Kranzniederlegung an Heiders Grab

Der Visionär in Sachen Ausbildung, Qualitätsmanagement und Wissenstransfer wäre am 21. Juni 195 Jahre alt geworden.

Auch im 150. Jubiläumsjahr der ÖGZMK hätte man vielleicht nicht viel von Dr. Moriz Heider gehört, wäre da nicht Dr. Johannes Kirchner, Leiter der ARGE Geschichte der Zahnheilkunde und Kustos des Zweigvereines Wien der ÖGZMK. Ihm und seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass das Heider Grab vor einigen Jahren am Hietzinger Friedhof vor dem Verfall gerettet und wieder instandgesetzt wurde. Und er hat auch auf den 195. Geburtstag des Pioniers der ÖGZMK nicht vergessen und gemeinsam mit ein paar Kollegen im Namen der ÖGZMK einen schönen Kranz niedergelegt.

Moriz Heider, 21. 6. 1816 - 29. 7. 1866, war ein Schüler von Georg Carabelli, Edler von Lunkasprie, dem ersten der an einer Universität Vorlesungen über Zahnheilkunde hielt. 1859 war Heider Mitbegründer und erster Präsident vom Centralverein Deutscher Zahnärzte (heute DGZMK). Er wollte ein europaweites Netzwerk aufbauen und so die bestmögliche Ausbildung, Erfahrungsaustausch, Kooperation untereinander und nicht zuletzt den Wissens-transfer erleichtern und kanalisieren. So wurde 1861 auch in Wien der Verein Österreichischer Zahnärzte (heute ÖGZMK) gegründet, mit zunächst 30 Mitgliedern aus allen Ländern der Monarchie. Er war auch ihr erster Präsident. Eine Jubiläumsausstellung beim Kärntner Zahnärztekongress im September und ein Festvortrag in Rust im November sollten alle an der eigenen Geschichte interessierten Leser nicht versäumen.
Heider führte in Österreich die gehämmerte Goldfüllung ein, er war Wegbereiter der Galvanokaustik, setzte sich für die wissenschaftliche Zahnheilkunde ein und war ein Verfechter dafür, dass nur Vollmediziner Zahnärzte werden sollten.

Dabei suchte er die Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Disziplinen, wie etwa mit dem Histologen Carl Wedl, mit dem er einen Atlas der Pathologie der Zähne herausgab. Er starb mit nur 50 Jahren an Tuberkulose, sein Nachfolger wurde Philipp Jarisch, danach Philipp Steinberger, der 19 Jahre lang die Amtsgeschäfte führte, bis heute ein Rekord. Steinberger bemühte sich um die Errichtung einer zahnärztlichen Schule an der Wiener Universität, doch erst nachdem er von seinem Amt zurückgetreten konnte sein Ziel erreicht werden - 1890 wurde die erste zahnärztliche Schule, das k.k. Zahnambulatorium, gegründet.

Mehrere zahnärztliche Vereine wurden in Folge in Österreich gegründet, während des zweiten Weltkrieges gelöscht bzw. in die deutschen Reichsverbände eingegliedert. Nach dem Krieg begann die Vereinstätigkeit erneut, auch die Lokalvereine wurden wieder aktiv. Erst 1977 gelang es Dr. Koloman Keresztesi, die durch die Vielzahl an Vereinen schon etwas unüberschaubare zahnärztliche Vereinslandschaft in Österreich in der ÖGZMK mit neun Zweigvereinen zu vereinigen. Wer sich intensiver mit der Geschichte der Zahnheilkunde beschäftigen will, dem sei der Besuch der Ausstellung des Museums beim Zahnärztekongress in Villach, im Untergeschoß empfohlen. Und noch ein Tipp: Auch in Linz gibt es ein sehenswertes Museum zur Geschichte der Zahnheilkunde, und zwar im Alten Rathaus am Hauptplatz.

sni