Österreich im Spitzenfeld der modernen MKG-Chirurgie

Der 14. Jahreskongress der Österreichischen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie fand Ende Jänner in Bad Hofgastein statt. Er wurde von der Abteilung für MKG-Chirurgie des Universitären Lehrkrankenhauses Feldkirch organisiert. Aus diesem Anlass sprach ZMT mit Prim Doz. DDr. Oliver Ploder, dem Leiter der Abteilung.

Was sind Ihre Gedanken zum Thema Traumatologie?
PLODER: Die Behandlung von Unfallopfern ist heute ohne moderne MKG-Chirurgie eigentlich kaum mehr vorstellbar. Mit einigem Stolz kann man sagen, dass Österreich auf diesem Sektor im Spitzenfeld liegt - nicht nur im europäischen Vergleich, sondern auch verglichen etwa mit den USA. Neben der hervorragenden ärztlichen Qualifikation in diesem Fach spielt dabei die geografische Nähe führender forschender Unternehmen eine wesentliche Rolle, wodurch auch unser Haus laufend an Innovationen mitarbeitet. Traumatologie stellt sicherlich - auch bedingt durch die zahlreichen Skiunfälle in der Region - einen Schwerpunkt unserer Abteilung dar.

Was waren im Bereich der Traumatologie die größten Fortschritte der letzten Jahre?
PLODER: Einen der größten Fortschritte stellt zweifellos die Knopflochchirurgie dar - vor allem im sensiblen Bereich des Gesichts, wo kosmetisch ansprechende Ergebnisse dringend gewünscht sind. Wo früher der Zugang von außen gewählt wurde, findet man heute über die Mundhöhle zu den Frakturen des Gesichtsschädels. Der Chirurg hat das Gefühl, direkt im Instrumentenkanal zu sitzen.

Es handelt sich dabei um ein durchaus aufwändiges Verfahren, das nur in bestens abgestimmten Teams gelingt, denn drei Operateure müssen ein hoch komplexes, zeitintensives Teamwork vollbringen. Neben dem Wegfall entstellender Narben verringert man mit diesem Verfahren auch das Risiko einer potenziellen Verletzung von Gesichtsnerven.

Ein bedeutender Innovationsschritt ist auch die 3D-Visualisierung der Operationsregion. Dadurch kann das Ergebnis der geplanten Maßnahmen beurteilt werden. Es handelt sich dabei um eine rasche und kostengünstige (1/10 der CT-Kosten) Methode. Binnen zwei bis drei Minuten ist die dreidimensionale Darstellung der individuellen anatomischen Verhältnisse möglich. Diese können farblich differenziert und sogar segmentiert werden. Für das optimale Ergebnis etwa beim Knochenersatz im Gesicht ist die Kenntnis der realen Topografie gemeinsam mit dem Zeitfaktor von entscheidender Bedeutung.

Was waren die Highlights des heurigen Kongresses der Gesellschaft für MKG-Chirurgie?
PLODER: Zu den Highlights des heurigen Kongresses zählten sicherlich die Übersichtsvorträge über die ästhetische Korrektur des Gesichts. Es wurde dabei auf die verschiedenen Möglichkeiten eingegangen, die Veränderungen des Gesichts im Zuge des Alterungsprozesses (ästhetische Gesichtschirurgie) oder nach Tumoroperationen oder Unfällen (rekonstruktive Gesichtschirurgie) zu korrigieren. In der ästhetischen Gesichtschirurgie reicht das Spektrum vom einfachen Unterspritzen von Hautfalten mit Hyaluronsäure oder Füllern bis hin zu aufwändigen Verfahren wie Lid- oder Nasenkorrekturen und Facelifts. Was die rekonstruktive Gesichtschirurgie betrifft, so wurden komplexe Rekonstruktionen mit gefäßgestielten Lappen aus anderen Körperregionen (Oberschenkel, Unterarm etc.) präsentiert.

Welche Rolle spielen heute bioabbaubare Implantate?
PLODER: Wo früher Titanplatten nicht nur ein deutlich störendes Fremdkörpergefühl - vor allem am empfindlichen Augenhöhlenrand - verursachten, sondern auch einen zweiten Eingriff zur Entfernung der Metallteile nötig machten, arbeitet man heute mit sog. „Zuckerplatten" aus Polyglykosid und Polylactid. Sie werden mit Schrauben aus demselben Material fixiert. Nach rund zwölf Monaten sollten sich diese Materialien auflösen. Allerdings konnten wir in einer Studie an 160 Patienten zeigen, dass dies - speziell früher - nicht immer zutraf. Die neueren Implantat-Generationen sind in dieser Hinsicht besser. Insgesamt handelt es sich um eine Technik, die bei Knochenbrüchen am Augenhöhlenrand oder bei Kindern immer mehr zum Standard wird.

Herzlichen Dank für das Interview!
Das Gespräch führte Dr. Peter Wallner

Prim Doz. DDr. Oliver Ploder