. Walter Brückler (und sein Team), der sich als Projektleiter sehr verdient gemacht
hat.

Und wie ist die neue Klinik nun organisiert?

WEGSCHEIDER: Die Klinik ist jetzt in drei klinische Abteilungen gegliedert: Zahnerhaltung, Parodontologie und Zahnersatzkunde; orale Chirurgie und Kieferorthopädie; MKG-Chirurgie. Die Anbindung an das Kerngelände des LKH-Univ.-Klinikums Graz erfolgt über eine Fußgängerbrücke und einen Logistiktunnel. Die MKG-Chirurgie befindet sich weiterhin im Chirurgietrakt. Die Nutzfläche des neuen Gebäudes beträgt rund 4000 m2. Die Beheizung und Kühlung der Zahnmedizin Graz erfolgt mittels Geothermie. Dafür wurden 86 Tiefenbohrungen durchgeführt. Wir setzen auch stark auf Wärmerückgewinnung. Während des Baus wurde durch „Bau-Xund“ ein professionelles Baustoff - und Chemikalienmanagement implementiert. Im Erdgeschoß befindet sich die Erstaufnahme mit einem Triagestuhl, einem Schmerzstuhl, einer Behandlungseinheit für Oralchirurgie und einer prothetischen Ambulanz. Dazu haben wir einen Liegendbehandlungsraum mit entsprechendem Monitoring für eingeschränkt mobile Patienten. Generell befinden sich alle Behandlungsräume im Erdgeschoß und 1. Obergeschoß. Terminpatienten brauchen nur noch die E-Card in den E-Card-Terminal zu stecken und werden dann automatisch angemeldet. Ein spezielles Patientenleitsystem führt die Patienten in die richtige Wartezone. Die Wartezonen weisen alle einen Namen auf, der das Wort „Zahn“ enthält, wie z.B. Zahnrad oder Löwenzahn. Das Patientenleitsystem wird durch Bildschirme in den Wartezonen, die die Patienten in die richtigen Behandlungsräume weisen, komplettiert. Die Grazer Klinik verfügt über eine umfassende CAD/CAM-Infrastruktur, mit drei Schleifeinheiten, drei Modellscannern und 14 Chairside-Aufnahme- und Konstruktionseinheiten, die auch in der studentischen Ausbildung eingesetzt werden. Generell macht die eingesetzte Infrastruktur, inklusive aufwändigster 3D-AV-Technik, die Grazer Universitätsklinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit zur modernsten ihrer Art. Die Zahntechniklabors sind im 2. Obergeschoß untergebracht. Es gibt einen eigenen Keramikraum. Die Klinik verfügt auch über ein modernes 3D-Aufnahme- und Übertragungssystem. Beim Neubau der Grazer Zahnklinik wurde auch besonderes Augenmerk auf die Ausbildung unserer zukünftigen Zahnärztinnen
und Zahnärzte gelegt.

Wie sieht denn jetzt die Infrastruktur für die Ausbildung aus?

WEGSCHEIDER: Herzstück der Lehre sind die 12 Simulationsarbeitsplätze und 35 Behandlungseinheiten in den Ausbildungsbereichen. Bei den studentischen Arbeitsplätzen betreut jeweils ein Oberarzt mit Team sechs Behandlungseinheiten. Bei jedem Arbeitsplatz ist ein Technikarbeitsplatz integriert, bei jedem zweiten ein Mikroskop. In den Behandlungsleuchten befinden sich HD-Kameras, mit denen die Behandlungsschritte der Demonstratoren vorgezeigt und aufgenommen werden können. So werden von den Studierenden sämtliche Behandlungsschritte über Monitore mitverfolgt. Die Livebilder können zusätzlich an jede beliebige Stelle im gesamten Haus übertragen werden.

Eine abschließende Bemerkung?

WEGSCHEIDER: Seit ich mit Anfang 2009 Vorstand wurde, beschäftigte mich vor allem der Neubau. Die alte Klinik, an der ich so lange gearbeitet habe, ist bei mir völlig in den Hintergrund getreten. Die neue Zahnklinik ist architektonisch wunderschön und das Arbeitsumfeld nahezu perfekt, sodass alle Kolleginnen und Kollegen gerne hier arbeiten.

Herzlichen Dank für das Interview!

Dr. PETER WALLNER
Umweltmediziner und
Medizinjournalist
peter.wallner4@gmail.com