Lifestyle oder Heilmittel: Zink - das Universalgenie

Viele unserer Patienten nehmen schon Zinkpräparate, wenn sie zur ersten Beratung kommen. Es ist Bestandteil verschiedener Mischpräparate: Antioxidantien, Entgiftungscocktails, Stressbrecher. Kinesiologen empfehlen Zink, der Nachbarin hat es bei Haarausfall geholfen - und im Drogeriemarkt ist es nicht sonderlich teuer. Ist Zink wirklich ein wichtiges Heilmittel oder ein gewinnbringendes Lifestyle-Präparat?

Im Zuge meiner ganzheitlichen Ausbildung absolvierte ich recht früh Applied Kinesiology.  Gründer George Goodhart empfahl: „Think Zinc". Und auch unsere damaligen Aus-bildner, selbst noch jung und mit Verständnis für unsichere Anfänger, gaben uns den Rat, schwierigen Patienten, die wir nicht gleich beim ersten Mal testen konnten, erstmal vier Wochen Zink zu geben. Für den Folgetermin hatten wir die Möglichkeit, eine Teststrategie auszuarbeiten. Außerdem bestanden gute Chancen, dass der Patient dann allein durch die Zinkgaben viel besser testbar war, z.B. nicht mehr generell verspannt. Es mag nach Ausflucht klingen, aber es erwies sich meist als erfolgreich.
Zink wird bei Entgiftungsvorgängen und Stress in großen Mengen verbraucht, unsere Lebens- und Umweltbedingungen erfordern daher viel Zink. In höherer Konzentration ist es enthalten in Austern, Sojamehl, Hirse, Linsen und Leber - kein großes Wunder, dass über die Nahrung der Ausgleich eines Zinkmangels schwierig ist.

Gute Aufnahme im Körper

Die Zufuhr über Nahrungsmittelergänzungspräparate ist einfach, Zink wird gut aufgenommen. Einige Autoren empfehlen die Zinkeinnahme abends, da es nach 17 Uhr besser resorbiert wird. Andere, darunter Dr. Rainer Schroth von der Österreichischen Gesellschaft für Orthomolekularmedizin, meinen, das sei egal. Ich verordne es meist abends; Patienten, die andere Mittel nur morgens einnehmen müssen, sollen es eher dann einnehmen, da sie sonst vergessen. Dass es generell recht gut aufgenommen wird, zeigt sich auch daran, dass es kein klassisches zink-hältiges Schüßlersalz gibt. Sollten wir wirklich einmal ein homöopathisches Mittel brauchen, empfehle ich Zincum valerianum (2x10 Tropfen, wirkt auch beruhigend und als Einschlafhilfe).
Zink ist kaum überdosierbar, es ist aber ein Gegenspieler zu Eisen, Kalzium und Magnesium. Relevant ist dieser Mechanismus bei Langzeitgaben in hohen Dosen, dann kann es auch die Aufnahme von Kupfer und Folsäure hemmen. Die unten angeführten Dosierungen sind problemlos. Ein zeitlicher Abstand zu den anderen Mineralstoffen ist wegen der Aufnahmekompetition sinnvoll.
Zink ist ein Schlüsselmineral für über 200 Enzyme. Bei einem Mangel verlangsamen sich daher viele Stoffwechselvorgänge, die Chemiefabrik gerät ins Stocken.

Die Indikationen für die Zinkgaben

Entgiftung:

Alle Schwermetalle, aber auch Chemogifte, Medikamente oder Alkohol (Alkoholdehydrogenase) brauchen Zink zur Entgiftung. Zink ist das wichtigste Mittel bei Amalgambelastung, weil es für die körpereigenen Entgiftungssysteme benötigt wird. Es ist auch Teil der Standardausleitung (mit Grünalgen und Lymph- und Organstützmitteln). Zink wird daher auch bei Lebererkrankungen gebraucht.
Als starkes Antioxidans hat Zink auch eine Schutzwirkung gegen Zellschäden.

Immunsystem:
Sowohl bei Immundepression als auch bei Überreaktionen hilft Zink. Eine beginnende Erkältung kann man oft mit kurzfristig hohen Dosen Zink aufhalten: Zinkpcolinat 30 mg Kapseln, 3x2 Kapseln im Abstand von 10 Minuten, dann alle 20-30 Minuten eine Kapsel für 3-5 Stunden - das hat schon oft den Ordinationstag gerettet. Es wirkt antiviral, soll daher auch bei der Herpestherapie kombiniert werden.
Achtung: Antibiotika führen zu Zinkmangel!
Zink ist auch ein potentes Antiallergikum, gut geeignet bei Heuschnupfenkindern.
Für Kleinkinder gibt es Kapseln mit 15 mg (etwa bis 40 kg Körpergewicht).
Bei Ausschlägen aller Art bewährt es sich ebenfalls; hier kann zusätzlich Zinksalbe verwendet werden.

