Therapiemanagement bei komplexen Krankheitsbildern

Die Patientin ist 65 Jahre, und wird von einer Freundin „angeschleppt". Sie ist ständig müde und erschöpft. Sie wirkt unsicher und eingeschüchtert, hat wenig Lebensfreude. Im Halsbereich besteht ein rotes, erhabenes, stark juckendes Exanthem. Sie leidet unter häufigen und langwierigen Infekten.

Seit acht Monaten laufen verschiedene Symbioselenkungen mit Darmkeimmischungen sowie eine Amalgamausleitung. Die Patientin spürt beim Zahn 47 immer wieder „etwas". Aus zahnärztlicher Sicht gibt es zwei Modellgussprothesen, mäßigen Parodontalabbau, zwei wurzelbehandelte Zähne und zwei (röntgenologisch unauffällige) Wurzelreste.

Beim ersten Test gibt es Reaktionen auf fast alle Standardampullen und zahlreiche Organpunkte: diverse Mangelzustände, Allergene, Infekte, Zahnampullen, psychische Akupunkturpunkte, hormonaktive Reflexzonen. Positive Therapielokalisation bei acht Zähnen! Das ist so ähnlich wie bei einer großen Bergtour, wo man sich für eine Route und die passende Ausrüstung entscheiden muss.

Wir müssen eine wichtige Sanierungsmaßnahme wählen, die deutliche Erleichterung bringt und eine weitere Behandlung ermöglicht. Aber nicht jede Pathologie zeigt sich gleich am Beginn oder ist einer Therapie zugänglich. Wir vergleichen die Vorgangsweise gerne mit einer Zwiebel, wo wir Schicht für Schicht abtragen müssen, um an den Kern zu kommen.

Ein gutes Arbeitmodell ist auch die Pyramide zur Krankheitsentstehung nach Dieter Klinghardt: Die Basis bildet der unerlöste psychische Konflikt, also die seelische Störung. Dadurch verändert sich ein Areal im Gehirn (Herde, nach dem umstrittenen Krebsarzt Hamer röntgenologisch darstellbar) und eine somatische Zone: Durchblutung und Stoffwechsel werden über vegetative Reaktionen schlechter, das Milieu sauer. Dann werden Schwermetalle und andere Giftstoffe eingelagert. In einer solchen Gegend siedeln sich Krankheitserreger an, die dann die Symptome hervorrufen. Diese stellen aber nur die Spitze des Eisberges dar. Viel zu oft erfolgt nur eine Symptombekämpfung, sodass diese oder ähnliche Symptome nach kurzer Zeit wieder auftreten.

Wir haben nun die Möglichkeit, mit unseren Methoden herauszufinden, welche Störung am wichtigsten ist: Entweder wir suchen das Heilmittel, das möglichst viele Pathologien ausgleicht oder wir verwenden die Handmode-Priorität, die uns anzeigt, was sowohl wichtig als auch derzeit einer Therapie zugänglich ist. Wählen wir den falschen Zugang, kommt es nicht zur Heilung oder der Zustand verschlechtert sich sogar, weil der Organismus überfordert ist (wie das in den Anfängen der Neuraltherapie bei Serienextraktionen oder bei umfangreicher Amalgamentfernung ohne Vorbehandlung geschehen ist). Für die Therapieauswahl machen auch die Behandlungsebenen (ebenfalls Handmodes) Sinn:

Struktur: physiotherapeutische, manuelle Methoden, Operationen
Chemie
: Substitution, Hormonbalance, Infektbekämpfung, Herdsanierung
Psyche: Homöopathie, Bachblüten, Gesprächstherapie
Information: Homöopathie, Akupunktur, Bioresonanz

