Wir sind Metaller!

Nein ich bin nicht zugekifft, vertrottelt oder in einem anders gearteten Delir. 4,2 % im Schnitt für die brav arbeitenden Metaller, das ist doch was! Und wir alle vergönnen es ihnen; das ist nicht unser Klassenkampf! Den haben wir schon verloren. Vergleichszahl Zahnärzte: 1,06% plus beim Kassentarif.

Zugegeben: Es ist langweilig immer nur zu monieren, dass wir unsere Leistungen nicht adäquat abgegolten bekommen. Es ist auch fad über Klimakatastrophen, fehlendes Wirtschaftswachstum, Bankenprobleme, Eurokrise und ähnliche für den Einzelnen schwer abänderbare Irrwitzigkeiten zu sinnieren. Die Zeiten, in denen sich manche Kollegen in zu großen Segelbooten einfach zum Entspannen abgesetzt haben, sind leider auch schon vorbei. Für manch alteingesessenen Kollegen und viele Junge geht es um existentielle Fragen: Wie zahle ich meine Kredite für überteuerte Geräte zurück? Welcher Patient kann sich hochwertige Therapien wie Implantatversorgungen, Laserparobehandlungen und Co. noch leisten?

Die Realität ist überwältigend einfacher:" Kennan wir des Metallgerüst ah nächstes Johr mochen?" Die Kollegen von uns, die diesen Satz nicht zumindest ein Mal die Woche zu hören bekommen, können sich glücklich schätzen.

Zurück zu meinem Lieblingsthema: Warum wurde nicht schon längst ein kostendeckender, anständiger Tarif mit unseren Vertragspartnern ausgehandelt? Nur weil wir über Jahrzehnte das Kassensystem über unsere Privatleistungen gesponsert haben? So nach dem Motto: Geht sich schon aus, nur nicht auffallen, wir verdienen eh recht schön? Das ist gelaufen. Wirklich bitter wird der Beigeschmack dann, wenn man von gewöhnlich gut informierter, kasseninterner Seite auch noch hört: "Na, Ihr habt Euch ja auch nie wirklich angestrengt".

Wir sind Metaller: Gold (Inlays will kaum mehr jemand und bei den Goldpreisen echter Luxus), Amalgam (wird wegen des steigenden Silberpreises zusehends unrentabler) und Legierungen (für z.B. Metallgerüste). Das ist unser täglich Brot. Und dann sollen wir keine Metaller sein und nicht auch auf 4,2% Steigerung pochen? Wer von uns hat schon über „Kampfmaßnahmen" nachgedacht?
Nach den Metallern, dem Handel (oh ja, die Gehaltsverhandlungen sind für uns auch nicht uninteressant!) kommen der öffentliche Dienst, die Beamten an den Verhandlungstisch. Toll. Herr Neugebauer wird sich sicher nicht so abspeisen lassen, wie unsere Kammerführung.

Kammermitgliedschaft oder Gewerkschaft - was würde Ihnen besser gefallen? Warum nicht gleich Neugebauer for president unserer Kammer. Dann würde sich wenigstens die Wiener Führung (Neugebauer fährt Yamaha) und die Niederösterreichische (Gruber fährt Harley) besser verstehen. Diesen Gedanken könnte man noch weiterspinnen, so in Richtung: die beiden könnten dann ein eigenes Chapter gründen ( Insidergeschichte; für die, die es nicht wissen: Harley Fahrer sind in Chapter - so wie auch jeder lokale Meerschweinchenzüchterverein - organisiert). Passender Name gleich mitgeliefert: Hells Dentists, oder so.

Gut, jetzt ist es wieder mit mir durchgegangen. Außerdem habe ich bei all meinen Überlegungen den hochlöblichen derzeitigen Präsidenten außer Acht gelassen. Durchaus ungehörig, aber der bastelt eh schon seit längerem an seiner Nachfolge.

Wieder zurück zum Thema: „Die Gewerkschaft bäumt sich auf", „Gewerkschaft steht Streik bei Fuß". So und so ähnlich titelten diverse Tageszeitungen. Und was machen wir? Erinnert mich an oben erwähnten Meerschweinchenzüchterverein: „A paar Kerndeln werns scho kriagen und vielleicht a klane Solotpledschn" (für die Kollegen aus anderen, westlicheren Bundesländer: Körner und Salat ...).

