Schadstoffe: Dentaltoxine und Entgiftung

Chemische Produkte unterliegen einer enormen Erneuerungsrate - auch viele unserer Werkstoffe werden dauernd modifiziert oder gänzlich neu entwickelt.

Das neueste Schlagwort ist etwa HEMA- und TEGDMA-frei - angesichts der Allergengefahr dieser beiden Comonomere klingt das bestechend, die Frage wird sein, was diese Mittel ersetzt, um die erwünschten Eigenschaften wie eine bestimmte Plastizität zu erzielen.

Im Gegensatz zu der rasanten Entwicklung der Erzeugung neuer Zahnwerkstoffe und neuer Technologien für zahlreiche Nahrungsmittelzusatzstoffe, Pharmazeutika, Haushalts- und Wohnmaterialien sowie Industriechemikalien steht unser „alter" Organismus. Alles Leben ist Flexibilität, auch der menschliche Körper entwickelt sich - im Jubeljahr Darwins keine neue Erkenntnis. Der Unterschied liegt in der Zeitspanne: Evolution dauert Jahrtausende.
Nun trifft Hochtechnologie auf ein eiszeitliches System.

Prinzipiell findet die Elimination von Schadstoffen hauptsächlich in der Leber statt:
Phase 1 ist eine Oxidation durch Zytochromperoxidasen. Die entstehenden Stoffwechselprodukte sind höchst radikal, giftiger und gefährlicher als das Ausgangsprodukt und sollten sofort weiterverarbeitet werden. Genetische Schnellentgifter haben eine überaktive Zytochromperoxidase, es fallen mehr Problemstoffe an, als weiterverarbeitet werden können. Ein Beispiel aus unserem Fach: Methacrylsäure wird zu 2,3-Epoxy-methacrylsäure: hoch toxisch, mutagen, kanzerogen. Wenn die Weiterverarbeitung über das Glutathionsystem funktioniert - kein Problem. Die Zytochromperoxidasen „giften" auch Alkohol, Narkotika, Barbiturate, Sulfonamide, Antidepresssiva, Blutdruckmittel, Lipidsenker, Asthmamittel, Steroide, Benzpyrene aus Auspuffgasen, Zigarettenrauch, Lösungsmittel, Farbstoffe, Lacke und Pestizide, Schadstoffe aus gebratenem Fleisch, Kaffee. Grapefruitsaft kann das Enzym bremsen (1/4 bis ½ Liter). Brokkoli und Antioxidantienmischungen helfen ebenfalls.

Phase 2 ist eine Kopplung an körpereigene Substanzen, es gibt Acetylierung, Glucuronidierung, Methylierung, Sulfatierung, Glycinbindung und Glutathionkoppelung. Damit werden die Produkte ungiftig und ausscheidbar. Für uns besonders bedeutsam und gleichzeitig leider oft genetisch vermindert ist das Glutathionsystem, zuständig für Schwermetalle, Antibiotika, Östrogene, Alkohol, Chlorbenzol, Benzpyrene, Aflatoxin u.a.

Es gibt verschiedene Transferasen für diverse Organe, in der Leber kommen die Varianten M1 und T1 vor; sie können bei Genvarianten vermindert sein oder fehlen. Teilweise kann die vorhandene Transferase die Aufgaben der anderen, gendefekten, übernehmen. Unterstützende Therapien: Aminosäuren, Molybdän, Vitamin B12 und Folsäure. Homöopathika können die Transskription erleichtern, also die Umsetzung der Enzymproduktion aus der vorgegebenen RNA bzw. die Bildung der Messenger-RNA.

Die Auswirkung zahnärztlicher Werkstoffe auf die Patienten wird generell überschätzt. Giftstoffe sind mengenabhängig und in abgebundener Form meist ungiftig. Wirkliche Giftwirkungen auf Patienten kommen extrem selten vor.

Unterschätzt wird jedoch die Auswirkung der Giftstoffe am Arbeitsplatz, auf uns und unsere Teams: Wir arbeiten mit mehreren, bei der Entgiftung konkurrenzierenden und daher kumulierenden Produkten. Die Einwirkzeit ist ebenfalls erheblich, da wir mehrmals täglich nicht abgebundene Substanzen bearbeiten.

Hauptgefahrenstoffe: Quecksilber, Monomere von Prothesenkunststoffen und Copolymere der Füllungskunststoffe. Sparsam verwenden, nicht angreifen (resorbierbar durch die Haut), Bondings nicht verblasen und einatmen. Gute Absaugung und viel lüften.

