Moderne Zahnmedizin Teil 2: Vor- und Nachteile in der Zahnarztpraxis

Lupe und Mikroskop sind Begriffe, die in vielen medizinischen Fachbereichen immer öfter vorkommen - so auch in der Zahnmedizin. Doch welchen Stellenwert sollen sie in unserer täglichen Praxis einnehmen?

Grundlagenwissen Teil II:
Welcher Vergrößerungsfaktor? Die Kardinalfrage nach der Vergrößerung kann mit einem Zitat von Carl Zeiss beantwortet werden: „So viel wie nötig und so wenig wie möglich". Die am weitaus häufigsten verwendeten Vergrößerungen sind 2,5- bis 3,3-fach. In der Zahnmedizin und der MKG-Chirurgie kommen meist 2- bis 5-fach vergrößernde Lupen-Systeme zum Einsatz. In der Endodontie können auch noch höhere Vergrößerungen über das Varioscope oder ein Mikroskop sinnvoll sein. Die Entscheidung für einen Vergrößerungsfaktor hängt von der persönlichen Präferenz, der nötigen Präzision und dem gewünschten Behandlungskomfort ab. Zum Einstieg in die Welt der Vergrößerungen eignen sich Systeme mit einem Faktor von 2-fach bis maximal 3,5-fach.


Abb. 1: Tiefe distale Tasche

Optimaler Arbeitsabstand?
Je nach Körpergröße, Arbeitshaltung und Stuhlposition ergibt sich für jeden Behandler ein individueller Arbeitsabstand. Ermittelt wird dieser unter Live-Bedingungen am Behandlungsstuhl. Gemessen wird vom Objekt Zahn zum Auge des Behandlers. Werden unterschiedliche Stuhl- und Behandlungspositionen für Oberkiefer- bzw. Unterkieferbehandlungen verwendet, so ist es ratsam, den Mittelwert der beiden Abstände festzustellen. Sind die Arbeitshaltungen bei den einzelnen Quadranten extrem divergierend, sollte bei der Wahl eines Systems dem Kriterium Schärfentiefe besondere Beachtung geschenkt werden. Bei sitzender Tätigkeit liegen die Arbeitsabstände meist zwischen 30 und 40 cm, bei Behandlungen im Stehen können sie bis zu 50 cm betragen. Alle Hersteller bieten Modelle im Bereich von 30 bis 40 cm an. Achten Sie auch darauf, ob der Arbeitsabstand individuell angepasst werden kann (z. B. TTL-Lupen von SURGITEL) oder ob Sie auf die klassischen 5er-Schritte (30, 35 bzw. 40 cm) angewiesen sind.

Quelle: Dent Implantol 7, 508-520 (2003)

Ein Fall aus der Praxis von Prof. Dr. med. dent. Ulrich P. Saxer, Klinikleiter des Zahnmedizinischen Zentrums Zürich Nord, Spezialist für Parodontologie:
Ein Patient mit 18 Jahren kam in unsere Praxis mit dem typischen Krankheitsbild einer juvenilen Parodontitis. Wir haben auch den Zahn 36 wie alle anderen Bereiche traditionell mit Scaling und Rootplaning behandelt. Der Patient wurde innerhalb von 18 Monaten praktisch gesund, bis auf die Stelle am Zahn 36.

Im ersten Röntgenbild (Abb. 1) - mit der tiefen distalen Tasche - sehen Sie einen primären Misserfolg mit der traditionellen Behandlung. Diesen Zahn haben wir danach mit dem Perio-Endoskop (Endoskop mit 40-facher Vergrößerung, das direkt in die parodontale Tasche eingeführt werden kann) behandelt. Das zweite Röntgenbild (Abb. 2) zeigt zwei Jahre nach der Perio-Endoskop-Behandlung den Erfolg. Die Taschen an dieser Stelle waren im Bereich von 12 mm und sind jetzt meist zwischen 4 und 5 mm.

 

Abb. 2: Zwei Jahre danach.