Stress Brennen ohne auszubrennen

Gerade Ärzte müssen heute einem enormen beruflichen Druck standhalten. Es herrschen oft unzumutbare Arbeitsbedingungen. Ärzte fühlen sich ausgebeutet, überfordert und ausgebrannt. Darüber wird aber viel zu selten geredet, und wenn, dann eher auf der Sachebene.

Niedergelassene Ärzte müssen ihre Praxis zu einem leistungsorientierten, medizinischen Betrieb machen, um wirtschaftlich überleben zu können und die Arbeitsplätze ihrer Angestellten zu sichern. Und dazu kommen dann noch persönliche Belastungen und Schwierigkeiten mit denen sich der Arzt konfrontiert sieht. Studenten werden aber an der medizinischen Fakultät einer Universität nicht dazu ausgebildet, Führungskraft zu sein, oder gar mit emotionalen Belastungen umzugehen. Unter dem Burnout Syndrom und seinen Folgen leiden Ärzte öfter als andere Berufsgruppen.

Menschen in medizinischen Berufen unterliegen oft sehr extremen physischen, sozialen und emotionalen Belastungen. Und gerade Ärzte, die doch als starke Vorbilder in der Gesellschaft angesehen sind, werden oft plötzlich selbst krank und erleben dann genau das, was sie von ihren Patienten her kennen, nämlich Verzweiflung, Wut, Schmerz und vor allem das Gefühl der Ohnmacht. Der „kranke Arzt" bräuchte dann dringend Hilfe beim Annehmen seiner Krankheit, und muss schmerzlich erfahren, dass es auch für ihn eine Möglichkeit ist, körperlich oder seelisch krank zu sein. Denn ein Arzt ist kein „Übermensch". Das Selbstbild des Arztes, aber auch wie er von der Gesellschaft wahrgenommen wird, verlangt es aber, dieser „Übermensch" zu sein. Daher sind Gedanken wie: „Ich kann nicht mehr", oder „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll" fast unmöglich. Und das würde auch dem, was Ärzte während des Studiums und in der Ausbildung gelernt haben, absolut widersprechen. Der stets Verantwortung übernehmende starke Arzt, der ein gesunder Mensch ist, der den Trost und Hilfe suchenden schwachen Kranken hilft, ist tief in der Vorstellung der Gesellschaft verwurzelt.

Erschöpft - verbittert - ausgebrannt
Was für den Körper das Immunsystem ist, das sind Gefühle und Emotionen für die Psyche. Sie sollen abwehren was Sie bedroht, und zulassen, was Ihnen gut tut. Gefühle beeinflussen uns in jeder Sekunde, aber erst wenn wir uns für sie öffnen und ihre Botschaften verstehen, kann unser Leben wirklich gelingen. Deswegen ist es so wichtig, sich im täglichen Leben vor „Energiesaugern" zu schützen, vor allem aber, sie zu erkennen. Ähnlich wie wir unser Immunsystem mit Vitaminen stärken, gilt es die Psyche durch gezieltes Mental- und Humortraining zu immunisieren. Ziel ist es, das Bewusstsein für die Komik im Alltag zu sensibilisieren und Humor zur Lebenserleichterung anzuwenden. Das wirkt bei Stress wahre Wunder, denn in Panik gelingt sowieso nichts.
Gestatten Sie mir eine Frage: Werden Sie oft enttäuscht? Wenn ja, dann überprüfen Sie doch einmal Ihre Lebenseinstellung, denn neunundneunzig Prozent unserer Erwartungen sind unrealistisch, ja wir merken nicht einmal, dass es sich um solche handelt. Wir gehen ganz einfach davon aus: es wird das eintreffen, was wir uns erwartet haben, und verteidigen sogar noch diese Sichtweise - oft mit heftigen Emotionen und Gefühlen.

Versuchen Sie doch einmal das Leben mit mehr Humor zu gestalten und nehmen Sie Ihre Mitmenschen öfter mit einem toleranten Augenzwinkern, so wie sie sind, und nicht wie sie sein sollen. Dadurch bauen Sie eine wunderbare Brücke zwischen Ihren Erwartungen und der Realität, ohne dabei als „Verlierer" dazustehen und Sie reduzieren vor allem auch Ihre Möglichkeiten krank zu werden. Ich garantiere Ihnen, es lohnt sich.