Säureregulation und Verdauung:
Die Carboanhydrase in der Magenwandzelle ist zinkabhängig : Säure-Basen-Regulation braucht Zink! Andererseits führen Antacida zu Zinkmangel... Magenpatienten brauchen daher fast immer Zink.
Die Carbopeptidasen (Eiweißspaltung) in Duodenum, Milz und Nieren benötigen Zink. Die Bauchspeicheldrüse braucht für ihre vielen Verdauungsenzyme ebenfalls viel Zink, besonders Diabetiker (Beta-Zellen).

Zentralnervensystem und Auge:
Zink hilft bei Depressionen, Psychosen, Hyperaktivität und Lernschwächen. Es ist auch ein klassischer Stressbrecher (in der Managermischung bei Kiefergelenkspatienten wird es mit Vitamin C kombiniert).Zink hilft gegen allgemeine Müdigkeit und Erschöpfung.
Die Netzhautzellen brauchen ebenfalls Zink. Es ist außerdem für den Vitamin-A-Transport wesentlich. Einsatzgebiete: Nachtblindheit, Makuladegeneration.

Bindegewebe, Knochen:
Wundheilung braucht viel Zink - bei Verletzungen, besonders Verbrennungen, daran denken! Auch bei Durchblutungsstörungen bei Diabetes hilft Zink, ebenso bei Venenschwäche (Krampfadern).
Zink ist auch ein wichtiges Mittel bei Parodontalproblemen - antientzündlich, straffend auch bei Rezessionen und für die Kollagensynthese. Bei Osteoporose ist es sinnvoll, statt einer Dauerkalziumgabe zwischendurch immer wieder 1-2 Monate Zink zu geben. Über die Kollagenbildung wirkt es auch bei Bänderverletzungen, schlaffen Gelenkskapseln und Diskusschäden - in unserem Fach natürlich bei Kiefergelenksproblemen.
Bei Rheuma führt Zink zur Besserung von Gelenksschwellung und Steifheit. Viele Rheumamittel, auch Cortison, führen zu Zinkmangel.
Auch die Dura mater besteht aus Bindegewebe, bei Störungen im Craniosakralsystem (Schädelfehlern) daher an Zink denken!
Und - ja, es ist auch ein Mittel für die Schönheit: Haut, Haare und Nägel brauchen Zink (im Wechsel mit Silicium und Kalzium).

Hormone und Reproduktion:
Hypophyse, Schilddrüse und Nebenniere brauchen viel Zink. Alle drei sind auch Stresserfolgsorgane, die oft lange Zeit auf Hochtouren laufen und dann erschöpft sind. Zinkgaben konnten schon manchen beginnenden M. Hashimoto heilen (auch Antikörper sind noch reversibel).
Bei unerfülltem Kinderwunsch kann Zink ebenfalls eine Menge: Die Hypophyse ist ja auch für Sexualhormone zuständig, das Ovar braucht Zink - in beiden Organen kann Zink auch Schwermetalle verdrängen.
Der Mann benötigt Zink für die Prostata und für die Beweglichkeit der Spermien.
Wachstumshormone brauchen Zink - gesteigerter Bedarf besteht daher in der Schwangerschaft und im Wachstum.
Die lokal wirkenden Prostaglandine (steuern Entzündung und Gerinnung) brauchen ebenfalls Zink - siehe Wundheilung!

Bewährte Präparate:
Zinkpicolinate 30 mg oder Zinkcitrat 30 mg enthalten etwa 7 mg Zink -  abends eine Kapsel, bei starkem Mangel vier Wochen lang zwei Kapseln - von verschiedenen Firmen erhältlich.

Zinkorotat 50 mg Tabletten - ca. 8 mg Zink - werden von Apotheken hergestellt. 2x1 - harte Tabletten, (manche Patienten berichten von Magendrucksymptomen) dann und bei Halsschmerztherapie lutschen lassen.

Zink wird oft über Monate gebraucht, allerdings sollte man die Präparate wechseln - am elegantesten natürlich nach einem Test.

Einfachster Einsatz, zum Beispiel für Zahnfleisch oder Bänderstützung: Zinkpicolinate, abends eine Kapsel für zwei Monate (60 Stück).

Dr. Eva-Maria Höller