Alle Toxine sind fettlöslich und werden intrazellulär gespeichert, Kumulation mit Pestiziden, Lösungsmittel, Formaldehyd (Teppichkleber ...) und Holzschutz.

Bis vor einigen Jahren war die Blutuntersuchung auf diese Stoffe extrem schwierig, als Therapie praktisch nur Ayurveda erfolgreich - wegen der zahlreichen Ölanwendungen.

Aktuelle Ausleitmittel:
Phytohypophyson C (Stressmittel), Phytohypophyson L (Hormonwirkung), Berberis D2 Dil., Quassia D2 Dil., Lymphdiaral Tr., alle homöopathisch, je 15-20 Tr., 10 Min. vor dem Essen
Öle: Leinöl 1 Esslöffel, Lachsöl 2x2 Kps. oder Nachtkerzenöl 2x 500-1000 mg
Grünalgen: Chlorella oder Spirulina 2x2 für Schwermetalle
Yellow Dock Root (Sauerampfer) 2x1 Kps: allgemeine Ausleitung
Unterstützend: Lymphrubbeln entlang der Clavicula, 1-2 x täglich 10 Minuten
Praxisteams können kurartig 2x im Jahr etwa sechs Wochen eine solche Ausleitung machen.
Bei neurologischen Symptomen zuerst normal ausleiten, über den Kompartimentausgleich oft Besserung. ZNS-Ausleitmittel sollen nur nach Test verwendet werden, sie öffnen die Blut-Hirn-Schranke, und das natürlich in beide Richtungen (z.B. spagyrischer Koriander, DMSA, MSM, Alphaliponsäure, Vitamin C).

Wer seine genetische Entgiftungskapazität kennen will: Die genetische Anlage der Enzyme CYP und GST kann man über Mundschleimhautabstriche testen. Ansprechpartner: Allgemeinärztin Dr. Heidi Thomasberger, Wien (Tel. 512 23 66).

Das körpereigene Detoxifikationssystem ist also eigentlich ein tolles Labor, versehen mit modernsten Betriebssicherheitssystemen, Rückkoppelungsmechanismen und Notfallwegen. Aber es wird mit Angriffswellen, unidentifizierbaren Objekten und gemeinen Maskierungstricks überrumpelt.
Das beginnt mit Zerstörung der vorhandenen Membranbarrieren durch Konservierungsmittel und Desinfektionsmittel (Mundspülungen!) - die aktive Resorption sinnvoller Nährstoffe sinkt, weil dafür ja Distinktion und Koordination erforderlich sind, das Eindringen von Schadstoffen und zu großen Fremdeiweißpartikeln (Allergene) wird möglich. Teile davon werden in Binde- und Fettgewebe abgelagert und stören den weiteren Stoffwechsel.

Die Schleimhautzellen tragen an ihrer Oberfläche auch Kohlenhydrate, die zwischen Freund und Feind differenzieren: lektinartige Rezeptoren. Diese sind wichtig für die Phagozytose. Sie sind teilweise blutgruppen-assoziiert (Grundlage für die Blutgruppendiät) und spielen eine große Rolle bei der Immunabwehr, weil sie Fremdmaterial erkennen müssen. Manche Bakterien, z.B. E. coli, haben sich eine Schutzschicht aus Schleim zugelegt und werden daher vom System nicht erkannt. Je stärker verändert unsere Nahrungsmittel nun sind, umso weniger werden sie klar erkannt und verwertet. Das gilt z.B. für „Leicht"-Produkte, die zum Teil „unverwertbare" Zucker enthalten, oder Medikamente, die die Fettaufnahme blockieren.

Gentechnisch veränderte Bakterienstämme (zum Zweck der Patentierung) können keine gesunde Darmflora generieren - Tropfen und Kapseln aus der Apotheke schon. Naturbelassene Milchprodukte in großen Mengen wären auch möglich, Milch und Milchzucker machen allerdings vielen Menschen Probleme.

Mittel zur Wiederherstellung funktionierender Membranen: Öle (wie beim Ausleiten) und die Aminosäure L-Glutamin (2 x 250 mg Kps., Lambrechts, Thorne oder Pure Encapsulations - einige Produkte heimischer Provenienz funktionieren leider nicht). Eventuell Vitamin B1.
Angst vor unseren Materialien wäre kontraproduktiv und schwächt uns nur noch mehr, Vorsichtsmaßnahmen und Gegenstrategien sind jedoch angebracht.

Dr. Eva-Maria Höller