Die große Müdigkeit

Burn-out ist eine Modeerscheinung geworden. Jeder von uns kennt einige Fälle von monatelangem Krankenstand oder von Menschen, die den Alltag nur mit etlichen Medikamenten bewältigen können.

Ein deutscher Fernsehbericht zu diesem Thema trug den Titel: „Arbeiten bis zum Umfallen". Ist wirklich ein hohes Arbeitspensum die Ursache? Die Dokumentation selbst führte aus, dass es eigentlich nicht so sehr die Arbeitsmenge oder -zeit ist, die einen aus der Bahn wirft. Auch ist der Stress nicht objektiv nachvollziehbar. Ein Berufssoldat konnte etwa die Massengräber in Bosnien aushalten, ein Verwaltungsjob in Afghanistan aber hat ihn zermürbt.

Was macht uns krank? Was stresst uns?
Das Phänomen Burn-out ist nicht neu. Unter dem Namen Erschöpfungsdepression gab es solche Zustände immer schon, die Therapie bestand auch damals in langen Auszeiten, z.B. ausgedehnten Kuren. Ja, die Lebensgeschichte von Kaiserin Elisabeth ist ein Beispiel, aber auch zahlreiche Vertreter weniger begüterter Kreise waren monatelang in Karlsbad oder Opatija ... Andere wurden einige Zeit zu entfernten Verwandten geschickt. Wie hat diese „Luftveränderung" gewirkt und warum konnte das Seele und Körper heilen?

Arbeit, volle Konzentration, Reagieren auf wechselnde Situationen sind Stressoren, führen aber nicht zu langfristiger Erschöpfung und Verzweiflung. Das eigentliche Problem sind fehlende Erholungspausen, mangelndes Loslassen für begrenzte Zeit. Soziale Kontakte, Familie und oder Freunde geben Halt und relativieren den Wert der Arbeit. Solange man neben aller Arbeit auch erfreuliche Erlebnisse hat, das Gefühl, wertvoll für andere zu sein, Sinn im Leben sieht, Ziele hat, brennt man nicht aus. Natürlich gibt es Schicksalsschläge, die auch stabile, gut strukturierte Menschen aus der Bahn werfen: Tod nahestehender Menschen, schwierige Scheidungen, anstrengende Pflege von Angehörigen (ohne Pause!), Erkrankungen, die das Leben plötzlich schwer bewältigbar machen, beruflicher Misserfolg. All das ist nachvollziehbar. Patienten in solchen Situationen brauchen etwa ein halbes Jahr Unterstützung, um wieder auf gleich zu kommen, eventuell auch Medikamente. Der Vorteil liegt darin, dass das Problem erkennbar ist, das Umfeld Verständnis hat und helfen kann.

Schleichende Depressionen
Viel schwieriger sind schleichende Depressionen, die vor der Umwelt geheim gehalten werden. Diese Patienten ziehen sich zurück und lehnen Hilfe ab - auch professionelle. Sie merken zwar, dass sie kaum mehr zurechtkommen, egal wie viel sie arbeiten, können das aber nicht zugeben. Wenn sie sich eine Pause gönnen, erstarren sie förmlich - im seelischen wie körperlichen Sinn, sie unternehmen nichts und kommen nicht aus der Erschöpfungsspirale. Manche haben Schlafstörungen, andere schlafen zwar viel, fühlen sich aber danach wie gerädert.
Manchmal handelt es sich dabei um eine echte Depression, eine chemische Störung der neuronalen Transmitter, oft familiär. Diese sollte unbedingt medikamentös behandelt werden, zumindest einige Monate lang. Und die Einstellung sollte ein Fachmann vornehmen, allzu leicht kann sonst ein Suizid passieren. Ist das nun ein Thema, das uns Zahnärzte selbst betrifft, oder können wir als Zahnärzte und Komplementärmediziner therapeutisch helfen?

Viele Belastungen
Speziell zu Müdigkeit tragen viele Belastungen auch aus unserem Bereich bei: Chronische Entzündungen jeder Art: Zahnherde, Bakterien und Viren - oft im HNO-Bereich, Parasiten und Candidapilze, Borrelien, Chlamydien, Mitbringsel von Fernreisen ... Die Liste ist lang, die Symptome oft ähnlich und unspezifisch: Müdigkeit, manchmal erhöhte Temperatur, Kältegefühl, Muskel- und Gelenksschmerzen, Ekzeme, Abwehrschwäche.

Serotoninstoffwechsel
Die Entzündungsmediatoren bewirken eine Änderung im Serotoninstoffwechsel: Tryptophan wird zu Kynurenin abgebaut und ausgeschieden. Entzündungen können also Depressionen Vorschub leisten. Außerdem dämpfen chronische Schmerzen natürlich auch Lebensfreude und Unternehmungslust. Ein Teufelskreis entsteht.

