Kinder in der Praxis: Neurodermitis und Milchunverträglichkeit

Lukas ist erst sechs Jahre alt, als wir uns kennenlernen. An der Rückseite der Beine hat er starken, juckenden Ausschlag. Blutige, nässende Kratzspuren verschiedenen Alters überziehen die Beugeseite von den Unterschenkeln bis zum Gesäß.

Besonders nachts ist der Juckreiz überwältigend. Er wurde lange gestillt, weil neurodermitische Reaktionen in der Familie liegen. Seit dem Abstillen besteht die Ekzemneigung, schwankend in der Ausprägung und zeitweise nur mit Cortisonsalbe erträglich. Lukas ist ein zartes Kind, der Juckreiz stört den Schlaf und damit auch das Wachstum. Da sich alle in der Familie um ihn bemühen, kommt es zu keinem Entwicklungsrückstand. Wenig überraschend - bei Neurodermitis zeigen sich im Test eine Milcheiweiß- und Milchzuckerunverträglichkeit, Mineralstoff- und Fettsäuremangel, außerdem chemische Toxine und Mercurius (obwohl Lukas als Neurodermitiskind nicht geimpft wurde).

Start der Therapie
Wir starten mit 1 Kaffeelöffel Leinöl und 1 Kapsel Zink 15 (Pure Encapsulations), gefolgt von Nachtkerzenöl (1x 500mg), 1 Tbl. Calcium phosphoricum D6 (Schüßler-Salz Nr. 2) sowie Mercurius D 30 1x/Woche 5 Globuli. Nässen und Jucken lassen nach.

Nun passen Silicium D6 (Schüßler- Salz Nr. 11, 2x1) sowie AMEU- Fischölkapseln (1x1), dann wieder Zink 15 1x1 und Nachtkerzenöl 1x 500mg. Daraufhin ist zumindest tagsüber Ruhe, nachts juckt das Ekzem zwar, nässt aber nicht mehr. Im Test sind die Toxine und das Milcheiweiß verschwunden, der Milchzucker ist aber noch belastend.

Lukas bekommt einen kleinen Bruder - und eine Erkältung. Der Juckreiz wird wieder stärker, die Flecken größer, die Bettwäsche muss täglich gewechselt werden. Hämolysierende Streptokokken testen, diese haben auch starke Auswirkungen auf die Haut. Es passen wieder Leinöl und Zink 15 sowie Lachesis D8 (1x tgl. 5). Als beruhigende Salbe wählen wir Sambucus-Salbe von DHU. Bei starken Symptomen sind 4-5 Tage Advantan erlaubt; Cortison ist eine körpereigene, abbaubare Substanz und stört in dieser Dosierung nicht. Bei systemischem und dauerhaftem Gebrauch ist natürlich mit Schäden zu rechnen.

Später testen auch Calcipot D3, Oleovit D und Aloegel. Die Kratzspuren werden weniger, es gibt symptomfreie Zeiten. Milch und Milchzucker bleiben aber ein Problem. Manchmal testen Leber oder Nebenniere, die Nägel weisen Rillen und Flecken auf.

Wir empfehlen eine mengenmäßige Einschränkung des geliebten Joghurt, möglichst oft ein Ausweichen auf Schaf- und Ziegenprodukte und versuchen weiter, die Milchverträglichkeit zu erhöhen. Milch ist oft schwer verträglich, allerdings teile ich nicht die Ansicht vieler Alternativtherapeuten, dass Milch nur für Kälber geeignet ist, generell im Magen verklumpt und gärt. Prinzipiell sollte der menschliche Organismus Milch verarbeiten können, wir sind ja Säugetiere. Es gibt aber zwei mögliche Problembereiche in zahllosen Abstufungen und Überschneidungen.
Milcheiweißunverträglichkeit

Dabei handelt es sich um eine allergische Reaktion auf Kuhmilcheiweiß. Die Ursache kann eine falsche Darmflora sein, von der Mutter mitgegeben, gesüßte Tees, zu frühe Beikost, später Konservierungsmittel in Nahrungsmitteln, v.a. lange haltbare Fertigprodukte. Das ist nicht selten die Ursache für Schrei- und Spuckbabys. Die Therapie besteht auch bei Säuglingen in der Zufuhr richtiger Darmkeime: Hylak, Bioflorin, Omniflora ... 2-3 Tropfen auf die Brustwarze streichen oder in ungesüßtem Tee (z. B. Fencheltee, gibt es bereits als Granulat). Stillen sollte mindestens sechs Monate angestrebt werden, ab dann sind langsam Beikost und Umstellung möglich. Schaf- und Ziegenmilch sind gute Alternativen. Sojamilch sollte erst ab dem ersten Geburtstag verabreicht werden, es gibt bis zu 10% Allergien bei Problemkindern. In heftigen Phasen der Erkrankung führen auch kleinste Mengen zu einer Ablösung der Darmschleimhautzotten, dann muss eine möglichst strikte Diät eingehalten werden, bei Kindern sechs Wochen, Erwachsene bis zu sechs Monate. Gleichzeitig muss eine Symbioselenkung mit Membranstabilisierung erfolgen (Fettsäuren und die Aminosäure L-Glutamin). Glutamin kann die Kommunikation zwischen den Darmwandzellen verbessern, damit diese die Nahrungsbestandteile wieder richtig erkennen können. Das größte Problem stellt dar, dass man selbst kochen muss, weil in Fertigprodukten, auch Packerlsuppen, Kartoffelpüree, Wurst, Weißgebäck, Pudding, Schokolade, Eis ... Milchpulver enthalten ist. Stark eiweißhältige Produkte wie Topfen oder Joghurt sind schlechter verträglich als fetthältige wie Obers und fetter Käse. Für Kinder bewährt sich ein Kakao aus 20% Schlagobers und 80% Wasser mit Kakaopulver. Fertigpräparate sollen natürlich keine Milch enthalten, etwas Zucker ist nicht so schlimm. Probiotische Milchprodukte enthalten nicht die natürlichen Stämme und sind normalen Milchprodukten keinesfalls überlegen. Die Mittel aus der Apotheke sind wesentlich konzentrierter und führen rasch zum Ziel (Achtung: nach dem Essen einnehmen). Die häufig kolportierte bessere Verträglichkeit unpasteurisierter Milch kann ich nicht bestätigen (ich habe Milchbauern als Verwandte).

