Neues aus Innsbruck: Pilotprojekt mit der TGKK, Masterstudium und Assistentinnenausbildung

Seit mittlerweile 15 Jahren leitet Prof. DDr. Ingrid Grunert die Innsbrucker Universitätsklinik für Zahnersatz und Zahnerhaltung. ZMT führte mit der Klinik-Direktorin das folgende Interview.

Was gibt es bei Ihnen in Innsbruck Neues?

Grunert: Vorweg möchte ich sagen, dass bei uns derzeit alles sehr gut läuft. Seit unserem letzten Gespräch  haben sich zwei junge Kolleginnen habilitiert. Das Thema von Priv.-Doz. DDr. Ulrike Beier war ein prothetisches, nämlich die Langzeitbewährung von Vollkeramikrestaurationen, dasjenige von Priv.-Doz. Dr. Ines Kapferer-Seebacher war ein parodontologisches, und zwar Piercings und seine Folgen. Im Bereich der Gerostomatologie soll ein Pilotprojekt meiner Klinik gemeinsam mit der Tiroler Gebietskrankenkasse durchgeführt werden. Es geht darum, die Zahngesundheit der Altenheimbewohner in Innsbruck und in weiterer Folge in Tirol zu verbessern. Das Projekt bezieht sich zunächst auf zwei Altersheime. Es geht vor allem um Prophylaxemaßnahmen und Verbesserung der Prothesenhygiene. Auch das Personal der Heime soll entsprechend geschult werden. Ich hoffe, dass dieses wichtige Projekt von politischer Seite unterstützt wird und dass es diesmal nicht nur beim Planungsstadium bleibt, sondern, dass es auch flächendeckend umgesetzt wird. In den nächsten Monaten soll außerdem die 3-jährige Ausbildung für zahnärztliche Assistentinnen in Tirol den gesetzlichen Vorgaben entsprechend umgesetzt werden. Im Herbst beginnt zum letzten Mal eine 13-monatige Ausbildung, ab 2015 soll dann die 3-jährige Ausbildung starten. Ich freue mich sehr, dass dadurch die Qualität der Ausbildung der zahnärztlichen Assistentinnen verbessert und auf ein internationales Niveau angehoben wird.
Erwähnen möchte ich auch noch das postgraduelle Masterstudium „Craniomandibuläre und muskuloskelettale Medizin“, das die Medizinische Universität Innsbruck mit mir als Programmdirektorin gemeinsam mit dem ZÄT-Info (Fortbildung für Zahnheilkunde – Ästhetik – Technik) und mit der Deutschen Gesellschaft für Muskuloskelettale Medizin sowie der Deutschen Gesellschaft für Osteopathische Medizin entwickelt hat. Im Herbst werden die ersten 17 Teilnehmer und Teilnehmerinnen – der Großteil von ihnen stammt aus Deutschland – diesen 4-semestrigen Uni-Lehrgang abschließen.

Was tut sich im Bereich der digitalen Abformung?

Grunert: Hier tut sich neuerdings auch in der Totalprothetik sehr viel. Vor einiger Zeit hat mich Herr Prückelmaier (ZT aus Deutschland) kontaktiert, der mit digitalen Technologien in der Totalprothetik die ersten Erfahrungen gesammelt hat. Wir haben in der Zwischenzeit die ersten Prothesen nach ausschließlich digitaler Abformung eingegliedert. Im Oberkiefer funktioniert die digitale Abformung sehr gut und ich bin erstaunt, welche Ergebnisse hier möglich sind. Auch unerfahrene Zahnärzte können mit der digitalen Abformung leichter als bei konventioneller Vorgehensweise gute Ergebnisse erzielen. Allerdings funktioniert das nicht mit allen Scannern.
Gemeinsam mit der Fa. VITA haben wir außerdem die ersten gefrästen Totalprothesen eingegliedert. Die traditionellen Schritte für die Herstellung von Prothesen werden sicherlich in der nächsten Zeit zunehmend von digitalen Technologien abgelöst werden. Der vollständige digitale Workflow ist aber in der Totalprothetik derzeit noch nicht möglich.

Wie stehen Sie heute zur Sofortbelastung von Implantaten?

Grunert: Innsbruck war ja bezüglich Sofortbelastung immer recht zurückhaltend. Generell müssen die Patienten heute – auf Grund der neuen Implantat-Oberflächen – viel kürzer warten, bis eine prothetische Versorgung möglich ist. Sofortversorgung ist – zumindest für mich – also immer noch kein Thema.

Liegt Ihnen noch etwas am Herzen?

Grunert: In der März-Ausgabe haben Sie ein Interview gebracht, in dem es um den zahnärztlichen 24-Stunden-Notdienst im 19. Wiener Gemeindebezirk (Dr. Macek und Kollegen) ging. Dazu möchte ich ergänzend sagen, dass es an der Innsbrucker Klinik seit Jahrzehnten einen solchen Notdienst gibt.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Dr. PETER WALLNER
Umweltmediziner und
Medizinjournalist
peter.wallner4@gmail.com

Prof. DDr. Ingrid Grunert