Lieferanten steigern durchaus verständlicherweise ihre Preise, unsere Mitarbeiter brauchen auch mehr Geld, das Labor unseres Vertrauens will auch bezahlt sein, Normen, EU- Vorschriften haben erfüllt zu werden - und wo bleiben wir?? Sind wir wirklich die Zahldeppen? Wir können unsere Kosten nicht einmal 1:1 weitergeben, weil wir sonst bald alleine in der Ordination stehen würden (auch gut gibt es wenigstens keine forensischen Probleme und Herr Oberpatientenanwalt Bachinger wäre auch mit mehr Freizeit gesegnet). Aber das ist wohl nicht Sinn und Zweck eines Wirtschaftsbetriebes.
Wer kennt den Ausweg Herr Präsident? Nachdem mir mein hochgeschätzter Ansprechpartner OMR Senoner leider abhanden gekommen ist, bin ich gespannt ob sich sonst jemand für eine Antwort findet.

By the way: Noch eine Gruppe könnte heuer auf der Strecke bleiben: die Pensionäre. Auch sie werden der Inflationsabgeltung nachlaufen müssen. Aber das kratzt uns schon rein gar nicht: unsere Pensionserwartungen hinken den erhofften Vorstellungen auf Grund diverser Unterdeckungen der kämmerlichen Vorsorge so und so hinterher.

Doch nun noch zum fröhlicheren Ausklang ein paar Schmankerln: Auch schon wieder Schnee von gestern sind diverse Leichenschädel und leichte Schädel der DPU. Herr Pischel wird mir dieses plumpe Wortspiel hoffentlich verzeihen. Neben der vielleicht fragwürdigen Herkunft diverser Köpfe muss man aus rein praktischer, wissenschaftlicher Sicht den jungen angehenden Kollegen natürlich schon ein gewisses Übungspotential zugestehen. Und da bitte lieber an Leichenschädeln; lebende haben sich im Großraum Krems offensichtlich noch nicht gefunden.

Dass Herr Pischel, wenn er Klartext schreibt und uns über die Änderungen in der Zahnmedizin belehrt, einen kleinen Schönheitsfehler in seinem Text eingebaut hat, ist natürlich eine andere Geschichte. Es stimmt sicher, dass Prävention in der Jugend und am anderen Ende die zahnärztliche Versorgung alter Mitmenschen in Österreich vernachlässigt werden. Problem dabei ist nur - und da sind wir wieder am Anfang des Artikels - wer zahlt das? Eine Privatuniversität wird sich wohl kaum um eine kostenintensive und aufreibende Kinderzahnbehandlung oder Altenbetreuung kümmern können. Das bleibt wie immer uns Niedergelassenen. Damit verdient man kein Geld, wird nicht berühmt und mühsam ist es auch noch, unabhängig von der Notwendigkeit.

Eine andere Schädelgeschichte ist noch die des selbsternannten Retters der ästhetisch, weil mittels keramischen Implantats, versorgten Alveole. Wenn mir ein Herr Dr. P. aus Wien eine Mail schickt, die mit: „Hallo du ahnungsloser Ignorant,.." beginnt, muss man sich schon über die Kinderstube dieses Herrn Gedanken machen. Ich hoffe, dass andere Kollegen/innen nicht auch das zweifelhafte, unaufgeforderte „Mailvergnügen" hatten.

Von wegen gutes Benehmen: Es gibt da so Geschichten aus dem nach Wien zahnärztereichsten Bundesland. Dem Bundesland, das zwei wahlwerbende Parteien hatte. Offensichtlich ist nach der Wahl vor der Wahl. Hauskauf alt, Finanzreferent neu und viele, viele Aussendungen füllen die Rundordner.

Was lernen wir daraus? Nochmals zum Anfang: Wir sind Metaller. Brechstangenpolitik.
Und wie viel mehr an Honorarsteigerung bringt uns das?

Schön wäre, wenn Kammervertretung und „Opposition" sich gemeinsam um uns Niedergelassene kümmern würden; Grabenkämpfe bringen uns genau nichts und schaden dem Image des Standes.

a.beobachter