Hormone und Bindegewebe

Erinnern Sie sich noch an die Hormonersatztherapie? Zuerst bekamen alle Frauen im beginnenden Klimakterium für viele Jahre Hormone, „damit ihnen nicht die Knochen brechen".

Hormone waren State of the Art, die Kollegen waren angewiesen, sie großzügig einzusetzen. Wer sie nicht wollte, dem wurden mögliche Folgen sehr drastisch geschildert. Dann musste eine amerikanische Monsterstudie an 6000 Frauen abgebrochen werden, weil die Brustkrebsrate stark anstieg. Daraufhin nahmen die Gynäkologen den Patientinnen die Hormone rasch weg ... Die hatten nun erst recht Angst - vor den bösen Folgen eines Östrogenmangels und vor Brustkrebs.

Heute sind die Kollegen eher für natürliche Präparate wie Rotklee (Menoflavon), Traubensilberkerze oder Soja. Auch homöopathische Tropfen auf der Basis von Mönchspfeffer (Agnukliman) kommen zum Einsatz. Bei wirklich starken Beschwerden kann man eine genetische Untersuchung auf ein mögliches Brustkrebsrisiko durchführen. Ist dieses nicht gegeben, werden ein bis drei Jahre Östrogene verordnet. Östrogen fördert die Kollagenbildung, stimuliert das Zellwachstum und die Hautneubildung aus Stammzellen und verbessert die Hautdurchblutung. Es bremst Osteoklasten und retiniert Wasser. Der Hormonersatz wird immer gezielter und damit verträglicher, so ganz im Griff haben wir das Problem aber noch nicht: Alle Releasinghormone werden von der Hypophyse gebildet - greift man in einen Regelkreis ein, bleiben die anderen nicht unberührt. Die Hypophyse steuert Geschlechtshormone, Prolaktin und Oxytocin, Schilddrüse, Nebenniere, Wachstumshormone - aufgeteilt auf drei Lappen, aber durchaus zusammenhängend.

Entdeckung Progesteron
In den letzten Jahren haben Gynäkologen und Schönheitschirurgen Progesteron entdeckt, besonders als Salbe oder Gel - Dosierungsangabe in cm Stranglänge. Das wirkt angeblich stimmungsaufhellend, aktivierend (Energie durch Fettverbrennung), gegen Hauttrockenheit und trockene Augen .... Es hemmt Metalloproteinasen und hat damit einen Antifalteneffekt. Progesteron fördert Osteoblasten und ist ein Vorläufer von Cortison. Es bessert Rheuma, senkt aber die zelluläre Abwehr. Wie viel die jeweilige Frau wirklich aufnimmt, ist eher unklar. Und ob dieses Hormon wirklich harmlos ist, wird sich zeigen.

Die Vorstufe der Hormone ist Vitamin D, das generell zu selten substituiert wird. Außer für die Knochenbildung wirkt es auch gegen depressive Verstimmungen. Viele Menschen sind besonders im Winter zu wenig dem Sonnenlicht ausgesetzt, Sonnenschutzpräparate bremsen die Vitamin- D-Synthese. Cholesterinsenkende Statine senken auch den Vitamin- D-Spiegel. Eine Substitution von 3-5 Tr. Oleovit D3 täglich (auf ein Brot, in einen Saft) schafft Abhilfe. Chronischer Vitamin-D-Mangel kann hormonabhängige Tumoren fördern.

Wirklich anabol wirkt STH, das Wachstumshormon. Es ist regenerativ und immunstimulierend. Bei Dauerstress (Pausen!) und gesteigerter Kohlenhydratzufuhr wird kein STH ausgeschüttet. Nach der Analyse kann man DHEA oder Testosterongel einsetzen. Generell werden die Sexualhormone überbewertet. Viel wichtiger wäre eine genaue Kontrolle der Schilddrüse, die den Grundumsatz steuert, und der Nebenniere, die für Stressverarbeitung und Mineralstoffhaushalt wesentlich ist.