Bei einer Darmdysbiose (als Folge längerer Therapien mit Breitbandantibiotika, aber auch Konservierungsstoffen in Nahrungsmitteln) entstehen im Darm Giftstoffe wie Indol und Scatol, die ebenfalls Müdigkeit, depressive Verstimmung und Kopfschmerzen verursachen können.
Länger dauernde Dysbiose führt zu Malabsorption von Vitalstoffen. Mineralstoff- und Vitaminmangel trägt ebenfalls zur Erschöpfung bei. Die körpereigenen Enzymsysteme arbeiten nicht vollständig, die Selbsthilfe versagt. Als Folge kommen auch degenerative Erkrankungen dazu, häufig Knorpel- und Knochenreduktion.

Chronische Entzündungen
Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien (Milch und Milchzucker, Fructose, Histamin) führen zu Mangelerscheinungen, stellen aber auch eine Form chronischer Entzündung dar. Exzessive Blähungen und massive Durchfälle schwächen und stören den Schlaf. Außerdem führen sie zu weiterem Rückzug aus dem sozialen Leben. Vitalstoffersatz und Symbioselenkung helfen.

Neurologische Symptome
Schwermetallbelastungen, besonders Amalgam, führen neben neurologischen Symptomen wie Konzentrationsstörungen auch zu Stimmungsschwankungen und Depressionen. Die meisten Menschen haben gut funktionierende Enzymsysteme, die eine Kumulation von Schwermetallen in Fettgeweben verhindern oder auch wieder abbauen können. Bei anderen sollte man verträgliche Materialien suchen - für die Zeit der Amalgamentfernung und Ausleitung empfiehlt sich meist eine temporäre Versorgung mit Glasionomerzement.

Selbst die Okklusion kann beitragen: Fehlbisse werden über Muskelverspannungen ausgeglichen, was erheblichen Stress bedeutet. Über das Kraniosakralsystem wird die Hypophyse, die die Releasinghormone für Schilddrüse und Nebenniere produziert, nicht ausreichend aktiviert - damit werden wieder die Stressresistenz vermindert und der Mineralstoffhaushalt belastet.

Oberste Ziele sind daher:
Schulmedizinische Therapie der Depression und Schmerzbekämpfung
Parallel dazu Mangelzustände beheben, Symbioselenkung
Zahnherde sanieren, eventuell Amalgamsanierung, Immunaufbau
Muskelentspannung (Magnesium phosphoricum als Schüsslersalz)
eventuell Aufbissschiene

Gezielte Depressionsbehandlung:
Zink als Schlüsselenzym für viele Enzyme hilft auch gegen Müdigkeit
Vitamin B stärkt Nerven in jeder Hinsicht
Gelee royal, wenn die Erschöpfung im Vordergrund steht (z.B. Matricell-Trinkampullen von der Firma St. Johannser)
L-Tryptophan als Aminosäure (2 x 500 mg) als Serotoninvorstufe
Bewegung kann erstarrte Strukturen lösen - 3 x pro Woche ½ Stunde mäßiger Sport wirkt Wunder.

Mit Homöopathika und Bachblüten kann man den Blickwinkel des Patienten etwas verändern. Natürlich kann man die Situation des Betroffenen nicht ändern und auch nicht seinen Reaktionstyp, aber ein leichter Anstoß kann schon helfen, dass Anteilnahme und Therapie akzeptiert werden. Ein oft erfolgreiches Mittel ist Phosphor (D12), es wirkt angstlösend.

Manchmal wirken diese Mittel (oder auch nur eines davon) durchschlagend. Aber: Depressionen sind gefährlich. Am Beginn sollte Schulmedizin zum Einsatz kommen, parallel dazu Komplementärmedizin. Bei deutlicher Besserung kann man die klassischen Antidepressiva wieder schrittweise absetzen.

Dr. Eva-Maria Höller

Info
Interdisziplinäre komplementärmedizinische Fortbildung

Moderation: Dr. Hermine Kainz-Toifl, Dr. Elisabeth Wernhart-Hallas, Dr. Eva-Maria Höller
Teilnehmer: Zahnärzte, Allgemeinärzte, Osteopathen ...

Methodenübergreifend: AV, Physioenergetik ...
Gemeinsame Patienten werden besprochen, Therapieabläufe festgelegt. Keine Vorbildung nötig, Anmeldung nicht erforderlich, Teilnahme kostenlos!

Dienstag, 29. November 2011, 19-21 Uhr
Restaurant Gußhaus, 1040 Wien, Gußhausstraße 23/2
Tel. 01/504 47 50