suprazeile - Überkappung, Pulpotomie oder Pulpektomie

In der Zahnheilkunde stehen Zahnärzte oft vor der Herausforderung, zwischen verschiedenen Behandlungsmethoden wählen zu müssen, um die Gesundheit und Funktion von Zähnen zu erhalten. Ein Konzept, das bei diesen Entscheidungen eine wichtige Rolle spielt, ist die sogenannte "Todesspirale des Zahns". Diese beschreibt den Prozess, bei dem nach jedem invasiven Eingriff die Langzeitüberlebensrate des Zahns abnimmt. Aus diesem Grund ist es entscheidend, dass Zahnärzte nicht immer sofort zu Maßnahmen wie der Pulpektomie greifen, sondern zunächst weniger invasive Verfahren wie die Überkappung oder Pulpotomie in Betracht ziehen. Dies deckt sich auch mit dem Positionspapier „Aktuelle Empfehlungen zur Vitalerhaltung der Pulpa" der DGET aus dem Jahr 2019.

Dieser Artikel bietet einen Überblick über die Verfahren der Überkappung, Pulpotomie und Pulpektomie. Er soll Anreize schaffen, sich weiter mit dem Thema der Vitalerhaltung auseinanderzusetzen, damit Behandler fundierte Entscheidungen treffen können. Dabei ist es entscheidend, Patienten die bestmögliche Behandlung anzubieten, um die Langzeitgesundheit ihrer Zähne zu bewahren. Zudem wird der Punkt der Pulpotomie genauer behandelt, da dieses Verfahren derzeit wenig Anwendung in niedergelassenen Praxen findet. Zunächst eine kurze Wiederholung zu Überkappung, Pulpotomie und Pulpektomie. Diese drei Verfahren werden in der Zahnheilkunde angewendet, um auf unterschiedliche Weise auf die Bedürfnisse von Zähnen mit tiefen Kariesläsionen zu reagieren. Die direkte Überkappung beinhaltet die Entfernung von Karies und das Auftragen einer schützenden Schicht auf die Pulpa, um ihre Regeneration zu fördern. Verwendete Materialien basieren auf Calciumhydroxid oder MTA. Bei Materialien, die Calciumhydroxid enthalten, sollten flüssige Präparate den aushärtenden vorgezogen werden, da sie länger Hydroxidionen abgeben und dadurch länger eine Tertierdentinbildung fördern. Um den direkten Kontakt von Komposit zur Pulpa zu vermeiden, sollte ein Liner auf Basis von Glasionomerzement verwendet werden. Bei Läsionen, die größer als 1 mm sind, empfiehlt sich die Anwendung von MTA. Voraussetzung für eine Überkappung ist das aseptische Arbeiten unter Kofferdam und eine mögliche Blutstillung der Pulpa. Die Pulpotomie beinhaltet die Entfernung des oberen Teils der Pulpa, der sich im Bereich des Pulpencavums befindet, während der untere Teil im Kanalsystem intakt bleibt, um die Entzündung zu entfernen und die Vitalität des Zahns dennoch zu erhalten. Voraussetzungen sind, wie bei der Überkappung, die Möglichkeit eines aseptischen Arbeitsumfelds mithilfe von Kofferdam sowie die Möglichkeit der Blutstillung der Kronenpulpa. Die Pulpektomie hingegen stellt die klassische Wurzelkanalbehandlung dar. Diese beinhaltet die vollständige Entfernung der Pulpa, wenn sie irreversibel geschädigt ist, gefolgt von einer gründlichen Reinigung und der Auffüllung des Hohlraums. Jedes Verfahren hat seine eigenen Indikationen und wird entsprechend des Zustands des Zahns und der umliegenden Gewebe ausgewählt. Es ist wichtig zu betonen, dass bei der Behandlung von Zähnen mit tiefen Kariesläsionen, sofern die Diagnose es erlaubt, immer zunächst weniger invasive Verfahren wie die Überkappung oder Pulpotomie in Betracht gezogen werden sollten. So kann bei einem geplantem Termin intraoperatiev entschieden werden ob eine Vitalerhaltung möglich ist. Diese Ansätze ermöglichen es, die Vitalität des Zahns zu erhalten und seine Langzeitüberlebensrate zu verbessern, indem die Entzündung kontrolliert wird und eine ausreichende Barriere gegenüber weiteren Reizungen und Infektionen geboten wird. Durch den Beginn mit diesen weniger invasiven Maßnahmen wird die Notwendigkeit einer Pulpektomie möglicherweise vermieden oder zumindest verzögert, wodurch die strukturelle Integrität des Zahns und seine Funktion über einen längeren Zeitraum erhalten bleiben können und dadurch die Anfangs erwähnte "Todesspirale" hinausgezögert wird.

Pulpotomie Step by Step

Die Pulpotomie ist ein präziser Eingriff, der unter aseptischen Bedingungen durchgeführt werden muss, um eine erfolgreiche Behandlung zu gewährleisten. Die Verwendung eines Kofferdams ist entscheidend, um das Behandlungsfeld abzudichten und eine Kontamination zu vermeiden. Zusätzlich kann eine weitere Abdichtung mit flüssigen Kunststoffen wie beispielsweise Opaldam erwogen werden. Bei der Pulpotomie ist es unerlässlich, ein steriles Instrumentarium zu verwenden. Nach der initialen Trepanation und Kariesentfernung sollte auf einen neuen sterilen Diamantschleifkörper gewechselt werden. Mit diesem sollte dann unter Hochtourigkeit und Wasserkühlung die Kronenpulpa entfernt werden. Nachdem das infizierte Gewebe entfernt wurde, sollte eine Blutungsstillung mit einem Kunststoffschwämmchen erfolgen, das in 3-5% Natriumhypochlorit (NaOCl) getränkt ist. Lässt sich die Blutung nach wenigen Minuten nicht stillen, ist dies ein Zeichen für eine irreversible Pulpitis, und es sollte mit einer Wurzelkanalbehandlung begonnen werden. Ist die Blutung kontrollierbar, sollte anschließend der Pulpenhöhlenbereich mit MTA abgedeckt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass das MTA nicht in die Kanäle hineingedrückt wird, um eine unerwünschte Drucknekrose zu vermeiden. Eine zusätzliche Abdichtung mit einem lichthärtenden Glas-Ionomer-Zement (GIZ) kann erfolgen, bevor die normale Füllungstherapie durchgeführt wird. Es ist wichtig, den Patienten über mögliche Schmerzen nach dem Eingriff aufzuklären. Leichte Schmerzen sind normal und sollten innerhalb weniger Tage abklingen. Dennoch ist ein Kontrolltermin nach 2 Wochen sowie ein weiterer Termin nach 2 Monaten ratsam, um den Heilungsprozess zu überwachen und sicherzustellen, dass der Eingriff erfolgreich war. Weiterhin sollte der Patient über die mögliche Verfärbung des Zahns aufgeklärt werden, insbesondere im ästhetischen Bereich ist auf dieses Risiko zu achten. Da die Verfärbung hauptsächlich auf dem Kontrastmittel im MTA beruht, könnte hier auf kontrastmittelloses Material gewechselt werden.

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Kontakt:
Dr. med.dent. Thimo Appl,
Sigmund Freud PrivatUniversität (SFU), Ambulanz
Freudplatz 3, 1020 Wien