Neue Besen oder Bartwisch?

Wahlkampf is´ - das ist Brutalität!

Altgediente Funktionäre gegen neue Revoluzzer - der „Wahlkampf" scheint begonnen zu haben.

Macht die Kremser Not einen Landesausschuss, eine Kammer neu? Definiert man sich aufgrund einer politischen Fehlentscheidung, nur weil ein Landeshauptmann sich ein Denkmal setzen will, und gibt der Kammer die Sporen, nur weil man davon überzeugt ist, dass diese zu wenig fürs Überleben der Kollegen/innen getan hat?

Manche Vorwürfe mögen richtig sein, andere sind an den Haaren herbeigezogen. Eigentlich geht die Wahl am Thema vorbei - falls man Krems und die Folgen als „Aufhänger" nimmt.

Keine „wahlwerbende Partei"- „Interessenvertretung" kann bundespolitisch irgendetwas bewegen. Solange alle der ÖZÄK untergeordnet sind, können alle in den Ländern „strampfen" was sie wollen. Kassentarife werden nicht im Land ausgehandelt, Fahrende können nur bundesweit gemaßregelt, Gesetze nur landesübergreifend exekutiert werden. Das ist unbequem, mühsam, aber leider Realpolitik.

Solange Erbsenzähler in Wien sitzen, die sich willfährige Kompaneros in einem Bundesland halten, hilft das den Niedergelassenen genau nicht. Einfach Themenverfehlung. Nicht genügend.

Wahlen sind ein wertvolles demokratisches Privileg, solange sie nicht instrumentalisiert werden, nur aus bundespolitischer Sicht geführt oder von lokoregionalen Unbillen initiiert sind. Nicht alles Alte ist schlecht, es ist auch nicht alles gut; aber was kann etwas Neues, das zentralistisch gefördert ist? Wie schnell frisst die Revolution ihre Kinder?

Es ist das typische Problem der ´68- Generation - und vieler danach: Der Kampf um die Sache geht immer verloren, der Pragmatismus weicht auf, die Prinzipien schwinden, das Ziel wird ein eigenes.
Das ist ein Aufruf zur Revolution: Wählt Neues, lasst sie fünf Jahre arbeiten, schaut Euch, an was sie an Kontinuität bringen, wie lange sie brauchen sich einzuarbeiten. Welche Kassentarifsteigerungen sind möglich (z.B. 50% im 1. Jahr nach der Wahl; danach pro Jahr 10% - dann könnten wir wieder annähernd kostendeckend arbeiten)? Das Ganze - ohne den Herrn Minister in Geiselhaft zu nehmen - fixiert auf einer Einheit, bei drohend laufendem Motor. Die „alte Partie" kann es dank ÖZÄK nicht - die anderen können es möglicherweise nicht einmal in Krems Umgebung beweisen. Aber was sagen Amstetten, Horn, Wr. Neustadt dazu? Wie groß ist dort der Leidensdruck der DPU?

Nur weil ein ehemaliger Österreich-Deutscher wieder Deutsch-Österreicher geworden ist - der zugegebenermaßen im Medienbereich Deutschlands höchst erfolgreich war - und das nun, scheinbar erfolgreich, in Österreich fortsetzen will, sollen wir alle begeistert sein? Er und seine Diplomgattin haben politisch schon einiges erreicht. Sie werden von Landesgranden über Ex- und Noch-Professoren bis hin zu Gemeindepolitikern hofiert. Ein dazugehöriges Anwesen in klimatisch bevorzugter Region tut dem wohlverdienten Seniorenwohnsitz sicher keinen Abbruch, bei ebenso wohlverdientem Kleingeld.

Aber rechtfertigt das den nicht wohlverdienten Crash althergebrachter Strukturen, neuaufgebauter Existenzen? Hat Krems das Patientenpotenzial von Wien, Graz, Innsbruck samt Kliniken? Vielleicht ist dies auch ein Beitrag zum „Wahlkampf"; mir ist nämlich nicht klar, warum alle anderen den Mund halten. Ist die Ausbildung an den Kliniken wirklich so schlecht? Ich will es nicht glauben. Sind die Zugangsbeschränkungen wirklich so abstrus? Auch das will ich nicht glauben. Woran liegt es dann, dass selbst honorige Kollegen ihre Kinder in die Hände eines Medienprofis und seiner Diplomgattin legen? Zurück zur Wahl: „Neue Besen kehren gut", aber die Borsten sind eher lokoregional berechtigt - wie ein Bartwisch. Und eigentlich sollten wir nur ein Ziel haben: Interessenvertretung der Kollegenschaft, nicht separatistische Kleinlichkeit.

a.beobachter