10 Jahre Apollonia 2020

Seit 10 Jahren läuft in Niederösterreich die Prophyla-xeaktion „Apollonia 2020". Dabei handelt es sich um eine Gemeinschaftsaktion von AKS ZAVOMED (Arbeitskreis für zahnärztliche Vorsorgemedizin) und „Gesundes Niederösterreich".

Das Projekt wird von der Landesregierung, den niederösterreichischen Krankenversicherungsträgern und der NÖ Zahnärztekammer finanziert. Aus Anlass des 10-Jahres-Jubiläums sprachen wir mit Dr. Michaela Höbarth-Haydn, der Obfrau des AKS ZAVOMED.

Könnten Sie bitte kurz die Geschichte des Projekts darstellen?
HÖBARTH-HAYDN: Im Jahre 1989 wurde auf Initiative von Dr. Karl Bauer eine Kariesprophylaxeaktion in 66 niederösterreichischen Kindergärten gestartet. Seit 2001 läuft die Prophylaxeaktion flächendeckend in allen niederösterreichischen Kindergärten und seit dem Schuljahr 2003/2004 auch in beinahe allen Volks- und Sonderschulen. Sie kommt sehr gut an und ist nicht mehr wegzudenken.

Persönlich habe ich mich schon immer für Prophylaxe interessiert, da durch eine konsequente Prophylaxe den Menschen vieles erspart bleibt, insbesondere Schmerzen, Zeit und auch Geld.
Ich bin noch unter Dr. Bauer dazugekommen, und seit der Gründung des Arbeitskreises für zahnärztliche Vorsorgemedizin (im Jahr 1996) bin ich Obfrau des AKS.

Welche Aktivitäten werden im Rahmen von Apollonia 2020 genau gesetzt?
HÖBARTH-HAYDN: Um die Mundgesundheit unserer Kleinsten kümmern sich ZahngesundheitserzieherInnen. Sie besuchen alle Kindergärten und, wie erwähnt, seit September 2003 auch Volks- und Sonderschulen - und das mindestens zweimal pro Schuljahr. Das Plüschtier „Kroko" ist dabei das Erkennungszeichen des Projekts. „Kroko" begleitet die ZahngesundheitserzieherInnen und ist mit seinem markanten Gebiss das optimale „Vorführmodell". Den Kindern wird auf spielerische Weise alles rund um das Thema Zahngesundheit vermittelt. Ziel ist es, die Bedeutung richtiger Mundhygiene zu vermitteln, das tägliche Zähneputzen zu automatisieren und ein entsprechendes Zahnbewusstsein zu entwickeln.
Alle zwei Jahre werden die Kinder im Kindergarten zudem von einem „Patenzahnarzt" untersucht, aber nicht behandelt; in den Volksschulen erfolgt dies in der 1. und 4. Klasse. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden statistisch ausgewertet. Die Eltern werden über das Untersuchungsergebnis bei ihrem Kind schriftlich informiert und, falls erforderlich, aufgefordert, einen Zahnarzt ihrer Wahl aufzusuchen. Die Einbindung von Zahnärzten und -ärztinnen wirkt vertrauensfördernd, die Aktion erhält dadurch „mehr Gewicht".

Im Rahmen eines Elternabends informieren die betreuenden Zahnärzte und/oder die zuständigen ZahngesundheitserzieherInnen die Eltern weiters über richtige Mundhygiene, um eine konsequente Umsetzung des Erlernten für die Kinder im Alltag zu gewährleisten.

Wie viele Kinder werden pro Jahr untersucht?
HÖBARTH-HAYDN: Im Schuljahr 2009/2010 haben die Patenzahnärzte und -ärztinnen in Nieder-österreich 44.828 Kinder in Kindergärten und Volksschulen untersucht und den Zahnstatus dokumentiert. 44.618 Untersuchungsbögen konnten statistisch ausgewertet werden, das entspricht rund 99,5 Prozent.

Welche neuen Entwicklungen gibt es?
HÖBARTH-HAYDN: Zuletzt erfolgte im Rahmen eines Pilotprojekts die Erweiterung der Aktion auf die Mutter-/Elternberatungsstellen. Dies halte ich für sehr wichtig, da ja nicht wenige Kinder bereits beim Eintritt in den Kindergarten kariöse Läsionen aufweisen. Im letzten Jahr wurden bereits 135 Mutter-/Elternberatungsstellen in ganz Niederösterreich von den ZahngesundheitserzieherInnen besucht. Die Rückmeldungen der Eltern auf die erhaltenen Informationen sind durchwegs positiv. Der Informationsbedarf der Eltern ist groß, die Fragen sind vielfältig. Es wäre wünschenswert, wenn letztlich alle Kinder in Niederösterreich im Alter von 0 bis 10 Jahren betreut werden könnten.

Wie lauten die konkreten Ziele des Projekts hinsichtlich der Mundgesundheit der Kinder?
HÖBARTH-HAYDN: Ziel ist die Erreichung der WHO-Ziele für 2020 (deshalb auch der Name „Apollonia 2020"): 80 Prozent der 6-Jährigen sollen kariesfrei sein, die 12-Jährigen sollen einen DMFT-Index kleiner 1,5 aufweisen, und 18-Jährige sollen keine bleibenden Zähne aufgrund von Karies verloren haben.

Wie nahe ist man diesen Zielen bereits?
HÖBARTH-HAYDN: Es ist zweifellos noch viel Arbeit notwendig, um die Ziele zu erreichen. Beispielsweise ist der Prozentsatz der 6-jährigen Kinder ohne Karies erheblich gestiegen, liegt aber immer noch deutlich unter 80 Prozent. Zuletzt konnte jedenfalls die 50-Prozent-Marke überschritten werden.

Gibt es noch einen Punkt, der Ihnen besonders am Herzen liegt?
HÖBARTH-HAYDN: Ja, ich möchte mich bei allen Projektmitarbeiter-Innen (PatenzahnärztInnen, ZahngesundheitserzieherInnen, PädagogInnen, MitarbeiterInnen in der Landeszahnärztekammer, im AKS-ZAVOMED, im „Gesunden NÖ"...) sehr herzlich für ihr zum Teil schon langjähriges Engagement bedanken!

Herzlichen Dank für das Interview!
Das Gespräch führte Dr. Peter Wallner

Dr. Michaela Höbarth-Haydn