Unbehandelt kommen andere Allergien dazu, da die Darmschleimhautfunktion gestört ist. Kreuzallergien bestehen zu Äpfeln und anderem Obst, Nüssen und Frühblüherpollen, wie Birke und Hasel. Prinzipiell muss daher diese Darmwand behandelt werden. Die umfangreichen Diätlisten mancher Kinesiologen oder der Labortests (immunologische Bestimmungen) sind wegen ihrer Kompliziertheit und langen Dauer kaum einzuhalten.

Milchzuckerunverträglichkeit
Bei Milchzuckerunverträglichkeit ist das Enzym Laktatdehydrogenase genetisch bedingt schwach ausgeprägt. Das bedeutet im Klartext, dass meist genug Enzym gebildet werden kann. In schlechten Phasen muss man am Allgemeinzustand arbeiten und Milch mengenmäßig einschränken. Alle tierischen Milchsorten enthalten Laktose. Das Enzym kann aber auch zugeführt werden: Laluk-Kautabletten oder Lactrase-Kapseln vor einer voraussichtlich milchhältigen Mahlzeit. Heute gibt es auch im Supermarkt laktosefreie Milchprodukte, sie sind als stark bearbeitete Lebensmittel nicht ganz ideal, aber phasenweise sinnvoll. Schüßler-Salze gibt es nur auf Milchzuckerbasis, in der Dosierung 2x 1-2 Tabl. stellt das aber üblicherweise kein Problem dar.

Enzymmangel
Der Enzymmangel ist in manchen Gegenden besonders stark ausgeprägt, z.B. in Japan oder Afrika. In Mitteleuropa kommt es angeblich ab dem dritten Lebensjahr zu einer verminderten Enzymproduktion. Ich kenne allerdings auch Babys mit entsprechenden Symptomen oder Leute, die erstmals jenseits der Lebensmitte einen „Schub" erleben. Im Labor kann ein Atemtest durchgeführt werden und ist als Bestätigung der Enzymschwäche durchaus sinnvoll.

Symptome: Völlegefühl, Blähungen, Durchfälle, wechselnde Stühle, Bauchschmerzen, Gedeihstörungen, Kopfschmerzen, Herzrasen, Synkopen. Juckende Ekzeme an den Beugeseiten - besonders häufig in der Pubertät, Juckreiz an den Schienbeinen bei Erwachsenen, rotes Ekzem am Haaransatz.

Schulmedizinischer Ansatz bei Ekzemen: Cortisonsalbe, entzündungshemmende Pimecrolimussalbe (Elidel, testet nicht schlecht, beruhigt), komplementär: Leinöl- und Nachtkerzenölsalben, Zink- oder Calciumsalben, Aloe, Sambucus-Salbe (das ausgezeichnete Fertigpräparat ist nicht mehr erhältlich, Cold Cream mit Sambucus nigra D4 hilft).

Echte Erfolge zeigen nur Therapieformen von innen, wobei unter Erfolg lange Intervalle zwischen dem Auftreten von Symptomen zu verstehen sind, echte Heilung gibt es nicht. Die Betroffenen sind allerdings mit dieser Situation nicht unzufrieden: Sie halten bei Bedarf meist lockere Diät, nehmen bewährte Mittel wie Zink und Leinöl für etwa ein Monat ein und haben dann wieder lange Ruhe. Und wenn`s nicht gleich funktioniert, kommen sie zum Test.

Erhöhte Kariesanfälligkeit und Metallunverträglichkeit
Zusammenhänge mit der Zahnheilkunde gibt es leider vielfältige und durchaus enge: Bei der Unverträglichkeit kommt es zu Mangelzuständen durch Resorptionsstörungen mit erhöhter Kariesanfälligkeit. Die Milch verschleimt - Mundatmung, Schluckstörung, Entwicklungshemmung im Oberkiefer (oft mit Kreuzbiss) sind die Folge. Patienten mit Milchproblemen vertragen alle Metalle schlecht. Sie sollten kein Amalgam bekommen, da Quecksilber ein Enzymblocker ist. Häufig gibt es auch Unverträglichkeiten von Nickel, Gold, Palladium oder Titan. Damit sind die zahnmedizinischen Möglichkeiten eingeschränkt, die Unverträglichkeiten sollen abgefragt und bei der Therapieplanung berücksichtigt werden.

Dr. Eva-Maria Höller

Info: Ausbildungsserie Elektroakupunktur - von Zahnärzten für Zahnärzte

Dr. Hermine Kainz-Toifl, Dr. Elisabeth Wernhart-Hallas, Dr. Manfred Bauer

18.-19. 2. 2011, 19. 3. 2011, 13.-14. 5. 2011
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Systemdenken in der Komplementärmedizin, Test- und Therapiemethoden,
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Zahnärztliche Themen:
Werkstoffe und Entgiftung, Herdgeschehen, Beziehungen zu Körperregionen
EAV eignet sich auch hervorragend zur Kombination mit anderen Testverfahren (z.B. Kinesiologie)