2004 ist die Karl Landsteiner Gesellschaft gegründet worden und hat sich seitdem zur größten außeruniversitären Forschungseinrichtung in Wien gemausert. Dennoch ist sie ein gemeinnütziger Verein geblieben.
„Angetreten, um die Forschungslandschaft zu verändern, sind ihre Ziele von einst bis heute gültig. Damals wie heute tritt die Karl Landsteiner Gesellschaft dafür ein, die medizinisch-wissenschaftliche Forschung bestmöglich zu fördern, interdisziplinäres Arbeiten noch weiter auszubauen und den Wissenstransfer zwischen den Fachgruppen nicht nur zu verbessern, sondern zu optimieren. Heute vereint die Gesellschaft 69 Institute, die nahezu sämtliche Teilgebiete der Medizin abdecken, unter ihrem Dach. Alle arbeiten selbständig, vor allem zum Wohl ihrer Patientinnen und Patienten mit einem bewusst hohen Praxisbezug“, liest man in der Einleitung der äußerst liebevoll gestalteten Festschrift anlässlich des 20. Geburtstages.
Der Festakt fand in dem geschichtsträchtigen Van-Swieten-Saal statt und wurde von Prof. Dr. Bernhard Schwarz, Leiter des Institutes für Gesundheitsökonomie und Präsident der Gesellschaft, eröffnet. Er betonte, wie wichtig die Freude an der Arbeit und die Motivation für die Forschung ist. Die Gesellschaft hat seit Beginn ihrer Tätigkeit versucht die bürokratischen Wege zur Etablierung von Instituten niedrig zu halten. Und dieser Weg war genau richtig, wie die heute bestehenden 69 (!) Institute beweisen. Im Anschluss begrüßte der Rektor der MedUni Wien Prof. Dr. Markus Müller die zahlreiche Gästeschar und erwähnte vor allem die Gründungsväter Hofrat Prof. Dr. Robert Fischer, MR Dr. Gerhard Weintögl und Prof. Dr. Georg Salem. Dr. Gerhard Weintögl, langjähriger Präsident der NÖ Ärztekammer, gab einen historischen Überblick: Im Jahr 2004 kamen Dr. Fischer und Dr. Salem zu ihm. Sie wollten eine neue medizinische Forschungsgesellschaft gründen, um, im Gegensatz zum Ludwig Boltzmann Institut, den leichten Zugang zur offiziellen Forschung durch die Gründung neuer Institute im Rahmen einer neuen Gesellschaft zu ermöglichen. Weintögl: „Georg Salem war aufgefallen, dass Primariate nicht oder kaum an niederösterreichische Ärzte vergeben wurden, weil sie zu wenig wissenschaftliches Arbeiten vorweisen konnten. Für mich als Allgemeinmediziner aber war es ein ganz besonderes Anliegen, Forschung auch für die Allgemeinmedizin zu ermöglichen.“ Und so rannten die beiden Gründerväter beim Präsidenten eine offene Tür ein.
Zunächst gab es nur drei Institute, das Sekretariat wurde von der NÖÄK mitbetreut, es fand sich auch eine kleine Lokalität in St. Pölten. Die Kosten waren anfangs schwierig zu stemmen, das Land NÖ selbst trug wenig dazu bei, obwohl die Gesellschaft von Anfang das blau-gelbe Logo als deutliche Botschaft und Abgrenzung zu Wien übernommen hatte. Aber es gab private Spenden und schnell auch Kooperationen mit dem Krankenanstaltenverbund. Namensgeber sollte natürlich ein Niederösterreicher sein und so kam man auf Dr. Karl Landsteiner, der selbst auch schon außeruniversitär geforscht hatte, und zwar bahnbrechend. Heute gibt es also 69 Institute; sie arbeiten selbständig und liefern einen kleinen Beitrag für die Administration der Gesellschaft ab. Sie können berufsbegleitend geführt werden. Die Finanzierung, so HR Dr. Robert Fischer, wird von den Instituten selbst in die Wege geleitet. Sie treten an Pharmafirmen, die klinische Prüfungen vergeben, heran, die Institutsleiter stellen das Einverständnis mit dem Krankenanstaltenverbund, z.B. der Vinzenz-Gruppe, her und erstellen einen genauen Budgetplan. Im zahnärztlichen Bereich gibt es übrigens derzeit nur ein Institut, nämlich das von Prof. DDr. Franz Watzinger und DDDr. Sonja Müller geführte Institut für osteoregenerative Methoden in der MKG-Chirurgie.
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Van Swieten Saal
Im Gebäudekomplex des ehemaligen k.&k. Garnisons-Spitals befindet sich dieser wunderschöne Saal. Das Spital wurde 1783/84 nach Plänen des Hofarchitekten Isidore Carnelave errichtet, Auftraggeber war Kaiser Joseph II. Das Spital hatte Platz für 1200 Patienten. Gleich nebenan wurde die „Josephinisch-chirurgische Militärakademie“ , heute Josephinum, errichtet und mit 1192 anatomischen Wachsmodellen, die ebenfalls Ende des 18. Jahrhunderts in Florenz geschaffen wurden, für die Ausbildung der Militärchirurgen ausgestattet. Der Van Swieten Saal, der nach dem berühmten 1. Leibarzt der Kaiserin Maria Theresia so benannt wurde, ist im Zuge der Neugestaltung und des Umbaues des gesamten Gebäudekomplexes wunderschön restauriert worden. Technisch bestens ausgestattet und multifunktional kann er bis zu 300 Gäste beherbergen.