ÖGZMK Salzburg: Frauen, Paracelsus und harmonische Kooperationen

Die Gründungssitzung der ÖGZMK Salzburg fand am 5. November 1949 statt, erster Obmann war Dr. Karl Czerwenka. Längstdienende Präsidentin war Prof. Helene Matras (1983-95), zu einer Zeit, als die Diskussion um Frauen in Spitzenpositionen noch in den Kinderschuhen steckte.

Seit rund zwei Jahren ist Dr. Walter Keidel (als Nachfolger von Doz. Johann Beck-Mannagetta) Präsident. Vizepräsidentin ist Dr. Andrea Aufmesser (bereits in der Ära Beck-Mannagetta gab es mit Dr. Astrid Keidel-Liepold eine Vizepräsidentin). Keidel studierte in Innsbruck (Promotion 1983) und schloss seine Facharzt-ausbildung 1988 bei Prof. Köle in Graz ab. Seither ist er als niedergelassener Zahnarzt in Grödig tätig. Vor seiner Präsidentschaft  hatte er verschiedene Positionen im Vorstand der ÖGZMK Salzburg inne. Dr. Keidel ist weiters Fortbildungsreferent der Landeszahnärztekammer und Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. „Insgesamt bin ich seit rund 20 Jahren ‚im Geschäft‘", so Keidel. ZMT führte mit ihm das folgende Interview.

Welches sind die aktuellen Ziele der ÖGZMK Salzburg?
KEIDEL: Dies sind sicherlich die Fortbildung und die Unterstützung wissenschaftlicher Arbeiten, vor allem von Diplomarbeiten. Einmal im Monat (außer in den Ferien) findet ein Fortbildungsabend statt. In der letzten Zeit wurden zumeist interdisziplinäre Themen behandelt, wie Anästhetika, Notfälle in der Ordination, Diabetes oder die Behandlung multimorbider Patienten. Es erscheint mir wichtig, den Konnex Zahnmedizin - Medizin herzustellen.
Anscheinend sehen dies die Kolleginnen und Kollegen ähnlich, denn die Abende waren gut besucht. Auch beim heurigen Zahnärztekongress in Salzburg wurden Vorträge zu „High-Tech-Themen" nicht so „gestürmt" wie etwa diejenigen zu Parodontologie und Psychosomatik. Möglicherweise gibt es hier eine Art von „Back to the Roots"-Bewegung.
Durch die Partnerschaft mit der Paracelsus-Medizin-Universität (wir haben uns an der Bausteinaktion beteiligt) können wir für Veranstaltungen die Räumlichkeiten der Uni nutzen. In Salzburg gibt es rund 300 ZahnärztInnen, pro Jahr haben wir bei den Vorträgen und Kursen 600 bis 800 Teilnehmer, da kann man zweifellos zufrieden sein.
Wichtig ist uns auch, dass Zahnärztinnen entsprechend im Vorstand vertreten sind. Neben der Vizepräsidentin Dr. Aufmesser ist seit Kurzem auch Dr. Geringer Vorstandsmitglied.

Welches „Rahmenprogramm" gab es bei der heurigen Jahreshauptversammlung?
KEIDEL: Zunächst wurde die von der ÖGZMK Salzburg unterstützte Diplomarbeit von Dr. Robert Wakolbinger vorgestellt und Doz. Beck-Mannagetta die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Anschließend berichteten OA DDr. Christian Brandtner und OA Dr. Peter Schachner (Universitätsklinik für MKG-Chirurgie Salzburg) über humanitäre Hilfseinsätze u.a. in Tibet, Laos und Tadschikistan.

Wie sieht Ihr Rückblick auf den heurigen Zahnärzte-Kongress aus?
KEIDEL: Ursprünglich war ich davon ausgegangen, dass zirka 1000 Besucher kommen würden, was mir zweifelnde Blicke einbrachte. Letztlich wurden es sogar 1250, und bei manchen Vorträgen standen die Besucherinnen und Besucher bis auf den Gang hinaus. Der Kongress wurde auch von universitärer Seite gelobt. Insgesamt freuen wir uns, dass die viele Vorbereitungsarbeit honoriert wurde.
Zum Erfolg maßgeblich beigetragen hat sicher die harmonische Zusammenarbeit zwischen ÖGZMK Salzburg, Zahnärztekammer, ÖGK und der Salzburger MKG-Chirurgie-Abteilung. Dadurch war die Stimmung deutlich besser als beim letzten Zahnärztekongress in Salzburg.

Sie sind ja auch Vizepräsident der ÖGZMK, die seit rund einem Jahr zum ersten Mal einen niedergelassenen Zahnarzt als Präsidenten hat (Dr. Haider). Die Wahl sorgte für einige Aufregung speziell in universitären Kreisen. Haben sich die Wogen mittlerweile geglättet?
KEIDEL: Ja, ich denke schon, dass sich die Wogen geglättet haben. Es gab im Rahmen des Zahnärztekongresses auch einen Workshop (World-Café-Methode), der sich mit der Zukunft der ÖGZMK beschäftigte. Dabei wurden in konstruktiver Atmosphäre drei Stunden lang (an unterschiedlichen Tischen) grundsätzliche Themen  behandelt und ein befruchtender Output erzielt. Weiters wurden bei der Hauptversammlung die längst fälligen Statutenänderungen (zeitgemäße Bezeichnungen) durchgeführt. Ich denke, die ÖGZMK ist auf einem guten Weg, was ihre Zukunft betrifft.

Welche Veranstaltungen der ÖGZMK Salzburg wird es im nächsten Jahr geben?
KEIDEL: Für das 1. Halbjahr 2013 sind die folgenden Fortbildungsveranstaltungen fixiert: Prim. Stelzig, Salzburg über Burn-out-Prophylaxe (22.1.13), die Kieferorthopädie-Kurse von  Prof. Richter (sicherlich ein Pionier auf diesem Gebiet), Prof. Arnetzl über Gerostomatologie (26.2.), ein Vortrag über Parodontitis und Allgemeinerkrankungen (Dr. Sylke Dombrowa aus Deutschland, 13.3.), Prof. Glockner über die „Verarbeitung von Kompositen im Seitenzahnbereich" (9.4.), ein Zwei-Tage-Notfallkurs für das zahnärztliche Team (24. und 26.4.)  sowie eine Endodontie-Fortbildung (Single-File-Technik, Referent Dr. Christoph Kaaden, München, 5.6.)
Im 2. Halbjahr 2013 sind derzeit ein Vortrag von Prof. Arnetzl über „Die verschiedenen Aspekte der Alterszahnheilkunde" (24.9.) sowie „Die schwangere Patientin beim Zahnarzt - do's and don'ts" (16.10.) fix.

Herzlichen Dank für das Interview!
Das Gespräch führte Dr. Peter Wallner

Dr. Walter Keidel