Alltägliche Geschichten oder man wird sich doch noch irren dürfen

Die vorangegangenen Artikel beinhalten Fehler. Viele schwerwiegende Fehler - mea culpa. Doch man versucht, lernfähig zu sein.

Erster großer Fehler: die Inflation beträgt nicht 2,4%, sie ist weit höher: Die Rede ist von gefühlten 10% - oder so. Was immer das für unser wirtschaftliches Fortkommen bedeutet. Patienten werden noch mehr in Abwarteposition gedrängt: Kann ich mir das Beißen noch leisten? Hochwertige Implantatversorgungen sind im ländlichen Bereich out - waren sie je in?

Nun, es gibt noch echte Hoffnungsträger: Das Seniorenimplantat nach DDr. MSc 1 (auf der Seniorenmesse heftig propagiert) und DDr. MSc 2 (in Seniorenzeitungen - nicht einmal unübel, markschreierisch propagiert) z.B. Aber was ist das eigentlich, das Seniorenimplantat? Ein altes Implantat (Bj. 1930 oder früher?), ein Implantat für Alte (weil die Lebenserwartung nicht mehr ganz so groß ist)? Eine altertümliche Beschichtung (Grünspan, Rost, Nickelpest ...), ein altertümlicher Aufbauteil (Holzdübel, 100er-Nagel) plus recycliertem, sandgestrahltem Kugelkopf? Oder ist das wieder ein kluger Verkaufsgag, der mir nicht rechtzeitig eingefallen ist? Doch zurück zur Inflation: Möglicherweise bleibt uns nichts anderes über, als kreativ und merkantil forciert an sich sinnvolle Leistungen zu verkaufen. Nur sind wir da leider wieder an dem Punkt angelangt, dass wir keine Wirtschafter, PR-Gurus und Marketingstrategen sind.

Apropos: da gibt es noch eine liebe Geschichte. In Niederösterreich - nur dort??? - gibt es mehr fahrende „Kollegen" als erwartet. Nicht einige wenige hilfreiche Geister unterstützen die einsamen, hilfsbedürftigen Niedergelassenen. Nein, ganze Heerscharen (immerhin 50-70 an der Zahl, Dunkelziffer unbekannt laut Kammer) stehen den selbstständig Tätigen mit ius practicandi zur Seite. Welches ius ist das eigentlich? Ich dachte immer, dass die Facharztprüfung Zahnärzte dazu berechtigt, ihr Fach auszuüben. Warum fahren dann oralchirurgisch, kieferorthopädisch und implantologisch Tätige durch die Lande? Ist die Angst vor Zuweisungen so groß? Schickt wirklich niemand mehr zugewiesene Patienten zurück oder will sich niemand eine scheinbare Blöße geben? Abgesehen von der forensischen Frage waren das jetzt viele auf einmal.

Deshalb eine liebe Geschichte für zwischendurch: Stellen Sie sich vor, Sie suchen eine Mitarbeiterin. Sie sollte zumindest 30, deutschsprachig, medizinisch vorgebildet, flexibel (sprich: an zwei Ordinationsstandorten), somit auch mobil und zuverlässig sein. Mit dem ganzen
Genderblabla kann man beim Arbeitsamt nicht mehr sagen: weiblich, über 30, deutschsprachig. Nein, es muss heißen: Männlicher oder weibliche Mitarbeiter/in (ohne Altersangabe, das wäre ja diskriminierend), der deutschen Sprache mächtig. Gänzlich neu war für mich das Gespräch mit einem absolut ordentlichen, intelligenten, freundlichen AMS-Mitarbeiter: „Naja, wie viele Kilometer sind es zwischen den beiden Standorten? Aha 45km; auch im Winter? Na, da wird sich, fürchte ich, kaum wer finden. Ah, Sie zahlen gut. Naja, ich glaube, das wird auch nicht helfen." Conclusio: Unsere Margen gehen zurück, deshalb müssen Kollegen Dinge anbieten, die sie nicht machen wollen. Es finden sich hilfreiche ärztliche Mitarbeiter zu forensisch und finanztechnisch fragwürdigen Konditionen. Will man etwas Legales, kammertechnisch und steuerlich Korrektes auf die Beine stellen, wird es einem auch nicht gerade leicht gemacht. Wie wollen wir die nächsten 20-30 Jahre weitermachen? Bitte um sinnvolle Vorschläge an die Redaktion.

a.beobachter