Dr. Andreas Kienzl
Humortherapeut, Coach

 

Fehlende Erholung
schmälert Arbeitsleistung
Beste Regeneration bei aktiver und regelmäßiger Freizeitgestaltung

► Mainz (pte) - Erholte Menschen sind in der Arbeit kreativer, helfen den Kollegen mehr und zeigen mehr Initiative. Was als allgemein bekannt gilt, wies die Psychologin Carmen Binnewies von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz nun empirisch nach. Sie untersuchte dazu 600 Personen aus der öffentlichen Verwaltung, aus Klein- und Mittelbetrieben sowie aus der Behindertenarbeit. Gezielte Erholung wie Schlaf und Sport habe einerseits physiologische Wirkung, andererseits schaffe sie auch Selbstwirksamkeit. „Wer erholt ist, weiß, dass er leistungsfähig ist", so die Psychologin.
Als besonders wichtig für die Arbeitsleistung erwies sich in der Studie die Kontinuität in der Erholung, zu der neben der täglichen freien Zeit auch das freie Wochenende beiträgt. „Das Wochenende macht Aktivitäten möglich, für die unter der Woche keine Zeit bleibt, und lässt den Menschen somit Kraft tanken. Geschieht das nicht, kann das negative Auswirkungen auf die gesamte darauffolgende Woche haben." Länger andauernde Erholungsphasen wie der Urlaub seien zwar für Leute wichtig, deren Kräfte erschöpft sind, sie hätten jedoch gegenüber der regelmäßigen Erholung nur geringe Bedeutung. „Der Urlaub wirkt höchstens vier Arbeitswochen nach, egal wie lange er gedauert hat", betont die Studienautorin.
Mehr Arbeit statt Erholung
Fällt die Erholung neben der Arbeit weg, versuchen Menschen dies laut Studie durch mehr Arbeit zu kompensieren. „Sie schaffen dadurch kurzfristig eine höhere Leistung, brauchen ihre Ressourcen jedoch auf", sagt Binnewies. In Folge sinkt die Qualität der Arbeit.
Erholungsprobleme haben am ehesten Menschen, die in ihrer Arbeit unter starkem Stress stehen. „Um zum Beispiel Sport zu betreiben, braucht der Körper auch Energie und muss sich anschließend ausrasten können."
Gestresste Menschen würden tendenziell wenig Sport betreiben, obwohl sie von dessen Vorzügen überzeugt seien. Einen Ausweg aus dieser Situation sieht Binnewies in Freizeitroutinen. „Konkrete Fixtermine wie das Schwimmen am Donnerstagabend sind da hilfreich, besonders wenn es in Verabredung mit Freunden geschieht", so die Empfehlung der Psychologin.
Welche Form der Erholung die beste ist, muss jeder individuell herausfinden. „Jeder findet seinen eigenen Weg", erklärt Binnewies.
Guter Schlaf ist wichtig
„Viele betreiben in ihrer Freizeit Sport, treffen andere, engagieren sich ehrenamtlich oder machen es sich einfach am Sofa bequem." Aktive Tätigkeit tragen mehr zur Erholung bei als passive, wichtig sei außerdem ausreichender und qualitativ guter Schlaf. Die Freizeit sei jedoch nicht immer erholsam, denn manche empfänden etwa die Haushaltsführung als Belastung oder arbeiten in der Freizeit für andere Arbeitgeber. „Für den Erholungswert kommt es nicht auf die Art der Tätigkeit an, sondern darauf, wie positiv ich sie erlebe", so das Resümee der Mainzer Psychologin.
So invididuell Menschen ihre Erholung auch gestalten, die Untersuchung stellte dennoch Berufstrends fest. Lehrer zeigten etwa tendenziell positive Auswirkungen auf passive Erholung. „Das hängt vielleicht mit dem Trubel zusammen, den sie in ihrer Arbeit mit den Kindern empfinden", vermutet die Studienautorin. Auch soziale und ehrenamtliche Tätigkeiten böten sich an, wobei Menschen mit einem großen Ausmaß arbeitsbedingter Sozialkontakte hier gelegentlich an Grenzen stoßen, wie Binnewies bei der Untersuchung von Flugbegleiterinnen zeigte.

http://www.uni-mainz.de