Laser-Zahnheilkunde: Was gibt es Neues?

Laser werden seit der Mitte der 1980er-Jahre in der Zahnheilkunde eingesetzt. Und vor zehn Jahren wurde SOLA (damals ESOLA), die „International Society for Oral Laser Applications" gegründet, deren Jubiläumskongress Ende Oktober in Wien stattfand. Aus diesem Anlass sprach ZMT mit dem Kongresspräsidenten Prof. DDr. Andreas Moritz, interimistischer Leiter der Abteilung für Zahnerhaltung an der Bernhard-Gottlieb-Universitätszahnklinik Wien, der sich seit rund 17 Jahren mit Laseranwendungen beschäftigt.

„Wir sind sicher eines der bekanntesten Laserzentren der Welt", so Moritz, „und es kommen immer mehr Patienten zu uns". Wir baten den Experten um einen Rückblick auf den Kongress und eine Zusammenfassung der aktuellen Entwicklungen in der Laser-Zahnheilkunde.

Wie sieht - als Kongresspräsident - Ihr Rückblick auf den 5. SOLA-Kongress aus?
MORITZ
: An der Veranstaltung nahmen knapp 300 Teilnehmer aus 41 Nationen teil, darunter auch viele junge Zahnärzte und -ärztinnen. Die wissenschaftliche Qualität war hervorragend, ich denke, sie war noch nie so gut. Die Eröffnung fand im Festsaal der Uni Wien statt, wo unter anderem der Vizerektor der Med. Universität, Mag. Soswinski, eine Ansprache hielt. Sehr gut kam bei den Teilnehmern auch der Heurigenabend und das abschließende Gala-Diner mit Tanz in der Börse an. Es zeigt sich immer wieder, dass Wien als Kongressstadt einfach viel zu bieten hat.

Welche Trends zeichneten sich auf dem Kongress ab, und wie sieht derzeit der aktuelle Wissensstand hinsichtlich der verschiedenen Laseranwendungen aus?
MORITZ: In der wissenschaftlichen Welt ist es seit Langem akzeptiert, dass die Laserapplikation in Wurzelkanälen desinfizierend wirkt. Diese Wirkung wird nun zunehmend auch in der Parodontologie anerkannt. So sprach sich auf dem Kongress etwa DDr. Joanna Kamma, die in der konservierenden Parodontologie tätig und eine frühere Präsidentin der European Federation of Periodontology ist, für die Anwendung von Laser bei Parodontitis aus.

Immer mehr in Mode kommt der Lasereinsatz in der Ästhetik - Stichwort Bleaching. Das Bleichen erfolgt, ohne dass die Zahnsubstanz (mehr oder weniger) angegriffen wird. Das Spektrum der Wellenlänge hat sich dabei erweitert, und es wurden auch neue Gels entwickelt, die zu der jeweiligen Wellenlänge passen.

Im Soft-Tissue-Bereich hat die Laseranwendung bei der Lappenbildung und in der kosmetischen Chirurgie zweifellos Vorteile. Was das Hartgewebe betrifft, so besitzt der Laser eine wunderbare Wirkung bei der Knochenpräparation und der klassischen Zahnpräparation, deshalb ist er auch in der Kinderzahnheilkunde mittlerweile wohl unentbehrlich. Weit mehr als 90 Prozent der Kinder ziehen bei der Präparation das Lasergerät dem Bohrer vor. Auch in der Kariesdetektion spielt der Laser heute eine Rolle.

Wann kommen Lasergeräte in der Orthodontie zum Einsatz?
MORITZ: Hier kommen sie zum Einsatz, um die Kleber zu entfernen (dabei werden keine Schäden an den Zähnen verursacht), weiters zum Aufrauen der Zahnoberfläche.

Welche Rolle spielt die Laserapplikation in der Behandlung sensibler Zahnhälse?
MORITZ: Die Laseranwendung ist heute das Mittel der Wahl, eigentlich das einzige Mittel, das wirklich hilft. Auch hier gibt es verschiedene Laser und unterschiedliche Gels.

Auf der Konferenz gab es auch einen Workshop zum Thema „Laserpräparation in Kombination mit moderner Komposittechnik". Werden solche Kombinationen künftig an Bedeutung gewinnen?
MORITZ: Ja, Firmen, die Komposits herstellen - wie etwa Ivoclar, 3M usw. -, interessieren sich immer mehr für den Laser und die durch ihn ermöglichte Oberflächengestaltung der Zahnhartsubstanz. Ich denke, man kann sagen, dass innovative Techniken immer mehr ineinandergreifen. So gab es auch einen Workshop zum Thema „Laser und OP-Mikroskop - die ideale Kombination in der Endodontie".

Könnten Sie bitte einige Worte zur SOLA-Laserakademie sagen?
MORITZ: Die SOLA-Laserakademie wird von der bekannten Wiener Zahnärztin DDr. Franziska Beer sowie von Dr. Manfred Wittschier aus Landshut geleitet. Der Lehrplan wurde in Kooperation mit den an die SOLA angeschlossenen nationalen Lasergesellschaften, zahlreichen europäischen Universitäten, erfahrenen Praktikern und Laserherstellern erarbeitet. Internationale Experten geben die Erfahrungen aus ihrem Spezialgebiet weiter. Die (theoretische und praktische) Ausbildung erfolgt in drei Modulen, Modul 1 umfasst auch die Ausbildung zum Laserschutzbeauftragten. Das Akademie-Diplom ist schildfähig. Pro Jahr belegen rund 200 ZahnärztInnen aus der ganzen Welt die Kurse.

Wenn Sie einen Blick in die Zukunft werfen: Wird in zehn Jahren in jeder Zahnarztpraxis ein Lasergerät stehen?
MORITZ: Manchmal heißt es ja, Laser und Marktdurchdringung stagnieren. Das stimmt aber nicht. Die Durchdringung nimmt zu (und ist beispielsweise höher als beim Mikroskop) und wird weiter zunehmen. Präparationslaser sind sicherlich nicht billig, und daher ist die Marktpenetration nicht sehr hoch und wird vermutlich auch nicht hoch werden. Ich gehe aber davon aus, dass in zehn Jahren praktisch jede Zahnarztordination einen Diodenlaser haben wird.

Herzlichen Dank für das Interview!
Das Gespräch führte Dr. Peter Wallner.

Weitere Infos über die SOLA: http://www.sola-int.org

Prof. DDr. Andreas Moritz