Praktischerweise passen oft Methoden, die der Behandler gut beherrscht; die meisten von uns haben ja auch einige Verfahren erlernt. Und manchmal sind auch Kompromisse nötig, die mit einer Zahnarztpraxis vereinbar sind. Ein gutes Beispiel ist das weite Feld der psychischen Probleme: Einige Therapeuten möchten direkt an der „Grundstörung" angreifen. Ich kann davor nur warnen, der psychische Zusammenbruch eines Patienten, der im Moment auch körperlich nicht gut beisammen ist, kostet viel Zeit, und die Behandlung bedarf einer fundierten Ausbildung des Therapeuten. Wir Zahnärzte sind dabei meist heillos überfordert. Ähnliches berichten mir auch unsere Hypnoseärzte, oder wissen alle Leser, wie sie vorgehen sollen, wenn im Rahmen einer Trance ein Missbrauchsverdacht auftaucht? Meine Vorgehensweise ist mehr praktisch und der Schulmedizin nicht ganz ferne: Substitution aller Mangelzustände (entstanden durch den erhöhten Verbrauch infolge langer Infekte, Schadstoffeinlagerung, Malabsorption bei Darmstörungen), evtl. Symbioselenkung.

Ausleitung vor allem mit tiefpotenzierten homöopathischen Dilutionen oder Mischpräparaten und Omega 3- sowie Omega 6- Ölen.
Infektbekämpfung durch Phytotherapeutika, Homöopathika, ätherische Öle.
Psychische Stärkung erfolgt bei mir fast ausschließlich durch Homöopathika, evtl. mit Akupunktur. Sehr oft bringen aber auch Mineralstoffe wie Zink oder Magnesium eine erstaunliche psychische Festigung.

Bei unserer Patientin haben wir ein halbes Jahr substituiert, Amalgam ausgeleitet und zwischenzeitlich auftretende Infekte bekämpft. Energiepegel und Psyche sprachen schnell an, die Milchzuckerintoleranz schwankte, das Ekzem war nicht ganz wegzubekommen. Nach sechs Monaten entschlossen wir uns für eine Extraktion des Zahnes 47 - ein deutlicher Schritt vorwärts. Das Ekzem wurde mit Froximun beruhigt (Lavagesteinspulver, absorbiert Schwermetalle, in Schüsslersalzcreme 11 eingerührt). Plötzlich testen Parasiten. Es gibt keinen Hinweis auf einen Neuinfekt, keine Auslandsreise. Wir verwenden Schwarzwalnusstinktur, homöopathisches Klapperschlangengift, Nelkenöl - der Labortest bestätigt Oxyuren. Dann treten noch einmal Parästhesien an zwei Fingern auf - Nußtinktur und Leberausleitmittel greifen auch hier.

Mittlerweile geht es der Patientin gut, sie ist fröhlich und genießt das Leben. Sie kommt gerne zum Test, um degenerative Vorgänge aufzuhalten. Unvermeidliche Infekte werden teils von uns naturheilkundlich behandelt, bei Bedarf wird aber selbstverständlich auch Schulmedizin eingesetzt (z.B. im Sommer Borreliose nach Biss am Oberschenkel), die komplementäre Nachbehandlung mache ich gerne.

Dieser Verlauf ist ein gutes Beispiel, dass Zahnmedizin oft mitspielt bzw. die Therapien blockieren kann, die Schritte zur Heilung erfordern aber auch umfassende medizinische Maßnahmen, die in den meisten Fällen durch Allgemeinmediziner erfolgen.

Dr. Eva-Maria Höller

Info
Dr. Dietrich Klinghardt:
Schwermetalle und Umweltgifte als Krankheitsursachen
21.-22. November 2009
Seminarzentrum Frimbergergasse,
1130 Wien
Tel. 01/879 38 26-10
Fax 01/879 38 26-19
office@physioenergetik.at
Vorkenntnisse in Kinesiologie sind erwünscht. Dr. Dietrich Klinghardt bringt immer neue Anregungen und Stoff zum Diskutieren.

Handmode für psychische Ebene