Interview mit Dr. Andreas Kaltenbrunner

Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, führt eine Privatordination in Salzburg „mit der Absicht, bestmögliche Zahnheilkunde ohne Einschränkungen oder Restriktionen" anzubieten.

Du hast seit Oktober 1993 eine private Zahnarztpraxis. Warum ist für dich eine Kassenordination nicht erstrebenswert?
KALTENBRUNNER: Der Gedanke an eine Kassenordination hat sich stets verboten, da ich von Anfang an Wurzelbehandlungen unter dem Operationsmikroskop machen und ohne Amalgam arbeiten wollte. Die hochwertigen Arbeiten sind mit Kassenvertrag nicht verrechenbar bzw. ist Amalgam Vertragsleistung und daher Pflicht. Ein Kassenvertrag hätte mich immer nur behindert.

Wie kamst du auf die Idee, dir in Amerika Informationen über die Wurzelbehandlung zu holen?
KALTENBRUNNER: Ich betreute an der Zahnklinik in Graz amerikanische Studenten, welche in Philadelphia zum Facharzt für Wurzelbehandlungen ausgebildet wurden. Ich besorgte Unterkünfte und schickte sie nach Prag, Venedig, Wien und Salzburg. Außerdem ging ich oft mit ihnen auf ein Bier. Als Dankeschön bot mir Prof. Syngcuk Kim an zwei Monate an seiner Abteilung in Philadelphia zu hospitieren. Ich war damit zufällig der erste Europäer, welcher an seiner brandneuen Abteilung war, in welcher jeder Arbeitsplatz mit einem Operationsmikroskop ausgestattet ist. Der erste Blick durch ein Mikroskop in einen Patientenzahn war buchstäblich erleuchtend. Wenn ich daran denke, bekomme ich heute noch Gänsehaut. Wurzelbehandlungen - sehen statt ertasten. Seit damals kann ich mir Wurzelbehandlungen ohne Mikroskop nicht mehr vorstellen. Es war ein Schritt in eine neue Dimension der Zahnheilkunde.

Das Mikroskop wird auf deiner Homepage sehr beworben. Siehst du eine Möglichkeit, das Mikroskop auch in einer Kassenordination zu verwenden bzw. in Zukunft in die Kassenabrechnung miteinzubinden?
KALTENBRUNNER: Das halte ich nach meinem Informationsstand über die kranken Kassen für undenkbar und unmöglich. Spitzenmedizin auf Krankenschein gibt es offensichtlich nur in den letzten neun Lebensmonaten, dann sind rein rechnerisch die Krankenkassenbeiträge aufgebraucht.

Du bist Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Mikroskopzahnheilkunde. Gibt es derzeit Nachfrage nach so einer Gesellschaft bzw. was ist das Ziel?
KALTENBRUNNER: Von allen Ärzten müssen die Zahnärzte am präzisesten arbeiten. In keinem anderen Fach geht es um Hundertstel oder Tausendstel Millimeter. Die Entwicklung wird also in Richtung Lupenbrille und dann weiter in Richtung Mikroskop gehen. Mit der Gründung der Gesellschaft für Mikroskopzahnheilkunde möchten wir diese Entwicklung unterstützen und Hilfe für interessierte Kollegen anbieten.

Welche weiteren öffentlichen Funktionen hast du im zahnärztlichen Bereich schon gehabt, bzw. hast du, und was ist deine Motivation deine Freizeit für die Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen?
KALTENBRUNNER: Zu Ehrenämtern kommt man, weil man Idealist ist, und die sind immer auf einer Backe doof, hat mal einer gesagt. Also, zum Sekretär der ÖGZMK wurde ich gewählt, weil ich anwesend war und sich kein anderer gemeldet hatte. Ab dann war ich mehrere Jahre für die Organisation der zahnärztlichen Fortbildung in Salzburg, für den ZÄK 2003 in Salzburg und für den EAOM 2008 mitverantwortlich. Ich war Gründungsmitglied der ARGE Qualitätssicherung und bin derzeit Rechnungsprüfer der ÖGZMK und eben Vizepräsident der Gesellschaft für Mikroskopzahnheilkunde. Natürlich ist das zeitaufwändig, aber den Verein ÖGZMK gibt es immerhin seit 1861 und ich finde es wichtig, dass der Stab wie beim Staffellauf immer weiter getragen wird. Jeder Kollege sollte sich ein paar Jahre bei der ÖGZMK engagieren.

Du bist ja ein begeisterter Mikroskopzahnarzt, gibt es für dich sonst noch bedeutende Erneuerungen in der Zahnheilkunde?
KALTENBRUNNER: Ich bin jetzt seit 1993 als Zahnarzt tätig. Am ehesten würde ich noch die Einführung praxis-tauglicher Implantatsysteme als bedeutende Erneuerung für Patienten und Zahnärzte nennen. Allerdings begann das ja schon vor meiner Zeit. Mich hat nie wieder etwas so begeistert wie die Möglichkeit, im dunklen Mund stark vergrößert und taghell zu sehen. Da sich natürlich nie jeder Zahnarzt ein Operationsmikroskop kaufen wird, besteht seit 1994 die Möglichkeit, mir Patienten zur Wurzelbehandlung zuzuweisen. Mit Aufbaufüllung und provisorischer Krone versehen, werden die Patienten zum Kronenbeschliff wieder rücküberwiesen. Wenn diese Leistungen in Zukunft mehr nachgefragt werden, dann wird es auch mehr und mehr Kollegen mit Mikroskop geben, und das wäre eine sehr schöne Entwicklung.

Vielen Dank für das Interview!
Das Gespräch führte DDr. Klaus Kotschy

Einige weiterführende Webadressen von Pulverstrahlgeräten:
http://www.danvillematerials.com/Product.aspx?cat=Air+Abrasion&cf=0&sf=1&subf=0
http://www.ems-company.com/de/dental/products/air%20abrasio/air-flow%20prep%20k1%20max/
http://www.kavo.com/Default.aspx?navid=550050&oid=002&lid=de
http://www.sandman-dental.dk/default_ger.asp

 

Dr. Andreas Kaltenbrunner