Motivation von Parodontalpatienten

Prävention und die Beherrschung der Parodontalerkrankung stehen im Vordergrund bei der langfristigen Gesunderhaltung von Parodontalpatienten.

Dieses Ziel kann nicht erreicht werden, ohne dass der Patient unangemessene oder gesundheitsschädigende Verhaltensmuster ändert. Der Langzeiterfolg der Parodontaltherapie ist direkt abhängig von langfristigen Verhaltensänderungen in der Mundhygiene und den Rauchgewohnheiten.

Die Motivationsarbeit kann von einfacher Gesundheitsberatung bis zur psychologischen Beratung reichen. Auf jeden Fall kommt dem Beratungsgespräch eine enorme Bedeutung zu.

Wie motiviere ich den Patienten?
Studien haben gezeigt, dass der klassische Ansatz der Mundhygiene-Instruktion mit einer einmaligen Veranschaulichung guter Putztechnik und Anweisungen zur Häufigkeit des Putzens relativ ineffektiv ist.

Die Information alleine reicht also nicht aus!
Mehrere Termine können dafür etwas kompensieren, allerdings erreicht dieser Ansatz nicht viele Menschen dauerhaft. Mundhygiene-Gewohnheiten zu verändern, dauert oft bis zu sechs Monaten. Dies wiederum kann nur mit einer guten Veranschaulichung (Anfärben der Beläge) und genauen und regelmäßigen Erhebung der entsprechenden Indizes (Plaque-Index nach O`Leary, Blutungsindex nach Ainamo und Bay) verfolgt werden. Eine genaue Dokumentation dieser Werte ermöglicht es, Patienten individuell und langfristig zu betreuen.

Wiederholt Information zu präsentieren, reicht ebenfalls nicht aus!
Die Annahme, es würde reichen, dass ein Mensch die entsprechende Information und das Verständnis für einen Sachverhalt hat, um ihn zu einer Verhaltensänderung zu bewegen, hat sich als falsch herausgestellt (Ergebnisse der Forschung der Verhaltenstherapie). Der/die Behandler/in sollte weitaus mehr tun, als den reinen Informationstransfer zu liefern.Motivation wird ausgelöst durch etwas „im Inneren des Patienten". Dem/der Behandler/in kommt die Rolle zu, die inneren Beweggründe für Verhaltensänderungen des Patienten herauszufinden und zu verstärken.
Dafür braucht es Verständnis, Arbeit aus der Patientenperspektive und Empathie. Fast immer sind Menschen sich des „Für und Wider" einer Verhaltensänderung sehr wohl bewusst. Man muss ihnen das „Für" nur entlocken und es verstärken.

Wie „entlocke" ich nun dem Patienten seine positive Einstellung:
Die Technik des „motivational interviewing".
Das Wichtigste beim „motivational interviewing" ist, als Behandler/in die grundlegende Philosophie zu verkörpern.

Es gibt vier grundlegende Prinzipien:
1. Empathie ausdrücken: Das Dilemma des Patienten verstehen und Akzeptanz sowie volles Verständnis der Gefühle und Sorgen des Patienten ausdrücken.

2. Diskrepanz entwickeln zwischen dem momentanen Verhalten und der idealen Vorstellung des Patienten (z.B. ein verantwortungsvoller Elternteil sein und auf die gesunde Ernährung des Kindes achten).

3. Mit dem Widerstand mitgehen: Der Versuchung widerstehen, Gegenargumente zu liefern, wenn der Patient gegen Änderungen argumentiert, da dies lediglich anreizt, weiter „dagegen" zu sein.

4. Unterstützung der Selbstwirksamkeit des Patienten. Selbst ein motivierter Patient kann eine Änderung nur zu Stande bringen, wenn er/sie glaubt, dass dies überhaupt möglich ist.

Die Anwendung des „motivational interviewings" bedarf grundlegender Kommunikationsfähigkeiten. Dabei wird die Beratung als Dialog angesehen, mit dem Patienten in einer Sitzposition als Partner. Auch die Körpersprache ist sehr wichtig.

Die vier Kommunikationsmuster für das Interview:

1. Offene Fragen stellen: keine Fragen, die knappe Ja/Nein-Antworten zulassen (z.B. „Was denken Sie über Rauchen?")

2. Bekräftigen: das Positive in einer Aussage bestärken (z.B. „Ich mag Ihre Ehrlichkeit, dass Sie zugeben, keine Lust haben, Zähne zu putzen")

3. Reflektieren: ehrliche Anstrengung zeigen, die Patientenperspektive zu verstehen, kurz, bündig und als Beobachtung, ohne zu urteilen (z.B. „Ich glaube, dass Sie wirklich keine Hoffnung sehen, jemals mit dem Rauchen aufzuhören")

4. Zusammenfassen: z.B. „Ich sehe, dass Sie jetzt nicht mit dem Rauchen aufhören wollen. Sie genießen es echt. Gleichzeitig sehen Sie schon, dass das Rauchen gesundheitlich schädigend ist und machen sich darüber etwas Gedanken. Habe ich das richtig verstanden?"

Die Prophylaxeassistentin sollte das Gespräch als Möglichkeit ansehen, ein Informationsangebot zu präsentieren, dabei selbst neutral bleiben und Debatten mit dem Patienten vermeiden.

Die Motivationsarbeit ist ein Grundbaustein der Parodontaltherapie. Es ist notwendig, nicht nur professionell zu kommunizieren, sondern auch motivieren zu können. Dabei müssen wir auch wissen, in welche Richtung wir motivieren und den Erfolg beobachten (Indizes kennen und interpretieren können). Das Monitoring des Erfolgs und regelmäßige Remotivation müssen in das Behandlungskonzept fest integriert sein.

Dr. med. dent. Madeleine Åslund

Die Prophylaxeassistentin baut eine enge Beziehung zum Patienten auf.