Eine indizierte und richtig gemachte Schiene ist eine großartige Entlastung für den Patienten. Wer vorher unter den Folgen des Bruxismus gelitten hat, liebt seine Schiene. Meine Patienten stehen nochmals auf, wenn sie ihre Schiene im Bad vergessen haben, und nehmen sie überallhin mit. Einige wollen sogar eine zweite Schiene, falls ihre „Teeth-Pyjamas“ einmal brechen sollten. Der einfachste Fall ist, dass dem Patienten der Stress bewusst und dass er zeitlich begrenzt ist, d.h. die Leute knirschen etwa vor Prüfungen. Dabei sind lediglich die physiologischen nächtlichen Knirschphasen verlängert. Meist genügt hier die Gabe von Magnesium oder Schüßler-Salz Nr. 7 (Magnesium phosphoricum D6, 2x2 Tabl.). Bei starken Beschwerden kann man eine dicke Tiefziehfolie anfertigen oder ein Gelkissen (z.B. Aqualizer) als provisorische Schiene tragen lassen. Dies sollte aber nur für maximal zwei Monate zur Anwendung gelangen, elastische Aufbissbehelfe können kieferorthopädische Wirkungen haben. Begleitend Akupunktur und/oder Physiotherapie, wenn es zeitlich möglich ist. Haltungsanalyse: Am stehenden Patienten betrachten wir Okklusions-ebene, Schultern und Becken. Interessant ist auch eine unterschiedlich hohe Lage der Hände sowie Abstehen der Schulterblätter. Einige Kieferorthopäden haben an einer Wand ein Karomuster angebracht (Quadrate mit 10 cm Seitenlänge), um Höhendifferenzen besser zu sehen. Bei vielen Patienten ist bereits durch einfache Maßnahmen eine Verbesserung von Schieflagen zu sehen: Einlegen von Watterollen zwischen den Zahnreihen oder einseitiges Unterlegen von Papierschichten unter ein Bein. Bei Kindern und Jugendlichen kann man sofort einen echten Ausgleich erreichen. Die Veränderung wird deutlicher, wenn wir die Patienten zur Neuorientierung der Muskeln ein paar Schritte gehen lassen. Rotationstest: Der Zahnarzt steht hinter dem Patienten und legt die Hände auf die Schultern. Der Patient soll den Kopf möglicht weit nach rechts und links drehen und sich merken, wie viel er vom Zahnarzt sehen kann. Dann werden zwei Watterollen eingelegt und der Vorgang wird wiederholt. Wenn die Blockierung des Bisses die Rotationsfähigkeit deutlich erhöht, ist der Patient hoch motiviert, eine Schiene zu tragen. Meerssemanntest: Eine Variante des Vorlauftests. Darunter versteht man, dass bei Rumpfbeugung die Beckenknochen unterschiedlich rotieren, eine Spina iliaca damit schneller und stärker verschoben wird. Am einfachsten für Zahnärzte ist es, die reflektorische Beinlänge zu kontrollieren: Der Patient liegt am etwa 60° gekippten Zahnarztstuhl und soll sich (ohne Hilfe der Hände) aufsetzen, der Zahnarzt hat die Hände auf die Fußknöchel gelegt. Zwischen den Varianten soll der Patient das Gesäß heben und schlucken, um fixierte Bewegungsmuster zu lösen. Weitere orthopädische Möglichkeiten wären Außenrotation und Abduktion der Beine. Auch die Überprüfung des craniosacralen Rhythmus ist möglich. Alle diese Tests können auch zur Überprüfung des Konstruktionsbisses und der (frisch eingeschliffenen) Schiene eingesetzt werden. Bei allen kinesiologischen Tests kann man durch festen Biss und Blockade mit Watterollen den Einfluss der Bisslage überprüfen. Aufsteigende Probleme (Fußgewölbe) sind beim Testen im Liegen verschwunden. Natürlich gibt es auch Patienten, die tagsüber Einlagen und nachts eine Schienen brauchen, etwa 80% haben Probleme „an beiden Enden“, die Osteopathen sprechen von gemischten Ketten. Bei den meisten Patienten ist es aber sinnvoll, die stärkste Störung zu ermitteln und nur dann eine Schiene zu machen, wenn die einfachen Haltungstest Erfolge versprechen. MR Dr. EVA-MARIA HÖLLER |
Der Rotationstest kann Patienten überzeugen
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