Wohlfühlpraxis statt Horrortrip ist gefragt

Eine strahlende Reihe makelloser und gesunder Zähne, blendend weiß über Nacht - ein Pinselstrich genügt. Diese Bilder werden täglich in der Werbung vermittelt. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus.

Die wenigsten Menschen haben ein perfektes Gebiss, und trotzdem: fast niemand geht wirklich gerne zum Zahnarzt. Manche Patienten fürchten das Surren des Bohrers und die Instrumente im hochsensiblen Mundbereich so sehr, dass sie den Besuch von vornherein meiden. Bis zu 14 Prozent der Patienten leiden unter einer Oral- oder Zahnarztphobie. Nur der Gedanke an eine Zahnarztpraxis verursacht diesen Menschen einen fürchterlichen Leidensdruck. In diesen Fällen ist eine Behandlung oft nur unter Hypnose, in Narkose oder mit einer psychotherapeutischen Vorbereitung sinnvoll.

Mund auf - ganz ohne Angst?
In den westlichen Industriestaaten, weisen klinische Untersuchungen nach, haben bis zu 70 Prozent der Bevölkerung Angst vor dem Zahnarzt. Der Zahnarzt kann aber durch sein Verhalten sehr viel dazu beitragen, damit die Angst für den Patienten möglichst erträglich bleibt, oder erst gar nicht aufkommen kann. Es ist daher gleichermaßen für Arzt und Patienten wichtig diese Angst zu thematisieren. Viele der Angstpatienten - vor allem männliche - versuchen ihre Angst zu verbergen, die sich aber dann während der Behandlung auf unterschiedlichste Weise zeigen und zu Komplikationen führen kann. Daher ist ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Arzt und Patient unbedingt erforderlich. Wichtig ist auch eine entspannte Atmosphäre, in der sich die Patienten wohl fühlen und in einer für sie verständlichen Weise über die notwendigen Schritte aufgeklärt werden.

Machen Sie Ihren Patienten auch niemals Vorwürfe über den Zustand ihrer Zähne. Anregungen über eine bessere Pflege, oder regelmäßige Kontrollen werden auf humorvolle Art viel besser angenommen, was besonders im Umgang mit Kindern enorm vorteilhaft ist. Kinder sind nun einmal die Patienten von morgen. Daher sollte sie der Zahnarzt mit besonders viel Humor behandeln, denn hier wird der Grundstein für ein vertrauensvolles Verhältnis oder ein Angstverhalten gelegt. Eltern machen oft falsche Versprechungen über nicht schmerzende Eingriffe. Binden Sie daher auch die Eltern in den Behandlungsprozess ein. Sollte ein Kind während der Behandlung plötzlich Angst bekommen, hilft oft eine einfache Erklärung der nächsten Behandlungsschritte, am besten in der „Kindersprache".

Optimale Rahmenbedingungen

  • Keine langen Wartezeiten
  • Wahre Wunder wirkt zu Beginn der Behandlung die Frage, ob der Patient Angst hat. Dadurch fühlen sich Patienten angenommen und verstanden. Nach der Behandlung nicht mit Lob sparen - auch bei erwachsenen Angstpatienten.
  • Ablenkung durch Entspannungsmusik und angenehmen Duft im Wartezimmer.
  • Auf keinen Fall längere Aufenthalte allein im Behandlungsstuhl mit Blick auf den Bohrer.
    Sehr hilfreich kann es auch sein den Patienten zum aktiven Assistenten zu machen, z.B. beim Absaugen von Speichel. Der Patient wird dadurch abgelenkt und fühlt sich nicht so ausgeliefert.
  • Das Schmerzgefühl ist am Nachmittag geringer, wehleidige Patienten unter diesem Hinweis ab 14 Uhr einteilen. Das ist psychologisch sehr hilfreich.
  • Vermeiden Sie leises Sprechen im Hintergrund und eine Angst machende Kommunikation mit Ihrer Assistentin vor dem Patienten. Auch sorgenvolle oder entsetzte Blicke sind weitere „Angstmacher".
  • Eine humorvolle Kommunikation ist für Arzt und Angstpatienten Entspannung pur. Legen Sie sich einige Tricks zurecht, oder reagieren Sie einmal anders als man es von Ihnen gewöhnt ist.

Dr. Andreas Kienzl
Humortherapeut
www.ive.at

Dr. Andreas Kienzl