Effektive Lösungen - Interdisziplinäre Zusammenarbeit anhand eines Patientenfalls

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Zahnmedizin ist von großer Bedeutung. Durch die enge Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche können komplexe zahnmedizinische Probleme effektiv gelöst werden. Es ermöglicht uns Zahnärzten, ein umfassendes Behandlungskonzept zu entwickeln und die bestmögliche Versorgung für unsere Patienten zu gewährleisten.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit fördert den Austausch von Wissen und Erfahrungen zwischen den verschiedenen Fachbereichen und trägt somit zur kontinuierlichen Verbesserung der zahnmedizinischen Versorgung bei. Anhand des hier vorgestellten Falles wird die enge Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen der Kieferorthopädie, der Parodontologie und der konservierenden Abteilung auf der Sigmund Freud PrivatUniversität dargestellt.

Fallvorstellung

Die Patientin, weiblich, 54 Jahre alt, wurde im Jahr 2021 an der Parodontologie der SFU Zahnklinik Wien vorstellig. Bei der Patientin lag eine Parodontitis Stadium 3 Grad C vor. Kieferorthopädisch wurde eine Asymmetrie des Unterkiefers sowie ein Unterkieferengstand festgestellt. Ebenso konnte eine Elongation des Zahnes 21 diagnostiziert werden. Weiters waren schwarze Dreiecke (Blacktriangles) und Rezessionen erkennbar.

Behandlungsplan

Nach Anfertigung eines Fotostatus und eines parodontalen Status sollte die Parodontitis mit zwei Basistherapien behandelt werden. Die Planung seitens der Kieferorthopädie beinhaltete eine Korrektur der Mittellinie sowie eine approximale Schmelzreduktion (ASR) zur Auflösung des Engstandes. Der Zahn 31 ist nicht erhaltungswürdig und soll extrahiert werden. Im Anschluss an die kieferorthopädische Behandlung soll die ästhetisch wenig ansprechende Oberkieferfront mit einem ästhetischen Aufbau der Zähne optimiert werden.

Dr. Rebecca Mair
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Behandlungsablauf

Die Behandlung begann mit der supra- und subgingivalen Reinigung des 1. und 4. Quadranten. Neun Tage später erfolgte die zweite Basistherapie des 2. und 3. Quadranten. Im Anschluss wurde der Patientin ein Winkelhoff-Cocktail rezeptiert. Nach einer Mundhygienekontrolle sowie einer Reevaluation zeigte sich eine parodontal stabile Situation, die Patientin konnte in die Recallphase übernommen werden. Im weiteren Verlauf erfolgte das Oberkieferbonding sowie die Extraktion des Zahnes 31 und im Anschluss das Unterkieferbonding. Eine approximale Schmelzreduktion im Oberkiefer regio 12 bis 22 wurde durchgeführt. Das Ende der kieferorthopädischen Behandlung erfolgte nach 19 Monaten. Zur Anfertigung einer Retainerschiene wurde nach dem Debonding ein Scan durchgeführt. Durch die kieferorthopädische Behandlung konnte eine deutliche Verbesserung der Ästhetik erzielt werden. Die Patientin war mit der Ästhetik noch nicht gänzlich zufrieden und äußerte den Wunsch eines ästhetischen Aufbaus. Um die Ästhetik im Frontzahnbereich zu optimieren war ein Wax-Up notwendig. Dieses Verfahren ermöglicht es, die natürliche Form und Farbe der Zähne wiederherzustellen, um ein harmonisches und schönes Lächeln zu erzielen. Das Wax-Up beinhaltete eine ästhetische Rekonstruktion der Zähne 12-22 sowie der Zähne 41 und 42. Zur Herstellung des Wax Ups wurde der Scan post Debonding herangezogen. Ziel war es die Blacktriangles zu reduzieren, den Farbverlauf zu verbessern sowie die Schneidekante der Zähne 11 und 21 zu verlängern, um einen verbesserten Overbite zu erzielen. Nach Erhalt des Wax-Ups konnte der Patientin die Endsituation präsentiert werden. Ein Silikonschlüssel zur palatinalen Wiederherstellung und Referenz wurde angefertigt. Mittels Farbschlüssel konnte die genaue Farbe ermittelt werden. Die Farben A3, AO3 (Dentinfarbe) sowie AE (Schmelzfarbe) der Marke GC G-ænial® A'CHORD wurden mit der Patientin ausgewählt. Ein weiterer wichtiger Punkt war das Timing des Debondings und des Aufbaus der Frontzähne, um der Patientin so rasch wie möglich eine Retentionsschiene sowie einen Retainer anfertigen zu können. Daher wurde zunächst eine Retainerschiene für das Ober- und Unterkiefer angefertigt, um die Zeit bis zum Aufbau der Frontzähne zu überbrücken. Nach Rekonstruktion der palatinalen Lamelle konnte die Referenz für die darauffolgende Schichtung erstellt werden. Die Schichtung erfolgte mit den bereits genannten Farben nach einem systematischen Konzept der Rehabilitation der Dentin- und Schmelzstrukturen. Die behandelten Zähne wurden im Anschluss finiert und poliert, um ein natürliches und harmonisches Endresultat zu erzielen. Darauffolgend war ein erneuter Scan notwendig, um einen fixen Retainer herstellen zu können.

Ergebnis

Die ästhetisch störende Oberkieferfront konnte durch die interdisziplinäre Therapie erheblich verbessert werden. Es konnte eine Optimierung der Okklusion, des Overbites und Overjets erzielt werden. Der Farbverlauf, die Form und die Kontaktpunkte der Frontzähne sind nun deutlich harmonischer. Ein deutlich jugendlicheres Erscheinungsbild ist das Endresultat. Derzeit befindet sich die Patientin in der Recallphase.

Dr. Rebecca Mair

Kontakt:
Dr. Rebecca Mair, Lehre Zahnmedizin/Zahnklinik SFU 
Sigmund Freud PrivatUniversität, Fakultät für Medizin,
Freudplatz 3, 1020 Wien
rebecca.mair@med.sfu.ac.at