Kammerwahl 2016 - Neuer Präsident der Österreichischen Zahnärztekammer

Mit MR Dr. Thomas Horejs, langjähriger und erfahrener Standespolitiker, Zahnarzt aus Wien Simmering, gibt es nun einen Generationenwechsel an der Spitze der Zahnärztekammer. Wir führten mit ihm das folgende Gespräch.

Herr Präsident, zunächst einmal herzliche Gratulation. Freuen Sie sich über Ihre neue Tätigkeit?

HOREJS: Präsident der Österreichischen Zahnärztekammer zu sein, ist eine ebenso herausfordernde wie ehrenvolle Aufgabe. Die Möglichkeit, Dinge mitzugestalten, hat mich immer schon begeistert. Insofern freue ich mich über die neue Tätigkeit.

Wie sieht Ihre bisherige standespolitische Laufbahn aus?

HOREJS: Mein Einstieg in die Standespolitik erfolgte 1993 als Turnusärztevertreter im Vorstand der Wiener Ärztekammer. Von dort an bin ich in die weiteren Funktionen hineingerutscht. Meine Schwerpunkte waren die Qualitätssicherung, Kassenverhandlungen, die Patientenschlichtung und die Bewältigung der betriebstechnischen Auflagen. Die praktische Umsetzung der gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätssicherung war mein größtes Projekt. Ich betrachte es als mein standespolitisches Baby und meine, dass es sich gut entwickelt hat. Seit 2002 bin ich Generalsekretär des Zahnärztlichen Interessenverbandes und seit 2006 Vizepräsident der Landeszahnärztekammer für Wien.

Welche Schwerpunkte werden Sie in naher Zukunft setzen?

HOREJS: Die stiefmütterliche Behandlung der Kinderzahnheilkunde und der Beratung in der Kassenzahnheilkunde ist ein Relikt aus der Zahnsteinzeit. Da muss ein Modernisierungsschub hinein. Und dafür wird es zusätzliche Geldmittel brauchen. Die Forderung der Kassen nach Kostenneutralität ist unrealistisch und verschließt die Augen vor der ökonomischen Realität. Zweitens wird die Zahnheilkunde immer weiblicher. Die Anzahl der Kolleginnen steigt immer stärker an. Wir haben 2015 eine wesentliche Verbesserung der Zusammenarbeitsformen für Zahnärztinnen und Zahnärzte erreicht, die auch sehr gut angenommen wird. Das darf aber nur ein erster Schritt sein. Auch hier brauchen wir eine Weiterentwicklung, um den gewandelten Bedürfnissen der Patientinnen und der Zahnärztinnen zu entsprechen. 

Welche Ziele wollen Sie langfristig erreichen?

HOREJS: Für uns Zahnärztinnen und Zahnärzte möchte ich die Freiberuflichkeit als selbstständig Niedergelassene erhalten. Die Patienten wiederum wünschen eine wohnortnahe und persönliche Betreuung und keine anonymen und gesichtslosen zahnärztlichen Zentren, egal ob staatlich oder in privater Hand. Die Gratiszahnspange zeigt das exemplarisch. 92% der Behandlungen erfolgen bei niedergelassenen Zahnärzten, 5% in privaten Instituten und 2,7 in Kassenambulatorien. Der Schrei der Politik nach Zentren geht an der Wirklichkeit vorbei. Die Patienten stimmen mit den Füßen ab. Erfreulicherweise passen beide Ziele, der Erhalt der Freiberuflichkeit der Zahnärzte und die wohnortnahe, persönliche Betreuung der Patienten, perfekt zusammen.

Sie haben ja nun auch ein neues Team, wie sieht die Zusammenarbeit aus?

HOREJS: Das Team ist wohl neu. Allerdings sind alle Kolleginnen und Kollegen seit Jahren und Jahrzehnten in der Standespolitik aktiv. Die Zusammenarbeit läuft professionell, auf freundschaftlicher Basis und ist von gegenseitiger Wertschätzung getragen.

Haben Sie auch Wünsche an Ihre zahnärztlichen Mitglieder?

HOREJS: Die Stärke der Zahnärzteschaft war in den letzten Jahrzehnten die Einheit und der kollegiale Zusammenhalt. Das müssen wir bewahren. Und ich bin mir sicher, das werden wir auch bewahren, weil wir bei aller Unterschiedlichkeit der Persönlichkeiten doch in der Berufsausübung eine sehr homogene Gruppe mit gleichen Interessen sind.

Was sind Ihre größten Anliegen in der Standespolitik?

HOREJS: Ich wünsche mir mehr Ehrlichkeit der Gesundheitspolitik. Wir erleben ein Auseinanderklaffen der Sonntagsreden und der Regierungsprogramme auf der einen und der tatsächlichen Politik auf der anderen Seite. Beispiel Kieferorthopädie: Die Gratiszahnspange wird großartig angekündigt und gleichzeitig wird still und heimlich die abnehmbare Kieferorthopädie von der Kasse heruntergefahren. Die Kasse spart hier zulasten der Kinder.

Wie gut stehen Ihrer Meinung nach die Chancen für die heutige studierende Jugend in der zahnärztlichen Praxis?

HOREJS: Gut! Eine Studie der Universität Oxford aus 2013 zeigt, dass der zahnärztliche Beruf eine große Zukunftschance hat. Zahnärztinnen und Zahnärzte sind faktisch nicht durch Computer ersetzbar. Ganz im Gegensatz zum Zahntechniker so nebenbei, der zunehmend vom Computer ersetzt wird. Zudem zeigt der demografische Aufbau der jetzt aktiven Zahnärzteschaft, dass die nächsten Jahre geburtenstarke Jahrgänge in Pension gehen werden. Und sollte die Kassenzahnheilkunde von der Gesundheitspolitik weiter heruntergefahren werden, so werden die Zahnärzte dann im privaten Bereich umso besser leben können.

Und wie beurteilen Sie die Ausstiegsszenarien der älteren Generation, mit einem angemessenen Wert die eigene Praxis übergeben zu können?

HOREJS: Das wird wahrscheinlich regional unterschiedlich mit einem Stadt-Land-Gefälle sein. Die nachkommende Generation hat andere Lebensentwürfe als meine Generation. Die Generation Y ist teilweise nicht mehr bereit, mehr als 40 Stunden in der Woche zu arbeiten. Sie wollen Beruf  und Privatleben besser aufeinander abstimmen. Die jungen Kolleginnen natürlich kinderbedingt noch stärker als die jungen Kollegen. Das ist aber eine allgemeine gesellschaftliche Entwicklung.

Wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen für Ihre umfangreichen Aufgaben viel Erfolg!

MR Dr. Thomas Horejs