Schilddrüsenprobleme
Unter Dauerstress kommt es zuerst zu einer Überfunktion und zur Bildung von Autoantikörpern, die Standarddiagnose lautet M. Hashimoto. Unbehandelt entsteht eine Erschöpfungsthyreoiditis. Um dies zu vermeiden, wird die Überfunktion mit Thyroxingaben gebremst, dieses Hormon wird dann meist lebenslang substituiert. Der Begriff Antikörper jagt vielen Frauen Angst ein, allerdings hat sich gezeigt, dass diese durchaus rückbildungsfähig sind.

Zeichen einer Unterfunktion sind Kälteempfindlichkeit, Gesichtsschwellungen (besonders die Tränensäcke), Neigung zu Wassereinlagerung auch an den Sehnenansätzen, schwaches Bindegewebe, Neigung zu Carpaltunnelsyndrom, Gelenksschmerzen, leicht blaue Flecken, schlechte Wundheilung, Verstopfung. Die Patientinnen benötigen meist viel Zink (z.B. Zink 30 Pure Encapsulations, vier Wochen abends zwei, dann eine über Monate), eventuell Selen. Diese wirken zugleich auf die Nebenniere und machen stressresistent. Entzündungsbremsende Öle, besonders Nachtkerzenöl, helfen. Von entscheidender Bedeutung sind Riedwegmittel: Ein bayrischer Allgemeinmediziner hat homöopathische Tiefpotenzmittel entdeckt, die speziell auf Drüsen wirken. Darin enthalten sind jeweils ein Haupt- und zwei Begleitmittel. Er selbst hat diese Dilutionen sehr hoch dosiert, 3x50 Tropfen über Monate. Ich verwende 2x täglich 15-20 Tropfen / zehn Minuten vor dem Essen.

Für die Schilddrüse wirkt Thyreotrop, Hauptwirkstoff Ledum palustre (Sumpfporst). Noch stärker sind meist Tropfen, die an der Hypophyse angreifen: Phyto C oder L. Phyto C (corticotrop) enthält Viscum album D5, Ocimum basilicum ex herba D5 und Juniperus sabina D5 zu gleichen Teilen, es ist ein wunderbares Mittel gegen Stress. Phyto L (luteotrop) enthält Sylibum marianum D5, Vitex agnus castus D5 und Chelidonium majus D5, hilft toll gegen Wechselbeschwerden und kann die Menstruation in dieser Zeit stabilisieren. Beide Mittel enthalten Leber- und Nierenmittel, aktivieren den Stoffwechsel und entgiften auch chemische Toxine.

Symptome einer Nebennierenschwäche: Augen und Wangen eingesunken, blasse, trockene, dünne Haut, oft Vitiligo, Gelenke schlaff und überbeweglich, Kopf- und Muskelschmerzen, Neigung zu Allergien und Autoimmunreaktionen, Reizdarm.Therapiert wird wie bei der Schilddrüse, das spezielle Riedwegmittel ist Corticotrop (Hauptmittel Helleborus niger D4, Schneerose). Zusätzlich hilft oft eine physiotherapeutische Hebung der Niere: wenn diese absinkt, bleibt die Nebenniere oben in der Nierenloge und wird schlechter durchblutet. Obwohl wir die Folgen an Zahnfleisch, Haut und Kieferknochen sehen, passt hormonelle Therapie nicht in zahnärztliche Ordinationen. Orthomolekulare Mittel und Homöopathika können wir selbstverständlich einsetzen, für Hormontherapie oder das Absetzen einer solchen empfehle ich unbedingt Laborkontrollen und die Zusammenarbeit mit Allgemeinmedizinern und Internisten.

Dr. Eva-Maria Höller

Ankündigung

Ausbildungsserie: Elektroakupunktur - praxisgerecht und diplomkonform

Teil 1: 18./19. 2. 2011
Systemisches Denken, Diagnoseverfahren, Therapiemöglichkeiten, Meridianlehre, Dentalwerkstoffe

Teil 2: 19. 3. 2011
Messkurs und Gerätekunde

Teil 3: 13./14. 5. 2011
Behandlungskonzepte

Vortragende: Dr. Hermine Kainz-Toifl, Dr. Manfred Bauer, Dr. Elisabeth Wernhart-Hallas
Kursort: Zahnärztlicher Interessenverband, 1010 Wien
Tel.: 01/513 37 31,
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