Salzburg: De facto Arbeitsverbot für Schwangere

Dr. Erwin Senoner ist - analog zu den Bergen im Süden seiner Heimatstadt Zell am See - quasi ein Urgestein der Salzburger Zahnärztevertretung. Der rührige Kammerpräsident vertrat die Interessen seiner Kollegen schon lange vor der Gründung der eigenen Kammer und zeichnet sich durch Tatkraft und ungeschminkte Sprache aus. In einem Alter, in dem andere an die Pension denken, gründete er noch die Zahnärztliche Genossenschaft, die als Einkaufsgemeinschaft für alle Mitglieder günstigere Konditionen bei den Dentalfirmen erreichen will. ZMT bat ihn zum Interview über die Situation der Salzburger Zahnärzte.

Wie hat sich die Salzburger Zahnärztekammer seit ihrer Gründung entwickelt?
SENONER
: Die aufgetretenen Probleme sind großteils gelöst. Wir waren schon in der Ärztekammer sehr unabhängig und betrieben schon früher ein Problembehandlungszentrum, Notdienstzentrum, Fortbildungsakademie, Helferinnenschule usw. Insofern gibt es nichts Neues. Der große Vorteil: Trotz deutlich gesenkter Beiträge verfügen wir jetzt über ausreichend Raum und vor allem über selbst ausgewähltes, kompetentes Personal. Wir können nun endlich völlig selbstständig agieren, und somit können unsere Interessen nicht mehr wie in Ärztekammerzeiten für andere Gruppen abgetauscht werden.

Wie zufrieden sind Sie wie auch die zahnärztlichen Kollegen im Rückblick mit der Trennung von der Ärztekammer?
SENONER: Ich glaube, der Großteil der Kollegen ist sehr zufrieden. Sehr viele Kollegen, die früher gegen eine Abspaltung von der Ärztekammer waren, sind jetzt auch davon überzeugt, dass es sehr gut war und sagen uns das auch. Nachteile sehe ich bis jetzt eigentlich keine, der größte Vorteil ist - wie oben erwähnt - die Selbstständigkeit.

Welche der Services, die die ZÄK den Kollegen bietet, sind in Ihren Augen die wichtigsten und wertvollsten?
SENONER: Alle Kollegen haben in allen Fragen nun einen Ansprechpartner in der Kammer. Gefeilt werden muss nur im Detail. Die Aufgabengebiete explodieren, vor allem die Patientenschlichtung. Der heutige Erfolg der Patientenschlichtungsstelle wäre mit dem früheren Personal gar nicht möglich gewesen. Ausgebaut werden muss noch die Beratung und Hilfestellung bei Praxisgründung sowie die Vermittlung von Assistentinnen.

Welche Probleme bewegen die Zahnärzte in Salzburg im Moment besonders?
SENONER: Die restriktiven Auflagen gerade im Land Salzburg bei der Beschäftigung von Schwangeren, die de facto ein Arbeitsverbot bei vollen Lohnkosten darstellen. Hier bemühen wir uns um vorzeitigen Mutterschutz oder Angleichung an die Vorschriften der anderen Bundesländer. Die ausufernde Werbung können wir schon durch die neuen Werberichtlinien einbremsen, was als sehr positiven Nebeneffekt ein deutliches Rückgehen der Schlichtungsfälle nach sich zog. Wir hoffen, dass es so weitergeht.

Wie sieht in Salzburg die Situation bezüglich der Konkurrenz aus dem Ausland - speziell aus dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland - aus?
SENONER: Bezüglich Konkurrenz aus Deutschland hat sich die Lage etwas beruhigt. Zu- und Abwanderung halten sich nun in etwa die Waage. Ein Problem sind die schlecht oder nicht fertig versorgten Patienten von Kollegen, die sang- und klanglos wieder verschwanden. Ein anderes Problem sind noch die „Grenzgänger", die hier und drüben behandeln bzw. versuchen, Patienten über die Grenze zu ziehen. Ich glaube, dass sich hier die Spreu vom Weizen zu scheiden beginnt. Die Patienten stimmen mit den Füßen ab. Übrigens gibt es auch bestens integrierte zugewanderte Kollegen, einer ist auch bei uns in der Gruppe standespolitisch tätig und sehr wertvoll.

Wie entwickelt sich die Zahnärztliche Genossenschaft?
SENONER: Die Genossenschaft entwickelt sich zufriedenstellend.Wir haben in Salzburg nahezu die Hälfte der niedergelassenen Kollegen als Mitglieder. Leider hat der Aufbau der Kammer fast alle unsere Valenzen gebunden, sodass wir mit der Expansion in andere Bundesländer etwas säumig sind, das soll sich aber ändern.

Was halten Sie vom neuen Berufsbild der Zahnärztlichen Assistenz als Lehrberuf?
SENONER: Prinzipiell halte ich die jetzige Ausbildung für besser, weil praxisnäher und damit fachlich aktueller. Ich will den neuen zusätzlichen Weg nicht schlecht machen. Es wird sich zeigen, wie er sich entwickelt. Persönlich halte ich ihn für entbehrlich.

Vielen Dank für das Gespräch.
Das Gespräch führte Livia Rohrmoser.

Info
Website: http://www.slzk.at
E-Mail: office@sbg.zahnaerztekammer.at
Tel.: 05 05 11-5020
Postadresse: Rochusgasse 4, 5020 Salzburg

Vorstand
Präsident: OMR Dr. Erwin Senoner
Vizepräsident: MR Dr. Michael Kristan
Finanzreferentin: MR Dr. Margarita Gradl

Weitere Referate
Referat für Kassenangelegenheiten: MR Dr. Herbert Eder
Fortbildungsreferent: Dr. Walter Keidel

Der Landesausschuss besteht aus dem Vorstand und den Referenten.

Einwohnerzahl (lt. Landeserhebung 2007): 529.894
ZahnärztInnen (Stand Nov. 2009): 329, davon 284 niedergelassen, 32 angestellt, 13 Wohnsitzärzte

Dr. Erwin Senoner