Planung=Erfolg: Zahnärztekongress 2013 in Graz

Der diesjährige Zahnärztekongress findet im Herbst in Graz statt und beschäftigt sich mit Diagnostik, Planung und Praxis. Wir sprachen mit Kongresspräsident Prof. Dr. Rudolf O. Bratschko.

Herr Professor, wie wichtig ist die Planung in der modernen Zahnmedizin?

BRATSCHKO: Es ist keine Frage, dass ein Langzeiterfolg nur dann möglich sein wird, wenn der Behandlung eine exakte Planung vorausgeht. Diese betrifft die Feststellung des parodontalen Zustandes, die Beurteilung von devitalen Zähnen und als Drittes die Beurteilung des funktionellen Gebisszustandes des Patienten und damit der Abschätzung, wie erfolgreich die Behandlung und damit auch der Langzeiterfolg sein werden.

Wie sehr hat sich die Planung einer komplexen Behandlung im letzten Jahrzehnt verändert?

BRATSCHKO: In den letzten Jahren wurde ein großer Fortschritt im Bereich der bildgebenden Verfahren verzeichnet. Vor allem die Volumentomografie ist mit praxistauglichen und auch leistbaren Röntgengeräten in der Zahnarztpraxis Realität geworden. Die zweite Verbesserung hat sich vor allem durch die Einführung elektronischer Hilfsmittel ergeben. Hier wurden besonders in der Planung der Implantologie neue Meilensteine gesetzt.

Auf den Zahnkliniken wird natürlich nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und mit den modernsten Geräten gearbeitet. Wie leicht  oder schwer ist es dann für die jungen Zahnmediziner, diesen Standard auch in der eigenen Praxis umzusetzen?

BRATSCHKO: Aus meiner Sicht sind auch junge ZahnmedizinerIn-nen, die im Zuge ihrer Ausbildung die neuesten Techniken und Diagnoseverfahren kennen und anwenden lernen, auch in der Lage, sie dann in der eigenen Praxis zu benützen. Gerade diese Generation ist ja schon vom frühesten Kindheitsalter im Umgang mit elektronischen Geräten vertraut.
Die angesprochenen Hilfsmittel sind somit durchaus für junge, niedergelassene ZahnmedizinerInnen nutzbar und aufgrund des technischen Fortschrittes und der damit einhergehenden Breitenwirkung auch leistbar geworden.

Was werden die Highlights auf dem Kongress sein?

BRATSCHKO: Es wird in jedem Fachbereich der Zahnmedizin von ausgewiesenen Fachleuten die Planung aufgrund einer entsprechenden Diagnose dargestellt werden. Dies führt dann zu einem Erfolg bei der Behandlung unserer PatientInnen. Weiteres Highlight dieses Kongresses wird die umfassende Industrieausstellung sein, bei der die TeilnehmerInnen die Möglichkeit haben werden, sich über den letzten Stand im Bereich der zahnärztlichen Materialien, aber auch der neuesten Geräte zu informieren. Gerade in einem Jahr, in dem die IDS in Köln stattgefunden hat, erwarte ich mir hier einen besonders intensiven Informationsaustausch.
Im Gegensatz zum Zahnärztekongress 2007, der ebenfalls in Graz stattgefunden hat, haben wir auch ein umfangreiches Fortbildungsprogramm für zahnärztliche Assistent-Innen mit Workshops und Vorträgen aus sehr vielen, nicht nur zahnmedizinisch relevanten Gebieten zusammengestellt. Weiters bieten wir den TeilnehmerInnen ein weit gestreutes Rahmenprogramm, auch der Umstand, dass sich der congress |graz im Zentrum der Grazer Altstadt befindet, macht diese Veranstaltung auch aus touristischer Sicht besonders attraktiv.

Wieviele Teilnehmer werden erwartet?

BRATSCHKO: Wir hoffen, dass es uns aufgrund des weitgestreuten Programmes gelingen wird, die 1000er- Marke zu überschreiten oder zumindest nur knapp zu unterbieten. Wir freuen uns, dass wir auf die Aussendung des Vorprogrammes bereits 250 Anmeldungen haben.

Auf welchen Vortrag freuen Sie sich besonders?

BRATSCHKO: Aufgrund des hohen Niveaus der eingeladenen Vortragenden ist es mir nicht möglich, einen Vortrag besonders hervorzustreichen. Am meisten freue ich mich eigentlich darüber, dass wir aus dem Kreise der JungzahnärztInnen so viele Einreichungen für Kurzvorträge und Posterpräsentationen erhalten haben. Nicht nur als Kongresspräsident sondern auch als Mitglied des Wissenschaftlichen Komitees erwarte ich mir gerade hier nach Durchsicht der Abstracts besonders interessante Beiträge.

Es findet ja gleichzeitig auch der ECG-Kongress in Graz statt. Wie gut ist Ihrer Meinung nach die zahnärztliche Versorgung alter, pflegebedürftiger und/oder dementer Menschen in Österreich?

BRATSCHKO: Wir freuen uns, dass gleichzeitig zum Österreichischen Zahnärztekongress auch der Europäische Kongress für Alterszahnheilkunde in Graz stattfinden wird. Da unsere PatientInnen immer älter werden, erhöht sich auch bei uns die Anzahl pflegebedürftiger aber leider auch dementer Menschen.
Wir wissen, dass vor allem in Pflegeeinrichtungen, aber auch bei zu Hause betreuten Personen hier noch ein großer Nachholbedarf besteht. Mobile Zahnarztpraxen für Zahnbehandlungen im Pflegeheim und zu Hause sind technisch längst möglich, werden aber aufgrund der mangelnden wirtschaftlichen Attraktivität kaum durchgeführt. Hier wären die Sozialversicherungen gefordert, für ZahnärztInnen einen entsprechenden Anreiz zu setzen, um solche mobilen Behandlungen anbieten zu können.
Ich hoffe, dass gerade der Kongress für Alterszahnheilkunde auch in diesen Bereichen Lösungsansätze aufzeigen wird.
Ich freue mich auf ein Wiedersehen beim Österreichischen Zahnärztekongress und beim Kongress für Alterszahnheilkunde in Graz vom 3.-5. Oktober 2013 und lade sehr herzlich zur Teilnahme ein.

Wir danken für das Gespräch.
Prof. Dr. Rudolf O. Bratschko